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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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horchte in Delm. Es blieb still im telepathischen Äther.
    »Wir sind die einzigen Überlebenden«, sagte sie.
    Ein Knacken kam aus dem Durcheinander von Geräten, und ein zweidimensionales Projektionsfeld entstand. Zeichen leuchteten dort, bildeten Worte.
    »Das stimmt nicht ganz«, las Zacharias. »Ich habe ebenfalls überlebt.« Er hob den Kopf. »Erasmus?«
    Ja, ich existiere weiterhin , las Tamara. Ich habe noch nicht erfahren, was Tod bedeutet. Die Graken und ihre Vitäen haben sehr, sehr schnell reagiert. Vermutlich gab es überall latente Fallen in der Dunkelwolke, aber es überrascht mich, dass sie sich so schnell an meine neuen Strukturen anpassen konnten, an die physischen ebenso wie an die energetischen.
    »Was ist passiert?«, fragte Tamara.
    Beim Sprung aus der Dunkelwolke geriet ich in etwas, das ich in Ermangelung eines besseren Ausdrucks »Kanalisierung« nenne. Die Graken wissen offenbar, dass unsere Raumschiffe für die Bewältigung interstellarer Distanzen keine Transferschneisen benötigen, und sie haben eine Methode entwickelt, springende Schiffe in einer Transraumblase festzuhalten. Vielleicht ist diese neue Technik, die sich eindeutig gegen die Maschinenzivilisationen richtet, noch im Entwicklungsstadium, oder die Graken haben mich unterschätzt. Was auch immer der Fall sein mag: Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig aus der Blase befreien, indem ich einen großen Teil meiner Energie und Masse aufgab.
    »Selbstverstümmelung?«, fragte Tamara langsam.
    So könnte man es nennen. Dadurch gewann ich genug an nicht fremdkontrollierter Energie, um den Sprung zu beenden.
    »Ihre Helfer sind tot, Erasmus«, sagte Zacharias.
    Ich weiß. Sie wollten keine sicheren Räume aufsuchen, um mich nicht zu behindern.
    Tamara wechselte einen Blick mit Zacharias und sah, dass er ebenfalls verstand.
    »Ohne uns an Bord wären Sie nicht in diese Situation geraten«, sagte der Impro.
    Die beiden sicheren Räume mit Ihnen schränkten meinen Konfigurationsspielraum ein. Ich durfte Sie nicht gefährden.
    Tamara spürte erneut Zacharias' Blick. Diesmal erwiderte sie ihn nicht und sah aufs Projektionsfeld.
    »Und deshalb starben Jora und die anderen«, sagte der Impro.
    Sie trifft keine Schuld.
    »Natürlich nicht«, sagte Tamara kühl. »Was geschieht derzeit?«
    Ich sammle Masse, um mich zu erneuern , antwortete Erasmus. Glücklicherweise bin ich knapp über dem kritischen Niveau geblieben und habe nur die Dinge aufgegeben, die sich auf Tymion leicht beschaffen lassen. Meine Kapazitäten sind derzeit sehr beschränkt, aber ich bin zuversichtlich: Es ging kein von mir selbst gesammeltes Wissen verloren. Ich bin nach wie vor ich selbst, wenn auch sehr geschwächt. Mein Kern ist erhalten geblieben. Alks andere lässt sich auf Tymion ersetzen und neu programmieren. Wir befinden uns an der Peripherie der Dunkelwolke, und ich nehme ihre Masse auf. Der Staub und einige nahe Asteroiden enthalten genug Silizium, um daraus neue adaptive Komponenten herzustellen. Ich wachse und werde stärker. Bald kann ich wieder mit Ihnen sprechen und mich restrukturieren.
    »Wann?«, fragte Tamara. »Wie lange wird es dauern?«
    Einige Tage , erwiderte Erasmus. Ich bin nach wie vor imstande, genug Nahrung und Wasser für Sie zu synthetisieren. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.
    »Ich nehme an, Sie können noch immer keine Transverbindungen herstellen«, sagte Zacharias.
    Nein.
    »Haben Sie in einigen Tagen wieder volles Flugpotenzial?«, fragte Tamara und wusste bereits, wie sie die Wartezeit nutzen würde: mit dem Sammeln von Informationen. Erasmus war anderweitig beschäftigt, und das bot ihr die Möglichkeit, sich überall an Bord seines Schiffes umzusehen. Beziehungsweise in den Resten davon. Der Schwesternrat hatte sich klar ausgedrückt. Jede Information war wichtig. »Können Sie uns dann zum Draghi-System bringen, wo Lanze Hokonna auf uns wartet?«
    Ja.
    »Gut.« Tamara wandte sich vom Projektionsfeld ab. »Kommen Sie, Zacharias. Überlassen wir Erasmus seiner Rekonvaleszenz.«
    Sie ging mit langen Schritten los – das Schiff mochte viel kleiner sein als vorher, aber es gab trotzdem viel zu erkunden.

 
Der Krieg: IV
     
    14. Februar 1159 ÄdeF
     
     
    Die Wände der großen Halle waren glatt und wirkten leicht glasiert. Energiestrahlen hatten an dieser Stelle durchs Felsgestein von Jumor geschnitten, gelenkt von Konstruktionsservi. Der Stützpunkt der Streitkräfte war anderthalb Jahrhunderte alt. Der Krieg, dem er seine

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