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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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kamen doch keinen Zentimeter voran. Sie schrien, aber es blieb alles still. Und die Stille wirkte umso seltsamer und unheimlicher, weil die Ohren Lärm erwarteten: das Donnern von Triebwerken, das Krachen von Explosionen, das Zischen und Fauchen von Energiestrahlen, das Rattern von Projektilwaffen. Der Himmel über der Stadt, den Flüchtlingslagern und der Ebene war voller Levitransporter, und humanoide Gestalten sprangen aus ihnen: mit individuellen Levitatoren ausgestattete Eisenmänner. Aus den Wolken hoch oben am Massiv sanken wie Perlen glänzende halbtransparente Kugeln, in ihrem Innern Dominante, die offenbar bestrebt waren, sowohl Zontra als auch ihre Bergresidenz zu verteidigen.
    So lautlos und erstarrt auch alles sein mochte – es drohte trotzdem Gefahr. Dominique beobachtete, wie keine zehn Meter vor ihr eine fliehende Frau von einer auf sie zukriechenden energetischen Entladung getroffen wurde und ganz langsam verbrannte. Im relativen Zeitrahmen des Opfers geschah alles so schnell, dass ihm nicht einmal Zeit genug blieb, den eigenen Tod bewusst zur Kenntnis zu nehmen. Doch für Dominiques Augen dauerte das Ende der Frau fast eine Minute. Entsetzt beobachtete sie, wie sich ihr der Energiestrahl in den Rücken bohrte, wie sich von dort ein dunkler Fraß ausbreitete, über die Schultern bis zur Brust, den Armen, dem Hals und Gesicht, und schließlich den ganzen Körper verkohlte. Der Gesichtsausdruck der Frau blieb ebenso unverändert wie ihre Haltung.
    Bei einer der langen Röhren fanden sie ein kleines Lager innerhalb des großen, und darin zeigten sich vertraute Gestalten. Der bärtige, kräftig gebaute Arn Hannaratt stand neben einem seiner Transporter, den einen Fuß in der Luke – offenbar wollte er an den Kontrollen Platz nehmen. Nicht weit von ihm entfernt bemerkte Dominique die anderen: die kleine, zierliche Halaila; die immer so verdrießliche Glückmacherin Pina, die diesmal offenbar kein Glück machte; der verschrumpelte Winford; die Krieger, die gegen Eisenmänner und Dominante kaum etwas ausrichten konnten; Hannaratts Sekretär Miller; und die übrigen Mitglieder der Reisegruppe.
    »Wenn wir ihnen doch nur irgendwie helfen könnten«, sagte Dominique. Als ihre Gedanken nach dem Tal-Telas tasteten, spürte sie ein Ziehen im Nacken, das sie an ihre letzte Teleportation erinnerte. Doch diesmal war es stärker, und hinzu kam ein Schwindelgefühl, das sie taumeln ließ. Dem Schwindel folgte jähe Übelkeit, so stark, dass Dominique würgte und sich übergab.
    Als sie sich anschließend wieder aufrichtete, war sie so schwach, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. »Tarweder …«, brachte sie hervor. »Ich brauche das Gelbe …«
    Er war sofort bei ihr, und sie sah die Sorge in seinem Gesicht, als er einen kleinen Behälter hervorholte und ihm gelbes Pulver entnahm. Er löste es in Wasser aus seinem Rucksack auf und reichte Dominique einen Becher. Sie nahm ihn entgegen und trank gierig.
    »Wie viel hast du noch?«, fragte sie und spürte, wie die Kraft langsam zurückkehrte.
    Tarweder ließ den Behälter in einer Tasche seines Overalls verschwinden, schloss dann den Mantel. »Nicht mehr viel.«
    Dominique fragte sich, was geschehen würde, wenn auch die anderen Brunnen nicht mehr funktionierten. Dann saßen sie hier im Vierten Dominium fest, ohne die Möglichkeit, ins Zweite zurückzukehren und Gelbes zu holen. Offenbar verriet ihr Gesicht, was sie dachte, denn Tarweder sagte: »Irgendwie finden wir zurück.«
    Etwas zupfte sanft an ihrer Seele.
    Zuerst hielt Dominique es für einen Effekt der neuen Dosis, aber das Zupfen wiederholte sich, und der kurze Kontakt vermittelte den Eindruck von Vertrautheit. Plötzlich begriff sie.
    »Rupert! Er ist hier!« Sie sah sich um. »Er befindet sich irgendwo in der Nähe …«
    Die letzten Reste der Schwäche lösten sich auf, und sie öffnete ihre Sinne dem Tal-Telas. Die Gedanken der vielen Leute vor und in der Stadt nahm sie als ein dumpfes Brummen wahr: Millionen von leisen Stimmen, die unmöglich voneinander zu trennen waren. Ruperts Präsenz spürte sie nur deshalb, weil eine besondere Beziehung zwischen ihnen existierte, wie ein Band, das sich durch den telepathischen Äther erstreckte. Sie deutete nach links. Jenseits der großen Lager, am Fuß des Berges, waren Dutzende von Transportern der Eisenmänner gelandet – die vagen Signale, die Delm ihr übermittelte, kamen von dort.
    »Ein weiter Weg«, kommentierte Tarweder.
    Tatendrang und

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