Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Zuversicht kehrten zurück. »Nicht annähernd so weit, wie du glaubst.« Dominique griff nach seinem Arm und teleportierte.
    Sie rematerialisierten vor einem der klobigen Levitransporter, unmittelbar neben einigen Eisenmännern, die ihre Waffen gehoben hatten und auf eine Dominantenkugel feuerten – Energieblitze krochen durch die Luft. Dominique achtete nicht auf die Gestalten, die wie Menschen aussahen, aber mit Maschinenhirnen dachten. Durch die offene Luke sprang sie ins Innere des Transporters, orientierte sich mithilfe der Signale in Delm und eilte an weiteren Eisenmännern vorbei, die im Begriff waren, den großen Leviwagen zu verlassen.
    »Rupert! Hörst du mich, Rupert?« Sie rief nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit ihren Gedanken, ohne eine Antwort zu bekommen. Die telepathischen Signale blieben vage und schwach.
    Sie fand ihn in einem der Räume, angeschlossen an Maschinen und Apparate, deren Zweck ihr rätselhaft blieb. Kabel, Schläuche und nabelschnurartige Stränge verbanden seinen nackten, wie aufgequollen wirkenden Körper mit den Aggregaten. Zwei Eisenmänner, ihre Metallkörper nicht mit Synthohaut verkleidet, standen am Kopfende der Liege, auf der er ruhte, und starrten mit glühenden optischen Sensoren auf ihn hinab. Ruperts Augen waren geöffnet, aber trüb und blicklos. Er hatte die rechte Hand halb gehoben, wie um seine Peiniger zu bitten, ihn endlich in Ruhe zu lassen.
    Dominique blieb neben der Liege stehen, nicht davon überrascht, dass Rupert wie alle anderen in der gefrorenen Zeit gefangen war. Sonst hätte sie seine Gedanken empfangen, nicht nur ein wortloses mentales Flüstern. Sie erinnerte sich daran, wie er als Kind gefoltert worden war, und anschließend hatte ihn das Brainstorm-Projekt in einen autistischen Mörder verwandelt. Jetzt litt er erneut.
    »Ein Leben voller Qualen«, sagte Dominique leise und berührte Ruperts Stirn. »Was haben sie mit dir gemacht?«
    Das Raunen im Tal-Telas schien ein wenig lauter zu werden, und Hoffnung erwachte in Dominique. Konnte sie vielleicht doch mit Rupert kommunizieren?
    Ein Gurren lenkte sie ab. Sie drehte den Kopf, sah zur Tür und bemerkte Kiwitt, der dort hockte und sie aufmerksam beobachtete. Tarweder trat an ihm vorbei, den Mantel unterm Arm – hier war es wärmer als im anderen Dominium. »Eine der Dominantenkugeln weit oben hat das Feuer auf diesen Bereich eröffnet. Es lässt sich noch nicht genau feststellen, ob die Entladung diesem Transporter gilt, aber …«
    Dominique verstand. »Wie viel Zeit bleibt uns?«, fragte sie und dachte kurz daran, welche sonderbare Bedeutung die Zeit unter solchen Umständen hatte.
    »Nicht mehr als sechs oder sieben Minuten, schätze ich.«
    Dominique wandte sich wieder Rupert zu und begriff: Wenn sie ihn retten wollte, musste sie ihn aus der gefrorenen Zeit in ihre besondere Phase bringen. Sie schob alle anderen Gedanken beiseite, konzentrierte sich auf das Tal-Telas und spürte erneut die Deformationen der einzelnen Stufen. Die beiden Kräfte – das vertraute Tal-Telas, in dessen Präsenz sie geboren war, und das Flix, das gewaltige Wogen dahinter – verschmolzen miteinander, und durch das Gelbe bekam sie Zugang zu dieser brodelnden Energie. Sie schien in den Kern einer Sonne greifen zu können, um das fünfzehn Milliarden Grad heiße Fusionsfeuer für ihre Zwecke zu nutzen. Ein Feuer, das sie jetzt nicht mehr verbrannte …
    Sie öffnete ihr Selbst und stellte zusätzliche Verbindungen zum aufgeblähten Tal-Telas her, insbesondere zu den beiden höchsten ihr bisher zugänglichen Stufen: Iremia und Jomia. Die neunte Stufe versetzte sie in die Lage, physische und energetische Strukturen zu verändern, und damit hoffte sie, Ruperts Zeitrahmen ihrem eigenen anzupassen. Die zehnte Stufe stellte ihr Wissen zur Verfügung; vielleicht konnte sie so erkennen, wie sie vorgehen, welchen Einfluss sie an welcher Stelle auf das Gefüge der lokalen Raum-Zeit nehmen musste.
    Sie legte Rupert eine Hand auf die kalte Stirn, die andere dort auf die Brust, wo das Herz schlug. Hirn und Herz, die beiden Zentren des Seins, untereinander durch Blut verbunden. Dominique ließ die Kraft des Tal-Telas durch sich strömen, wurde für sie zu einem Kanal, und am Ende dieses Kanals befand sich Rupert und der ihn umgebende Raum. Mentales Feuer brannte in ihr, aber ihr wurde nicht etwa wärmer. Ganz im Gegenteil: Schon nach wenigen Momenten begann sie zu frösteln und war dankbar dafür, ihren Mantel nicht abgelegt zu

Weitere Kostenlose Bücher