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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Blitze vereinten sich zu einem Gleißen, das sich immer mehr ausdehnte. Es erreichte die Moloche und Kronn-Schiffe, und Nektar beobachtete mit großer Zufriedenheit, wie sie sich in dem Leuchten auflösten – sie schienen darin zu verglühen. Die Zerstörungsfront erreichte die Trümmerwolke, verschlang Wrackteile, dehnte sich weiter aus …
    Die Stahlkeramikwand platzte, und Nektar begriff, dass er unmöglich überleben konnte. Aber das war unmöglich, denn seit Enschall begleitete ihn das über jeden Zweifel erhabene Wissen, dass er erst sterben würde, nachdem er einen großen Sieg über die Graken errungen hatte. Die vernichteten Moloche und Kronn-Schiffe dort draußen … Waren sie der große Sieg?
    Nektars Gedanken verflüchtigten sich in der Hitze.
     
     
    Es war kalt, schon seit Tagen, und es würde auch während der nächsten Wochen kalt bleiben. Die Krümmer der Marduk – der es nicht gelungen war, die chaotische Macht zu besiegen – funktionierten nicht mehr. Kein Wunder: Neunzig Prozent ihrer Aggregate fehlten. Das galt auch für den Rest des Schiffes, das nur noch über zehn Prozent der ursprünglichen Masse verfügte.
    Nektar trug dicke Kleidung, als er seinen täglichen Rundgang durch die noch intakten Korridore und Räume des Schiffes machte. Die Notenergie der Akkumulatoren reichte gerade für die Basisfunktionen der Lebenserhaltungssysteme; auf Komfort musste er verzichten. Der Sturz aus dem Dimensionstunnel der Graken hatte im interstellaren Raum stattgefunden, weit abseits der nächsten Transferschneise, aber zum Glück nicht allzu weit vom Rand des Tailibur-Systems entfernt – und mit einem Bewegungsmoment, das die Reste der Marduk in die richtige Richtung trug. Einige Wochen würde es dauern, bis er in die Ortungsreichweite der Lauschstationen geriet, und dann noch einige Tage, bis er mit dem Eintreffen eines Rettungsschiffs rechnen durfte. Er musste sich nur ein wenig gedulden und sparsam mit der Energie umgehen, das war alles.
    Glück, dachte er. Das Glück schien bei dieser ganzen Sache eine wichtige Rolle gespielt zu haben.
    Oder Schicksal.
    Nektar wollte eher daran glauben. Er blieb an einem Fenster stehen, sah hinaus ins All und glaubte, noch einmal das Innere des Dimensionstunnels zu sehen. Während der vergangenen Tage hatte er oft darüber nachgedacht, ohne Gewissheit zu erlangen. So sehr er sein Gedächtnis auch bemühte: Er konnte nicht sicher sein, was im Tunnel geschehen war, denn er wusste nicht, ob er seinen Erinnerungen trauen durfte. Wenn er die Ereignisse vor dem inneren Auge Revue passieren ließ, erschienen sie ihm immer seltsamer und unwirklicher. Gewöhnliche Logik bot keinen Ausweg. Warum hatte er als Einziger überlebt? Warum gab es außer ihm niemand an Bord? Warum hatte sich nach seinem Erwachen niemand in der medizinischen Abteilung befunden? Was war mit all den anderen geschehen, mit den Besatzungen der übrigen Schiffe, mit Soren Horendahl und den Technikern? Mit Mel? Was war aus ihnen geworden?
    Nektar stand so dicht vor dem Fenster, dass sein Atem an der kalten Scheibe beschlug, und für einige wenige Sekunden gewann der Kondensfilm die Form eines Gesichts. Er berührte es mit dem Zeigefinger, stellte sich die Fingerspitze dabei auf Mels Lippen vor und versuchte, mit dem tiefen Schmerz in seinem Innern fertig zu werden. Es hatte große Verluste in seinem Leben gegeben; die größten waren das Verschwinden seines Vaters und der Tod seiner Mutter gewesen. Doch mit Mel schien er einen Teil von sich selbst verloren zu haben.
    Schicksal, dachte er erneut. Kein Glück. Das Schicksal hatte ihm eine Lektion erteilt, und sie lautete: Lass dich nicht ablenken, von nichts und niemandem. Konzentriere dich allein auf deine Aufgabe. Geh deinen Weg, ohne nach links und rechts zu sehen.
    Mit einem Seufzen wandte sich Nektar vom Fenster ab und setzte den Rundgang fort. Ihm blieben noch einige Wochen, um wieder zu sich selbst zu finden, um Gedanken und Gefühle zu ordnen. Vielleicht reichte die Zeit.

 
12. Flammenruf
     
    Heres
     
     
    Die Müdigkeit existierte nicht mehr, als Dominique Tarweder durch den Zug folgte. Aufregung vibrierte in ihr. Die Waggons waren lang und meist unterschiedlich beschaffen. Offene Bereiche wechselten mit Ansammlungen kleiner Nischen und Abteile, und überall erklangen die Stimmen der Reisenden, untermalt vom Summen des Zuges, der durch ein Tausende Kilometer langes subplanetares Röhrensystem raste. Tarweder fand mit überraschendem Geschick

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