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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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zwischen einem Schlaf und dem nächsten.«
    Es blieb Dominique kaum Zeit, sich darüber zu wundern, dass Tarweder von »Wochen« und »Monaten« gesprochen hatte, obwohl hier auf Heres die astronomischen Voraussetzungen für solche Zeiteinteilungen fehlten. Eine sonderbare Benommenheit erfasste sie, und dem Alten erging es offenbar ebenso. Er taumelte und wäre gestolpert und vielleicht gefallen, wenn Dominique ihn nicht festgehalten hätte.
    »Leg dich hin!« Tarweder sank mit einem leisen Ächzen zu Boden und streckte sich zwischen den Felsen aus. »Leg dich hin. Sonst fällst du und könntest mit dem Kopf gegen einen scharfkantigen Stein stoßen. Leg dich hin! «
    Die Schärfe in seiner Stimme verblüffte Dominique so sehr, dass sie der Aufforderung nachkam. Sie sah noch, wie Hannaratt in das Fahrzeug kletterte und die Tür schloss, dann lag sie neben Tarweder zwischen den Felsen und hörte, wie das Rauschen des Flusses in immer weitere Ferne rückte. Stille dehnte sich aus, und Dominiques Gedanken verloren sich im Schlaf.
     
     
    Flammen krochen auf sie zu wie lebende Wesen. Dominique wich langsam über die Treppe zurück, aber sie konnte nur nach oben fliehen – das Feuer schnitt ihr den Weg ab. Die Stufen unter ihr bestanden aus Stein, waren ausgetreten und kalt, trotz der von den Flammen ausgehenden Hitze. Das Knistern und Prasseln trieb sie Stufe um Stufe nach oben, und als sie den ersten Treppenabsatz erreichte, traf sie dort Tarweder. Der Alte stand an einem kleinen Fenster und sah hinaus in grauen Nebel – oder war es Rauch? In der Ferne zeichneten sich die Gebäude einer Stadt ab, doch sie wirkten seltsam ineinander verschlungen, als wären sie halb geschmolzen und dann wieder erstarrt.
    »Was machst du hier, Tarweder?«, fragte Dominique erstaunt.
    »Es wird alles verbrennen«, sagte er langsam und blickte noch immer aus dem Fenster. »Alles wird verbrennen, wenn wir es nicht beenden.«
    Sie trat näher an ihn heran, verfolgt vom Knistern der Flammen. »Wenn wir was nicht beenden?«
    Tarweder wandte sich vom kleinen Fenster ab und sah Dominique an. Sein Gesicht wirkte eingefallen und hohlwangig; die Streifen zeichneten sich deutlicher als sonst darin ab. Der Glanz seiner graugrünen Augen hatte sich getrübt. »Du musst mir helfen.«
    »Wobei, Tarweder?«
    Er antwortete nicht, stand einfach da und sah sie an. Dominique streckte die Hand aus und wollte seinen Arm berühren, doch ihre Finger verschwanden darin, ohne auf fühlbaren Widerstand zu stoßen. Erschrocken zog sie die Hand zurück, und Tarweder verschwand. Ebenso das Fenster. Wo es eben noch gewesen war, erstreckte sich Stein, kalt wie die Treppenstufen.
    Das Feuer kroch noch etwas näher, obwohl es hier keine Nahrung für die Flammen gab, und Dominique stieg die Treppe hoch, brachte eine Stufe nach der anderen hinter sich. Was bedeuteten Tarweders Worte? Was musste beendet werden, und wobei sollte sie ihm helfen? Dominique hatte das Gefühl, dass er nicht zu ihrem eigenen Traum gehört hatte, sondern von außen gekommen war.
    Am Ende der Treppe, vor einer offenen Tür, blieb sie stehen und blickte auf ihre Hände hinab, denen noch immer die violetten Verfärbungen fehlten. Sie zwickte sich in den linken Arm, und der Schmerz fühlte sich normal an – dies war der realistischste Traum, den sie jemals erlebt hatte.
    Dominique trat durch die offene Tür auf die Turmplattform. Kühler Wind wehte ihr entgegen, brachte den Geruch von Rauch, und in der Ferne waren nicht mehr die Konturen von Gebäuden zu erkennen. Liege ich noch zwischen den Felsen, neben Tarweder, oder bin ich wirklich hier? Wieder dachte sie an die Antwort, die der Weise dem Produktiven Träumer Davvon gegeben hatte: Gab es tatsächlich keinen Unterschied zwischen Traum und Realität?
    Die Flammen erreichten die Tür und kamen ebenfalls auf die Plattform, gelb und rot, hungrig und heiß. Dominique wich an die Brüstung zurück und begriff, dass sie dem Feuer nicht mehr ausweichen konnte. »Direkte neurale Stimulation«, sagte sie laut und konzentrierte sich auf das innere Bild, das sie zwischen den Felsen zeigte. »Wie durch einen Bion. Hört mich jemand?« Sie blickte in die züngelnden Flammen, dachte aber an die Gesandten der Dominanten, die die Schlafenden untersuchten. »Ich weiß, dass dies ein Traum ist. Ich lasse mich nicht täuschen.«
    Entschlossen streckte sie die Hand in die Flammen, dazu entschlossen, simulierten, illusorischen Schmerz zu ertragen. Doch nach einigen

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