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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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blickte. Der Zerstörer setzte sich zusammen mit den anderen Schiffen der Achten Evakuierungsflotte aus dem Dabis-System ab. Bis zur nächsten Transferschneise war es nicht weit; sie würden den Kronn, Geeta und Chtai entkommen. Doch für die Menschen, die auf Navaron und in den Kolonien auf den anderen Planeten und Monden zurückgeblieben waren, bedeutete ihre Flucht den sicheren Tod. »Und wenn wir irgendwann nicht mehr fliehen können, was dann?«
    Die Medikerin, die das zerfetzte Gewebe seines linken Arms durch bionisches ersetzte, war eine Lobotome und ging nicht auf die Frage ein. Sie legte ein dünnes Stütz- und Stimulationsgerüst aus Synthomasse an. »Morgen können Sie den Arm wieder bewegen, Dolch Nektar.« Sie verstaute ihre Instrumente und reichte ihm eine kleine Datenscheibe. »Das ist für Sie. Eine private Nachricht. Unser Kom-Zentrum hat sie vor sechs Stunden empfangen.«
    Einige Sekunden betrachtete Nektar die Scheibe verwundert und hielt dann kurz den Daumen auf ihren Sensor. Sofort bildete sich vor ihm eine einfache, zweidimensionale Darstellung und zeigte ihm … Mel. Seit damals hatten sie sich nicht mehr gesehen. Sie war kein Mädchen mehr, sondern eine Frau, und etwas in ihren Augen wies darauf hin, dass sie schreckliche Dinge gesehen hatte wie sie alle.
    »Hallo, Nektar«, sagte die inzwischen vierundzwanzig Jahre alte Mel. Im Hintergrund war eine zerstörte Stadt zu sehen; Rauch stieg auf. »Ich hoffe, diese Nachricht erreicht dich. Ich habe mehrmals versucht, mich mit dir in Verbindung zu setzen, aber nie eine Antwort bekommen.« Trauer huschte über ihr Gesicht, verschwand aber sofort wieder. »Gregor ist tot, Nek. Es hat ihn vor ein paar Tagen auf Hyraklis III erwischt. Jetzt sind nur noch wir drei übrig, falls Hilliot noch lebt; vor zwei Jahren habe ich zum letzten Mal etwas von ihm gehört. Er nahm an einem Einsatz im Thole-Sektor teil.« Mel zögerte, und Nektar gewann den Eindruck, dass sie eigentlich von ganz anderen Dingen sprechen wollte. »Denk daran, was du mir versprochen hast, Nek. Pass gut auf dich auf, wo auch immer du bist.« Sie streckte die Hand aus, wie um ihn zu berühren. Dann flackerte das Bild und löste sich auf.
    Nektar blickte auf die Datenscheibe in seiner rechten Hand und sah Mel, so wie sie damals gewesen war, in der Nacht nach seiner Niederlage in der Arena. »Ich passe auf mich auf«, sagte er leise. »Und vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.«

 
7. Zwischenbilanzen
     
    13. Februar 1229 ÄdeF
     
     
    Als Erasmus das Draghi-System erreichte, hatte er etwa siebzig Prozent seiner ursprünglichen Masse wiedergewonnen, war gut zweihundert Meter lang und in mehrere semiautarke Segmente unterteilt.
    »Wir sind da«, sagte er.
    Seine Stimme klang anders, fand Tamara. Deutete der veränderte Tonfall auf eine Persönlichkeitsveränderung hin, verursacht durch den Verlust von physischer Masse, Daten und Algorithmen? Oder ist dies alles ein geschicktes Täuschungsmanöver? , dachte sie und beschloss, diese Möglichkeit nicht ganz außer Acht zu lassen.
    Zacharias und die Tal-Telassi saßen in einer Art Kontrollraum, und diesmal kamen keine Neuen Menschen aus Öffnungen in den Wänden. Sie waren allein an Bord. Außer ihnen hatte niemand überlebt – abgesehen von dem Emm-Zett. Von dem Zäiden , verbesserte sich Tamara in Gedanken.
    »Danke, Erasmus«, sagte Zacharias, als Tamara schwieg. »Können wir mit Lanze Hokonna sprechen?«
    »Natürlich. Er erwartet Sie bereits.«
    Die interplanetare Transverbindung ermöglichte direkte Kommunikation. Eine quasireale Darstellung von Lanze Adrian Hokonna entstand und wirkte so echt, als stünde der Offizier des Dutzends direkt vor ihnen. Wenn er sich bewegte, hörte Tamara sogar das Summen der Servi in seinem Ektoskelett.
    »Es freut mich, dass Sie zurück sind, Tamara 14 und Impro Zacharias«, sagte er. Seine künstliche Stimme knarrte ein wenig. »Und mit nicht weniger Freude stelle ich fest, dass Sie überlebt haben, Erasmus. Ich kenne Ihren Bericht und weiß daher, was Sie durchgemacht haben. Für Ihre selbstaufopferungsvollen Dienste wird sich das Dutzend ganz offiziell bei Ihnen bedanken, aber gestatten Sie mir, Ihnen vorweg schon dies zu sagen: Für mich sind Sie ein Held.«
    »Ich danke Ihnen sehr, Lanze Hokonna«, erwiderte Erasmus, und Tamara glaubte, so etwas wie Stolz in der Stimme zu hören. Simulierter Stolz , dachte sie.
    »Sind das Konzil und Millennia davon unterrichtet, dass wir vielleicht Golgatha

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