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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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nicht wieder nach oben. Sein Leib erschlaffte, die Hand rutschte zur Seite. Dominique sah im Tal-Telas, wie sein Lebenslicht erlosch.
    Tarweder ergriff sie am Arm. »Wir müssen hinaus. Die Dominanten haben auf diesen Transporter gezielt, und der Energieblitz wird sein Ziel in weniger als einer Minute erreichen.«
    Dominique ließ sich von ihm aus dem Zimmer ziehen; in ihr fühlte sich alles taub an. Kiwitt sah zu ihr auf, als sie an ihm vorbeikam, und wieder zeigte sich ein seltsamer Glanz in seinen großen Augen. Kurze Zeit später war sie draußen, mitten in der wilden, stillen Schlacht. Tarweder zog sie noch immer, und sie folgte ihm stolpernd, fort vom Transporter und den Eisenmännern, die vor ihm standen und mit ihren Waffen nach oben schossen.
    »Schneller, Dominique!«, trieb der Alte sie an. »Schneller!« Kiwitt huschte an ihnen vor, lief zu einer Felsengruppe und verschwand dahinter.
    Dominique warf einen Blick über die Schulter und beobachtete, wie der Energieblitz auf den Transporter zukroch, in dem Ruperts Leiche lag. Nur noch wenige Meter trennten ihn von dem großen Leviwagen.
    Die Explosion erfolgte, als Tarweder und Dominique die Felsengruppe erreichten und sich hinter sie duckten. Zunächst merkten sie gar nichts davon, denn ihr Licht brauchte fast zwanzig Sekunden, um zu den Felsen zu gelangen – Dominique beobachtete zum ersten Mal, wie sich Lichtwellen ausbreiteten. Es ist Unsinn , dachte sie. Auf ihre Netzhaut treffende Photonen erlaubten es ihr, die Umgebung zu beobachten, aber diese Photonen gehörten zur anderen Zeitphase – eigentlich hätte sie gar nichts sehen dürfen. Aber dies war Heres, eine Welt in der nichtlinearen Zeit. Der Brennpunkt. Das Sprungbrett.
    Das Tor in Zontra …
    Dominique spähte hinter den Felsen hervor und beobachtete, wie der vom Energieblitz getroffene Transporter in extremer Zeitlupe auseinanderbrach. Die ersten, besonders schnellen Trümmerstücke hatten die Geschwindigkeit von Projektilen; die anderen waren wesentlich langsamer.
    Die jüngsten Anstrengungen hatten Dominique wieder geschwächt, und deshalb verzichtete sie auf Fomion – sie wollte nicht gezwungen sein, nach kurzer Zeit schon wieder eine Dosis vom Gelben zu nehmen. Sie richtete sich auf. »Wir sind auch zu Fuß schnell genug, den Trümmern zu entkommen. Gehen wir. Das Tor befindet sich in Zontra.«
    »Das Tor?«, fragte Tarweder.
    »Der Zugang zum Fünften Dominium.«
     
     
    Zontra schien nicht eine Stadt zu sein, sondern mehrere, miteinander verwachsen und verschmolzen. Dutzende von architektonischen Stilen spielten mit Formen und Farben, was dem menschlichen Auge nicht immer gefiel. Aber es gab viele andere Augen von teilweise sehr exotisch anmutenden Geschöpfen: knorrige Wesen, wie wandelnde Pflanzen; medusenartige Kreaturen, die in offenbar für sie reservierten Luftkorridoren schwebten; vielbeinige Fremde mit mehreren Köpfen, zusammengewachsen wie die Stadt selbst; und zahlreiche Humanoiden, manche von ihnen so zart und fragil, dass sie den Eindruck erweckten, von einem plötzlichen Windstoß auseinandergerissen werden zu können. Dominique konzentrierte sich auf sie, um nicht an Rupert denken zu müssen. Immer wieder sah sie sich um, suchte in dem stillen, unbewegten Durcheinander nach dem Tor zum Fünften Dominium.
    Nach einer Weile bemerkte sie, dass es nicht mehr völlig still war. Gelegentlich kam ein dumpfes Grollen vom Himmel, und um sie herum knackte es, ohne dass sich ein Ursprung der Geräusche ausmachen ließ. Vielleicht stammten sie von den unmerklich langsamen Bewegungen der Stadtbewohner, die vor den gegeneinander kämpfenden Eisenmännern und Dominanten in alle Richtungen flohen. Oder von den brennenden Gebäuden. Manche von ihnen stürzten ein, aber so langsam, dass Tarweder und Dominique in aller Ruhe ausweichen konnten. Trotzdem wagten sie es nicht, in ihrer Aufmerksamkeit nachzulassen, denn von Projektilen und Energiestrahlen drohte durchaus Gefahr.
    Die Schwäche war nicht ganz aus Dominique verschwunden, lag auf der Lauer und weckte Wünsche nach dem Gelben. Deshalb ging sie mit dem Tal-Telas sehr vorsichtig um, warf gelegentlich einen Blick in die siebte Stufe und hielt nach Mustern Ausschau. Aber es zeigten sich keine, und das Display von Tarweders Gerät blieb ebenfalls leer. Dominique begann damit, die Dominanten und ihre Kugeln zu beobachten, in dem Versuch, so etwas wie eine Schlachtordnung zu erkennen – sie hoffte, einen Hinweis auf den Standort des Tors

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