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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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waren.
    »An welcher Krankheit leidet er?«, fragte sie.
    »Sein Selbst ist zerfressen von Überheblichkeit. Dünkel und Hochmut wuchern in ihm. Das Dunkle hat ihn erfasst und ihn unsere Verantwortung vergessen lassen. Wir, die wir Welten schaffen, sind doch nur das Werkzeug der Schöpfung, Kinder des ersten Universums. Als sein Kollaps begann, lernten wir, ein neues Universum zu erschaffen und es mit Möglichkeiten zu füllen. Wir legten die Grundlagen dafür, dass weiterhin Leben existieren und sich entwickeln konnte.«
    »Sprichst du mit ihm?«, fragte Dominik in einem drängenden Ton. »Ich höre nur ein seltsames Klirren und Brummen. Wenn du mit dem Prävalenten sprichst, so musst du ihm unbedingt sagen …«
    Dominique achtete nicht auf ihren Vater. »Das Dunkle?«, fragte sie die gläserne Gestalt.
    »Stabilität erfordert Balance, den Ausgleich gegensätzlicher Kräfte. Das hat Olkin in seinem Wahn vergessen, als er euer Universum schuf. Licht auf der einen Seite, Dunkelheit auf der anderen. Als er das Licht der Kreation brachte, setzte er sich der Finsternis aus …«
    Dominique begann zu verstehen. »Er wollte ein Gott sein, aber stattdessen wurde er zum … Teufel, zu einer Kraft des Bösen?«
    »Es sind Begriffe deiner Welt, die hier kaum eine Rolle spielen. Olkin ist krank. Wir werden versuchen, ihn zu heilen.«
    Jäher Zorn kochte in Dominique. »Das ist alles?«, entfuhr es ihr. »Sie wollen versuchen, Olkin zu heilen? Und was ist mit uns? Er ›spielt‹ mit uns und manipuliert die Entwicklungen in unserem Kosmos. Seit zwölf Jahrhunderten führt mein Volk einen Krieg, für den letztendlich Olkin verantwortlich ist. Milliarden fielen ihm zum Opfer. Und Ihnen geht es nur um Heilung ?«
    E R H AT G ETÖTET , hallte es über das Möbiusband hinweg, und die Endlose Stadt schien ein wenig schneller am Turm vorbeizugleiten. E R H AT G ETÖTET .
    »Olkin gehört zu Ihrem Volk«, fuhr Dominique scharf fort. »Er hat enorme Schuld auf sich geladen. Und Sie sind mitschuldig, weil Sie ihn nicht an seinen Verbrechen gehindert haben. Bestrafen Sie ihn! Und bewahren Sie uns vor noch mehr Leid. Verhindern Sie, dass irgendjemand unser Universum kontrollieren kann.«
    »Wir bedauern, was geschehen ist«, erwiderte die Prävalenz aus dem Mund ihres Repräsentanten. »Wir entschuldigen uns. Leben ist heilig. Leben muss geschützt werden. Der Kranke wird keine Gelegenheit mehr erhalten, auf euer Universum Einfluss zu nehmen.«
    Der Gläserne griff nach den dünneren Strängen, die den Kranken mit dem Turm und seinen Tiefen verbanden, zerriss einen nach dem anderen, formte aus ihnen dickere Stränge und fügte sie jenen hinzu, die zum Möbiusband führten. Dominique beobachtete, wie der Turm seine stationäre Position in der Endlosen Stadt aufgab und Teil des Bewegungsmusters der anderen Gebäude wurde. Ihr Vater bemerkte es ebenfalls.
    »Er integriert unser Universum in die Prävalenz«, stellte Dominik erleichtert fest. »Und er hat Olkins Verbindungen unterbrochen.«
    »Der Kranke wird sich nicht mehr in eure Existenz einmischen. Euer Leben ist von nun an geschützt.«
    Der Prävalente begann damit, sich in das Licht zurückzuverwandeln, das ihm Gestalt gegeben hatte.
    Noch immer brodelte Zorn in Dominique, und sie dachte an zwölf Jahrhunderte voller Leid, Tod und Zerstörung. »Das genügt nicht. Unser Leben bleibt in Gefahr, solange der Krieg andauert, den Olkin uns aufgezwungen hat. Befreien Sie uns von den Graken und ihren Vitäen!«
    Der Gläserne hatte sich fast ganz aufgelöst, und seine Stimme kam aus den funkelnden Lichtern, die sich neben dem Zylinder mit dem Kranken gebildet hatten. »Dazu sind wir nicht imstande. Den von dir gewünschten Einfluss können wir nicht ausüben. Die Entwicklungen in deinem Universum gehen so weiter, wie es ihre inneren Abläufe verlangen.«
    Dominik trat noch näher an seine Tochter heran. »Fordere den Prävalenten auf, den Grakenkrieg zu beenden!«, stieß er hervor. »Schnell, bevor er …«
    »Das habe ich bereits.« Dominique beobachtete, wie die Lichter emporstiegen, den Turm – der nun zusammen mit der Endlosen Stadt über das Möbiusband wanderte – verließen und zu den anderen zurückkehrten. Die Augen am Himmel blinzelten noch einmal und verschwanden. »Angeblich ist er dazu nicht imstande.« Mit einem Rest von Zorn blickte sie noch einmal zum Schläfer, dessen Träume jetzt keine Gefahr mehr darstellten. So krank Olkin auch sein mochte: Für all das Leid, das er

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