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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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möchte ich wissen, was es mit diesem ›Tier‹ auf sich hat.«
    Bist du nicht ein bisschen zu neugierig? , erklang eine Stimme, die sie schon einmal gehört hatte und die ihr Bewusstsein nicht über die Ohren erreichte.
    Kiwitt hob eine Pfote, die zu einer Klauenhand wurde, und damit zerriss er die unsichtbaren telekinetischen Fesseln. Gleichzeitig wurde er größer. Die Mischung aus Katze und Gürteltier verwandelte sich in einen Humanoiden, etwa einen Meter zwanzig groß und sehr dürr. Arme und Beine schienen nur aus Knochen und einer dunkelbraunen, ledrigen Haut zu bestehen. Die Hände waren klein und schmal, die Finger verblüffend lang. Ein dünner Hals trug den haarlosen ovalen Kopf, und im runzligen Gesicht fielen eine weit nach vorn ragende spitze Nase und große grünbraune Augen auf. Die Kleidung bestand aus einer Art Lendenschurz und einem dünnen, zerschlissenen Hemd. Die Zehen der in Sandalen steckenden Füße wirkten ebenso zu lang wie die Finger.
    »Olkin«, brachte Dominique hervor.
    Der bucklige Humanoide lachte meckernd, und das Grün in seinen Augen leuchtete. »Ich muss dieses Spiel verlassen, so leid es mir auch tut«, sagte er mit geheucheltem Bedauern und griff nach dem Kasten. »Ich habe, was ich wollte. Und das Ende von Heres ist nah«, fügte er mit einer Geste hinzu, die den Ereignissen außerhalb des Hauses galt.
    »Halt ihn fest, Dominique!«, rief Tarweder und stand auf. »Er darf die Elemente nicht bekommen!«
    Hinter Olkin wurde die Öffnung in der Wand größer, obwohl das Haus nicht die Anweisung bekommen hatte, einen Ausgang zu schaffen.
    »Halt ihn fest …« Tarweder wankte dem Humanoiden entgegen. »Ich weiß, wer du bist. Ich …«
    »Und ich weiß, wer du bist, Dummkopf, obwohl du es selbst nicht weißt und wahrscheinlich auch nie erfahren wirst.« Olkin nahm den Kasten mit den Elementen …
    Genau in diesem Augenblick schlug Dominique zu, mit ihrer ganzen Kraft, ohne irgendetwas in Reserve zu halten. Sie wusste aus den vergangenen Begegnungen mit Olkin, wie gefährlich er war, schleuderte ihm die Energie aller zehn Stufen des Tal-Telas entgegen, und auch die heißen Ströme des Flix.
    Das Tal-Telas bewirkte nichts bei ihm, schien ihn nicht einmal zu berühren, doch das Flix ließ Olkin so heftig erzittern, dass der Kasten mit den neun Elementen aus seinen Händen rutschte. Für ein oder zwei Sekunden wirkte er überrascht und verwirrt, und das nutzte Dominique aus. Sie sprang und gab dem Gnom einen Stoß, der ihn durch die Öffnung in der Wand nach draußen stolpern ließ, wandte sich dann um und rief: »Haus, Notfall! Bring uns in die sichere Zone!«
    »Bestätigung«, fügte Tarweder hinzu.
    Unter dem Haus summte es leise, aus dem Summen wurde ein Schrillen, und dann herrschte Stille. Tarweder klopfte an die Wand neben dem Loch, und die unregelmäßig geformte Öffnung verwandelte sich in eine Tür. Dominique trat nach draußen, auf die im Nichts schwebende Plattform, auf der sie schon einmal gestanden hatte, vor einer halben Ewigkeit, wie es ihr schien. Zahllose große und kleine Kugeln schwebten umher, und zwischen ihnen spannten sich filigrane Netzwerke aus hauchdünnen Fäden.
    »Hier kann er uns nicht erreichen, Tarweder«, sagte Dominique. »Tarweder?«
    Sie drehte sich um und sah, dass der Alte in der Tür auf dem Boden kniete und etwas aufhob, das wie ein bunter Kristall aussah. Ungläubig drehte er ihn hin und her.
    »Was hast du gefunden?«, fragte Dominique und trat näher.
    Der immer noch sehr ausgezehrt wirkende Tarweder antwortete nicht, zog den Kasten zu sich heran und öffnete ihn. Neun bunte Steine ruhten darin, und die zehnte Mulde war leer. Ihre Form …
    Dominique erinnerte sich an ihren Angriff auf Olkin. Die Kraft des Tal-Telas hatte den Gnom selbst nicht berührt, wohl aber die Lüge, die Kiwitt gewesen war. Sie hatte die Wahrheit hinter dieser Lüge erkannt, und Wahrheit war das fehlende Element. Hatte Iremia dieser Wahrheit Substanz gegeben? War die Kraft des Tal-Telas … kondensiert, zu dem Stein, der Tarweder noch fehlte? Wie auch immer die Erklärung lautete: Der Alte hatte genau das bekommen, was er brauchte: Wahrheit, sowohl im konkreten als auch im übertragenen Sinn.
    »Jahrzehnte habe ich danach gesucht«, sagte Tarweder, als er das zehnte Element betrachtete. »Und jetzt, hier …« Im Gesicht des Altern veränderte sich etwas, als er das Element der Wahrheit an den dafür vorgesehenen Platz im Kasten legte, und die Veränderungen

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