Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
begreifst du das? Und wir sind verletzt. Unsere Überlebensanzüge können uns kaum mehr helfen. Du hast die Mission ruiniert!«
    »Spielst schon wieder Ich-bin-der-Größte, wie?«, höhnte Hilliot. »Ich werde die Mission erfolgreich beenden, als Einziger von uns.«
    »Du hast überhaupt keine Ahnung, worum es bei der Mission geht.« Nektar sprang, griff mit beiden Händen zu, obwohl es ihm mörderische Qualen bescherte, hob er mit der Linken die Schutzklappe des Not-Kommunikators und aktivierte ihn mit der Rechten. Ein blinkender Indikator wies darauf hin, dass das Gerät sendete.
    Hilliot starrte ungläubig darauf hinab, und dann verwandelte sich sein Gesicht in eine Fratze der Wut. Mit einem Satz stand er vor Nektar und rammte ihm die Faust ins Gesicht. »Du verdammter kleiner Mistkerl!«, schrie er. »Du glaubst, alles besser zu können und besser zu wissen. Ich werde dir zeigen, wie klein du bist!«
    Er trat nach Nektar, der auf dem Boden lag und sich nicht wehren konnte. Der Stiefel traf ihn am linken Arm, und der Schmerz wurde so heftig, dass sich für einige Sekunden sein Blick trübte. Als er wieder sehen konnte, lag Hilliot neben ihm auf dem Boden. Mel stand zwischen ihnen, mit einem blutigen Stein in der Hand. »Das hätte ich schon viel früher tun sollen«, sagte sie und fügte hinzu: »Der Stützpunkt hat sich mit uns in Verbindung gesetzt. Wir werden abgeholt.«
    Nektar nickte, und eine seltsame Zufriedenheit erfüllte ihn.
     
     
    Charlotte stand neben Xanas Leiche, die von einem Stasisfeld umhüllt in der Nachbildung eines Quinqu-Kokons ruhte. Sie sprach, nicht nur über Xana, sondern auch über den Einsatz, aber Nektar hörte ihre Worte nur als bedeutungsloses Brummen. Er sah aus dem nahen Fenster über das Hochplateau hinweg, auf dem sich der Stützpunkt befand, beobachtete startende und landende Orbitalspringer. Die Übungseinsätze der anderen Gruppen gingen ebenfalls zu Ende. Es hatte Verletzte gegeben, aber nur eine Tote: Xana.
    Trauer erfüllte Nektar, und sie galt nicht nur der ums Leben gekommenen Quinqu und dem gescheiterten Einsatz. Er spürte eine Veränderung in sich. Seit viereinhalb Jahren veränderte er sich, aber jetzt war ein Punkt erreicht, wo etwas zerbrach und Platz schuf für etwas Neues, das erst noch wachsen musste. Er begriff, dass er trotz seines Alters von erst zehn Jahren aufgehört hatte, ein Kind zu sein.
    Mel berührte seine Hand, und daraufhin konzentrierte sich Nektar wieder auf das, was geschah.
    Charlotte ging zu Hilliot, der versuchte, möglichst stramm zu stehen.
    »Deine Arroganz und dein Egoismus haben ein Leben ausgelöscht und eure Mission scheitern lassen.« Sie hob einen Markierer an Hilliots Rekrutenuniform, und als sie ihn wieder sinken ließ, blieb ein schwarzer Fleck zurück. Der Fleck der Schande. Das Gesicht des stämmigen Jungen rötete sich. Ob aus Verlegenheit oder Zorn – es war Nektar gleich. »Dies wirst du drei Jahre lang tragen, ohne die Möglichkeit einer Beförderung.«
    Charlotte trat zu Gregor, der sich versteifte, wie Nektar aus dem Augenwinkel sah. Doch sie hob nicht den Markierer, sondern legte ihm kurz die Hand auf die Schulter, ebenso Mel. Es war eine bei den Streitkräften gebräuchliche Geste, die so viel bedeutete wie Du hast deine Sache gut gemacht . Dann wandte sie sich Nektar zu.
    »Du bist das jüngste Mitglied der Gruppe, aber du hast mehrmals den richtigen Weg erkannt, im Gegensatz zum Rekruten Hilliot«, sagte Charlotte langsam. »Wenn er auf dich gehört hätte, wäre es gar nicht zum Sturz in die Schlucht gekommen. Dein umsichtiges Verhalten während des Falls hat den anderen Gruppenmitgliedern bis auf Xana das Leben gerettet. Du verdienst dies.«
    Sie steckte den Markierer ein, holte eine glänzende Spange hervor und steckte sie an Nektars Kragen.
    »Hiermit verleihe ich dir den Rang Dorn«, sagte sie feierlich. »Nie zuvor hat es einen jüngeren Dorn in den Streitkräften gegeben.«
    Die versammelten Offiziere standen auf und klatschten.
    Nektar begriff erst nach einigen Sekunden, was gerade geschehen war. Er tastete nach der Spange an seinem Kragen und dachte: Der erste Schritt ist getan.
    Mel beugte sich zu ihm. »Ich bin stolz auf dich«, flüsterte sie, und auch das klang gut.

 
4. Flucht
    4. Februar 1229 ÄdeF
     
     
    Einundzwanzig Sonnen brannten im Zentrum der Dunkelwolke des Ophiuchus-Grabens, von den Graken zu einem kugelförmigen Gitter angeordnet, doch ihr gemeinsames Gleißen verblasste, als

Weitere Kostenlose Bücher