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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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entwickeln fast zwanzigmal so viel Schubkraft wie das Triebwerk eines Schlachtschiffs der Destruktor-Klasse«, sagte der Werftdirektor mit unüberhörbarem Stolz. Nektar kannte die technischen Details der Excalibur , aber er unterbrach Hestor nicht. »Die logistischen Systeme sind mit denen einer Bastion vergleichbar. Zwei Megatrone steuern sowohl die primären als auch sekundären Systeme. Die redundanten Subsysteme unterliegen der Kontrolle semiautonomer KIs. Das neuronale Netz des Schiffes ist natürlich dezentral: Der Ausfall einzelner Komponenten schränkt die Funktionsweise der anderen nicht ein. Ähnliches gilt für die Distribution der energetischen Systeme, Markant. Unsere Konzeptingenieure haben versucht, eine möglichste große Autarkie der einzelnen Abteilungen im Falle von Beschädigungen zu gewährleisten.« Hestor lächelte. »Ich schätze, das Kampfpotenzial der Excalibur übertrifft das eines gewöhnlichen Destruktors um das Siebzigfache.« Nektar wölbte die Brauen. »Das klingt sehr optimistisch.«
    »Aus gutem Grund. Die Schutzschirme sind diesmal nicht global, sondern modular – sie können an verschiedenen Stellen des Schiffes verstärkt oder geöffnet werden. Stellen Sie sich einen Panzer aus Tausenden von einander überlappenden Facetten vor. Wenn eine von ihnen ein Loch bekommt, rücken die anderen ein wenig zur Seite, um es abzudecken. Außerdem sind die Schirme auf sieben unterschiedlichen energetischen Schwellen strukturiert. Wenn nicht ein großer Teil der Energie fürs Triebwerk gebraucht wird, dürfte es den Kronn sehr schwer fallen, diese Schirme mit ihren Waffen zu durchdringen. Und da wir gerade von Waffen sprechen …« Der Werftdirektor deutete auf eine der Stationen weiter vorn im Kontrollraum, vor der gewölbten Wand, die in mehrere große Darstellungsbereiche aufgeteilt war. Die meisten von ihnen zeigten technische Diagramme, die Auskunft gaben über die Funktion der einzelnen Bordsysteme und ihre Interaktionen. »Zur Ausstattung der Excalibur gehören vierhundertsechzig Annihilatorkanonen, zusammengefasst zu jeweils hundert Batterien, die natürlich autonom sind; zweihundertzwölf Katapulte für Antimaterieraketen; und nicht zuletzt vierundzwanzig der neuen AVIs.«
    »Asynchrone Vakuumenergie-Initiatoren«, sagte Nektar geistesabwesend. Ihn interessierte etwas anderes.
    »Das Oberkommando verspricht sich viel von dieser neuen Waffe. Die Tests waren vielversprechend.«
    »Dunkle Energie gegen einen dunklen Feind«, murmelte Nektar und deutete auf den Pilotensessel. Ein Mann saß dort, mit geschlossenen Augen. »Kann ich es einmal versuchen?«
    »Natürlich.« Hestor trat zu dem Piloten und richtete einige leise Worte an ihn. Der Mann nickte, stand auf und machte eine einladende Geste in Richtung des freien Sessels.
    »Sind Sie mit dem neuen Interface vertraut?«
    »Einigermaßen«, sagte Nektar und nahm Platz. »Ich habe es bei kleineren Schiffen ausprobiert.«
    »Dann sollten Sie sich besser vorsichtig herantasten. Hier erwartet Sie ein sensorischer Ozean.«
    Nektar nickte und schob die Hände in die offenen Armlehnen des Sessels. Ein leichtes Prickeln wies darauf hin, dass sich die Nanowurzeln des bionischen Interfaces mit seinen Nerven verbanden. Einige Sekunden vergingen, bis die Stimulation sein Gehirn erreichte. Schlagartig wuchs er, dehnte sich aus, wurde zum Schiff.
    Gerüche wie Farben, eine Zunge, die den Geschmack von Geräuschen prüfte, ein Tastsinn wie Musik, visuelle Eindrücke, die ihm über die Haut strichen. Das synästhetische Erlebnis sprengte die Grenzen seiner bisherigen Erfahrungen. Eine Zeit lang stand er der ungeheuren Vielfalt der sensorischen Eindrücke hilflos gegenüber und hatte das Gefühl, sich in ihnen zu verirren, in dem Meer aus Daten zu ertrinken. Der für das Interface zuständige Megatron analysierte seine Reaktionen und reduzierte die Stimulation, bis er die Orientierung wiederfand, und daraufhin tanzte Nektar mit der Ballerina namens Excalibur durchs All. Nein, das stimmte nicht ganz. Er wurde zu der Ballerina, machte sich ihre Leichtfüßigkeit zu eigen, ihre lockere, geschmeidige Eleganz. Sein Wille allein genügte, um das Schiff in eine neue Richtung zu lenken, es schneller oder langsamer werden zu lassen. Die Waffensysteme waren wie Krallen und Speere, die er nach Belieben ausfahren und werfen konnte. Die Energie des Schiffes rauschte wie Blut durch seine Adern. Die Hochleistungskrümmer wie neunundneunzig Herzen – er würde selbst

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