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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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dachte an die Mneme in ihrem Innern, und die Zufriedenheit – ein erlaubtes Gefühl – dehnte sich in ihr aus. Nachdem Tamara den Kurs zur nächsten Transferschneise oberhalb der Ekliptik programmiert hatte, suchte sie den Hibernationsraum auf und streckte sich dort auf einer von drei Liegen aus.
    »Der Sprung erfolgt in fünf Minuten«, meldete die einfache KI der Eisblume . Interne Datenfluss- und Elaborationsblockaden verhinderten, dass sie das Potenzial eines Megatrons entwickeln konnte. Die Tal-Telassi hatten Vorsorge getroffen: Bei ihnen entstand kein falsches Leben.
    »Leite die Hibernation ein«, sagte Tamara.
    Sie schlief längst, als der Schock des Sprungs kam und die Eisblume mit dem langen Überlichtflug durch die Transferschneise begann.
     
     
    Zacharias seufzte, als das blumenartige Schiff der Tal-Telassi durch den Atmosphärenschild glitt, beschleunigte und draußen im All schnell außer Sicht geriet. »Manchmal kann es sehr schwer sein, mit ihr klarzukommen. Erasmus hat viel Geduld bewiesen.«
    »Sie ebenfalls, nehme ich an«, sagte Hokonna. Seine künstliche Stimme knarrte noch immer.
    Zacharias seufzte erneut, als er sich an gewisse Momente mit Tamara erinnerte. »Manchmal frage ich mich, ob sie davon weiß.«
    »Oh, sie weiß es, Impro. Aber es ist ihr gleichgültig. Können wir gehen?«
    Afraim Zacharias nickte und folgte Hokonna zu einer der internen Schleusen. Kurz darauf hatten sie den Hangar verlassen und gingen einen Korridor entlang, der durch den fast tausend Meter langen Zylinder zur zweihundert Meter durchmessenden Bugkugel des Schlachtschiffs der Destruktor-III-Klasse führte. An einem der breiten Panoramafenster blieb Zacharias stehen, genoss das Gefühl relativer Sicherheit und blickte hinaus. Der heiße Gasriese füllte fast das gesamte Blickfeld aus, und eine Zeit lang beobachtete Zacharias die Tausende von Kilometern großen Sturmgebiete in Gontors aufgewühlter Atmosphäre. An einigen Stellen waren die Schatten anderer Monde zu sehen, wie kleine Flecken auf dem Antlitz des Riesenplaneten.
    »Gibt es erste Reaktionen?«, fragte er.
    »Vom Dutzend?«, fragte Hokonna und trat etwas näher. Die Servi in seinem Ektoskelett summten.
    »Ja.«
    »Das Konzil wartet auf Sie. So wie der Schwesternrat auf Tamara 14, nehme ich an. Man ist dort sehr neugierig auf Ihre persönlichen Eindrücke. Einige Avatars des Konzils warten im Konferenzraum auf Sie.«
    »Ihr ging es gar nicht so sehr um die Graken«, sagte Zacharias nachdenklich und blickte noch immer nach draußen. »Sie war vor allem daran interessiert, mehr über Erasmus und die Maschinenzivilisationen herauszufinden.« Er drehte sich zu Hokonna um. »Halten Sie es für möglich, dass die Tal-Telassi den Zäiden gegenüber auf Konfrontationskurs gehen?«
    »Das wäre sehr dumm, und das sind die Tal-Telassi gewiss nicht.«
    Zacharias hörte die Worte und die knarrende Stimme, und gleichzeitig hörte er noch viel mehr: ein Flüstern aus der Vergangenheit, die Stimmen von Erinnerungen. Bei seiner ersten Begegnung mit Adrian Hokonna vor fast dreißig Jahren war sein Ektoskelett noch nicht so umfangreich gewesen wie jetzt. Doch kurze Zeit später, beim Kampf um Kurtigan, war Hokonna noch einmal schwer verletzt worden, und ihm erging es wie vielen anderen Soldaten und Offizieren der Streitkräfte: Es gab nicht genug Ressourcen, um alle Verwundeten mit neuen Gliedmaßen und Ersatzorganen auszustatten. Die Bionenproduktion von Millennia genügte längst nicht mehr, um den enormen Bedarf zu decken, und nach dem Fall von Andabar herrschte auch zunehmend Mangel an mechanisch-tronischen Prothesen. Hokonnas Körperfunktionen waren damals mit den Geräten und Servi wiederhergestellt worden, die zur Verfügung gestanden hatten, und das Ergebnis bestand aus einem Patchwork-Panzer, der vernarbtes Gewebe, stimulierte Nervenfasern, polymerverstärkte Knochen, einige halbwegs erhalten gebliebene Organe und ein noch immer voll funktionsfähiges Gehirn enthielt. Vor dreißig Jahren hatte Hokonna von den Medikern des Raumlazaretts gehört, dass das Ektoskelett ein Provisorium war, etwas, das ihm helfen sollte, die nächsten Monate zu überleben bis Millennia die notwendigen Komponenten für einen Bionenkörper liefern konnte. Aber aus den Monaten waren Jahre geworden, und schließlich hatte sich Hokonna an das Ektoskelett gewöhnt.
    Es bestand aus Dutzenden von grauschwarzen, unterschiedlich großen Teilen, untereinander vernetzt durch Neuroverbindungen und

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