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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Datenservo.
    Es kam zu einer weiteren Veränderung, die das ganze »Schiff« betraf. Erasmus blähte sich auf wie ein Ballon, um einen Sekundenbruchteil später zu kollabieren. Dabei entstand ein energetischer Sog, der das Selbst der Tal-Telassi mitriss …
    Sie reagierte sofort in Iremia, was zwar viel Kraft erforderte, ihr aber die Möglichkeit gab, dem Sog zu widerstehen. In Hilmia schuf sie einen Kokon, der ihr Selbst schützte, und als sie die Augen öffnete – als sie die physischen Lider hob –, waren alle Ausläufer ihres Bewusstseins in den sicheren Raum zurückgekehrt. Beim Gravitationsanker kam es zu energetischen Fluktuationen, die sich als starkes Zittern bemerkbar machten, und Tamara, noch immer mit der neunten Stufe des Tal-Telas verbunden, veränderte seine Struktur so, dass er inaktiv wurde. Gleichzeitig stützte sie sich selbst in Crama und stand eine Sekunde später.
    »Wenn Sie mich hören, Ehrenwerte …«, kam die gepresst klingende Stimme von Afraim Zacharias aus der Dunkelheit. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir helfen könnten. Mit meinem Anker stimmt was nicht. Wenn es so weitergeht, zerreißt mich das Ding.«
    Tamara wiederholte den Vorgang beim Impro, der während der letzten halben Minute ziemlich durchgeschüttelt worden war.
    »Was ist passiert?«, fragte Zacharias, als er ebenfalls stand.
    »Der Emm-Zett …«, begann Tamara und korrigierte sich: »Der Zäide wollte uns mit einem Sprung aus der Dunkelwolke bringen, aber dabei ist irgendetwas schiefgegangen.«
    Zacharias hob die Stimme. »Erasmus?«
    »Ich bin … sehr … schwach«, antwortete die Maschinenintelligenz. »Ich muss …«
    Sie warteten, aber es blieb still. Tamara spürte Vibrationen im Boden des sicheren Raums und fragte sich, was mit dem Schiff geschah. Als sie vorsichtig ihre Gedanken in Berm auf Wanderschaft schickte, stellte sie fest, dass Erasmus in einen neuen, halbwegs stabilen Zustand gewechselt war.
    »Ich könnte die Mechanismen in den Wänden dieses Raums untersuchen und nach einer Tür Ausschau halten«, sagte Tamara. »Schneller ginge es mit einer kurzen Teleportation. Sind Sie dazu bereit, Impro?«
    »Ja.«
    Sie berührte Zacharias am Arm und verband ihn und sich selbst in Fomion mit einem Ort, der dicht hinter der Wand dieses Raums lag. Gleich darauf stand sie mit ihrem Begleiter in einem halbdunklen schmalen Korridor. Ein dumpfes Brummen lag in der Luft, wie von einem in der Finsternis verborgenen Insektenschwarm.
    »Wenigstens kann ich jetzt etwas sehen«, sagte Zacharias erleichtert.
    Sie begannen mit einer Wanderung durch das stabile, aus fester Substanz bestehende Schiff und stießen nach zwei Minuten auf die Leiche von Jora. Der Nubbio lag neben einer halb geöffneten und seltsam verbogenen Tür auf dem Boden, die Flügel zerrissen, die Jochbeine in seinem schmalen Gesicht zerschmettert. Die schiefergraue Haut war an mehreren Stellen aufgerissen, und Blut quoll aus den Wunden. Tamara blickte auf ihn hinab und nahm mit einem Blick in Delm zur Kenntnis, dass er schon zu lange tot war – seinem Gehirn ließen sich keine Informationen mehr entnehmen.
    Sie schob sich durch die schmale Öffnung zwischen Wand und verbogener Tür und gelangte in einen Raum, der dem Albtraum eines technischen Designers entsprungen zu sein schien. Die schiefen Wände waren an einigen Stellen grau und farblos, an anderen bunt wie ein Regenbogen. In ihnen steckten zahlreiche Geräte und Instrumente, wie zur Wartung geöffnet, halb demontiert, manchmal auch deformiert oder zertrümmert. Technische Komponenten schienen wahllos in diesem Durcheinander verstreut zu sein: Sensoren, Servi aller Arten, Darstellungselemente von pseudo- und quasirealen Projektoren, Bestandteile von verschiedenen Interfacesystemen … Tamara entdeckte sogar Teile von ambientalen Systemen und Krümmern.
    Zacharias folgte ihr in den Raum und sah sich im Licht von zwei segmentierten Leuchtstreifen an der Decke um. »Erasmus ist bei dem Versuch unterbrochen worden, sich zu rekonfigurieren.« Er trat einige Schritte zur Seite und blickte hinter einen aus dem Boden ragenden Buckel, der aus mehreren wie miteinander verschmolzen wirkenden Konsolen bestand. »Hier liegen zwei weitere Tote.«
    Die beiden Neuen Menschen waren ebenso zart und fragil wie Jora. Ihre Beine steckten im Boden, als wären sie fest damit verwachsen, und die Datenleitungen, die sie mit Erasmus verbunden hatten, verschwanden ebenfalls darin.
    Tamara erweiterte ihre Sinne und

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