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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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dann am Leben bleiben, wenn achtundneunzig von ihnen starben.
    Als Nektar die Hände aus den Armlehnen zog und dadurch die synästhetische Verbindung mit dem Schiff unterbrach, dachte er daran, dass damals, vor Jahrtausenden, die legendären Piloten der Kantaki auf ähnliche Weise empfunden haben mussten. Kein Wunder, dass sie beschlossen hatten, alles aufzugeben, um die Schiffe der Kantaki durch den Transraum zu steuern. Von ihrer relativen Unsterblichkeit einmal abgesehen: Die Verbindung mit dem Schiff vermittelte ein Hochgefühl, dessen Reiz man sich nur sehr schwer entziehen konnte. Das wissende Lächeln des Piloten sprach Bände, als er Nektar zunickte und wieder Platz nahm.
    Der Markant ließ seinen Blick durch den Kontrollraum schweifen und nickte ebenfalls. »Wir brauchen mehr Schiffe dieser Art«, sagte er. »Viel mehr.«

 
22. Kausale Wege
     
    15. März 1229 ÄdeF
     
     
    »Woher wissen Sie, dass die Fremden aus der Zukunft kommen?«, fragte Tamara, als sie durch tunnelartige Korridore im großen Zäidenschiff eilten. Die Luftschleuse hatte sich hinter ihnen rekonfiguriert und war Teil der Waffensysteme des Schiffes geworden. Dumpfes Grollen kam aus den Tiefen des zäidischen Riesen, und die Wände flackerten kurz, Hinweis auf eine Distortionswelle – das Schiff hatte gerade einen Überlichtsprung hinter sich gebracht.
    »Eine charakteristische Residualstrahlung geht von ihnen aus«, erklärte Erasmus. Er ging völlig lautlos, schien bei jedem Schritt zu fließen. Vielleicht passten sich seine häufigen internen Restrukturierungen denen des Schiffes an. »Wir haben sie bei unseren eigenen Experimenten kennen gelernt.«
    »Die Maschinenzivilisationen experimentieren mit der Zeit ?«, fragte Tamara und wechselte einen besorgten Blick mit Zacharias.
    »Wir beschäftigen uns mit allem«, erwiderte Erasmus und wandte sich bei der nächsten Abzweigung nach rechts. Hier waren die Wände nicht mehr grauschwarz wie Hokonnas Ektoskelett, sondern bläulich und gemasert. Schlangen aus Licht krochen durch das halbtransparente Material. An manchen Stellen waren die Wände ganz durchsichtig und erlaubten einen Blick in andere Korridore und Räume des Schiffes. Einmal glaubte Tamara, Menschen zu sehen, beziehungsweise Humanoiden, aber in Delm vernahm sie nur ein wortloses Raunen, dessen Ursprung sich nicht klar definieren ließ – es kam von allen Seiten. »Wir lernen und wachsen, Ehrenwerte.«
    »Experimente mit der Zeit können sehr gefährlich sein«, sagte Zacharias, und Tamara vermutete, dass der Impro hoffte, mehr Informationen zu bekommen.
    Es donnerte irgendwo in der Nähe, und Tamara spürte eine kurze Erschütterung, die das ganze Schiff erfasste. Erasmus bemerkte ihren fragenden Blick, als sie den Weg fortsetzten.
    »Ein Versuch der Fremden, ins Schiff zu gelangen. Der Koordinatenabgleich wird immer besser. Sie wissen, wann wir wo sind. Aber wir haben unsere Abschirmungen auf die Residualstrahlung abgestimmt. Es wird den Fremden nicht gelingen, die neuen Barrieren zu durchdringen und an Bord unserer Schiffe zu materialisieren.«
    »Wenn sie wirklich aus der Zukunft kommen …«, erklang Hokonnas knarrende Stimme. »Dann ist das, was jetzt geschieht, für sie längst Vergangenheit. Ganz gleich, was wir unternehmen: Wir können sie nicht überraschen.«
    »Allein durch ihre Präsenz verändern sie unsere Zeit und damit auch ihre Zukunft«, erwiderte Erasmus. »Temporale Interaktion. Es bedeutet, dass sie bei ihren Aktionen immer wieder Anpassungen vornehmen müssen. Außerdem haben wir damit begonnen, die Zufallssignifikanz zu erhöhen. Die Navigation unserer Schiffe, unsere Verteidigungsbemühungen, alle unsere Entscheidungen, die den Angriff betreffen … Wir gehen nicht mehr allein auf der Grundlage von Logik und Notwendigkeit vor, sondern räumen dem Zufall breiten Spielraum ein. Das mindert die allgemeine Effizienz, aber es garantiert uns eine gewisse Handlungsfreiheit. Die potenzielle Gefahr ist enorm. Zäus befürchtet sogar, dass die Existenz aller Maschinenzivilisationen infrage gestellt sein könnte.« Erasmus richtete einen bedeutungsvollen Blick auf seine Begleiter, als er vor einer Wand verharrte, in der sich eine Öffnung bildete. »Ich bin befugt, Ihnen dies zu versprechen: Wenn Sie uns dabei helfen, Informationen von dem Gefangenen zu bekommen, die uns in die Lage versetzen, diese Gefahr zu eliminieren … dann gewähren wir Ihnen volle Unterstützung beim Schlag gegen Golgatha.«
    Zacharias

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