Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Entstehung verdankte, war tausend Jahre älter.
Nektar stand in einer von mehreren Dutzend Arenen, Teil einer Gruppe aus Rekruten, Soldaten und Offiziersanwärtern. In allen Arenen fanden Zweikämpfe statt, und insbesondere die jungen Rekruten feuerten ihre Altersgenossen an.
»Du«, sagte der Ausbilder und deutete auf Nektar, als Gregor mit blutüberströmtem Gesicht fortgetragen wurde – bei den Kämpfen ging es nicht sanft zu.
Nektar nahm von einem der Assistenten ein Vibromesser entgegen, betrat die Arena und näherte sich seinem Gegner. Der Mann war kräftig gebaut, aber sehr agil und schnell. Wie Nektar trug er einen ultraleichten Kampfanzug aus flexiblen Polymeren, die vor Schnitten schützten, kinetische Energie aber kaum absorbierten. Sensoren registrierten Treffer mit der Vibroklinge.
»Greif mich an«, sagte der Ausbilder. »Zeig mir, was du kannst.«
Nektar hatte auf diesen Augenblick gewartet und die Zuschauer ebenfalls. Es wurde still in diesem Teil der großen Halle, und es kamen sogar Leute von den anderen Arenen, um das Duell zu beobachten.
Der Ausbilder ging in Verteidigungsposition, den linken Arm halb erhoben, den rechten gesenkt. Nektar kannte den Mann. Er hieß Francis, stammte von Kalaho, bekleidete den Rang eines Keil und war bisher noch nie besiegt worden. Nektar hatte seine Kämpfe in den vergangenen Monaten immer wieder beobachtet und sich auch Aufzeichnungen davon angesehen. Er hatte noch mehr Zeit in den Simulatoren verbracht und sich von Edukatoren im Schlaf Wissen zuflüstern lassen. Er glaubte sich imstande, einen Sieg über Francis zu erringen, und die Gesichter der Zuschauer wiesen darauf hin, dass man es auch von ihm erwartete. Immerhin war er Nektar – niemand machte sich mehr über seinen Namen lustig –, jüngster Dorn in den Streitkräften und Jahrgangsbester in den wichtigsten Ausbildungskategorien.
Francis winkte herausfordernd und lächelte fast spöttisch.
Nektar griff an. Er fintierte mit der linken Hand, die das Vibromesser hielt, hob die rechte wie zum Schlag, sprang nur einen Sekundenbruchteil später und drehte sich in der Luft – weder die vibrierende Klinge noch die rechte Faust sollten den Mann an seiner empfindlichen Stelle treffen, der rechten Brustseite, sondern die Spitze eines Stiefels. Aber Francis war nicht mehr dort, wo er eben noch gestanden hatte. Er flog wie ein Vogel, trotz seiner Masse, schlug zu und traf Nektars linke Hand. Das Vibromesser löste sich aus den Fingern, und Nektar war so überrascht, dass er der Klinge hinterherblickte, als sie fiel. Dieser Fehler brachte ihm einen wuchtigen Schlag ein, heftig genug, ihm für einige Sekunden das Bewusstsein zu nehmen.
Nektar fand sich auf dem Boden der Arena wieder und begriff, dass er verloren hatte. Schlimmer noch: Er hatte nicht einmal so lange durchgehalten wie Gregor. Wenigstens konnte er aus eigener Kraft aufstehen, und dabei spürte er den tadelnden Blick des Ausbilders.
»Selbstüberschätzung ist ein großer Fehler«, sagte er laut genug, damit ihn auch die Zuschauer hörten. »Sie trübt den Blick für die Realität. Auch für dich gibt es noch viel zu lernen, Dorn Nektar.«
Er verließ die Arena mit gesenktem Kopf, und die anderen wichen wortlos beiseite. Enttäuschung und Zorn auf sich selbst brannten in ihm, als er sein Quartier in der Offiziersanwärtersektion aufsuchte. Er teilte es mit Alec und Sim, beide einige Jahre älter als er, aber erstaunlicherweise waren sie nicht da – vielleicht wollten sie ihm Gelegenheit geben, allein zu sein und die Niederlage zu verdauen.
Eine ganze Stunde saß Nektar da, den Kopf auf beide Hände gestützt, den Blick ins Leere gerichtet. Schließlich seufzte er tief, entkleidete sich und schlüpfte unter die Decke seines Betts.
Einige Minuten später hörte er ein Geräusch – jemand betrat das Quartier. Er drehte sich zur Seite und sah im matten Licht eine verhüllte Gestalt. »Alec? Sim?«
»Nein«, antwortete eine Stimme. »Ich bin's.« Mel streifte den Umhang ab, stand nackt vor ihm und lächelte. »Ich bin gekommen, um dich zu trösten.«
Am Abend hatte er die Bitterkeit der Niederlage kennen gelernt. Die Nacht lehrte ihn andere Dinge.
Kalter Wind wehte über das Hochplateau, und Nektar spürte, wie Mel in seinen Armen fröstelte. Es musste komisch aussehen: Er war jünger und ein ganzes Stück kleiner als Mel, versuchte aber, sie wie ein Mann zu umarmen. So fühlte er sich jetzt, wie ein Mann. Und selbst wenn es komisch
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