Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Überlebenden zu betäuben – sie hätten erneut die Krümmer aktiviert.« Mels Stimme wurde noch eindringlicher. »Es gibt nur eine Möglichkeit für uns, den Dimensionstunnel zu verlassen. Wir müssen die Diskontinuitätsbomben der Marduk zünden.«
»Ich frage mich, was er wusste«, murmelte Nektar und blickte auf den toten Soren Horendahl hinab.
»Wie bitte?«
»Er bat mich mehrmals darum, ihm Gelegenheit zu einem Flug nach Millennia zu geben. Angeblich hatte er eine wichtige Mitteilung für die Tal-Telassi.«
»Ich bin hier fertig«, sagte Mel. Sie hatte den letzten schlafenden Verletzten in einen autarken energetischen Sicherheitsharnisch gehüllt. »Komm.«
Nektar hob den Blick vom leblosen Soren Horendahl und sah die Frau auf der anderen Seite der kleinen medizinischen Abteilung an. Mel hatte sich verändert, fand er. Sie wirkte nervös und fahrig. Lag es an der Last ihrer Erinnerungen?
Er tastete nach seinem Nacken, als er ihr in den Korridor folgte. »Was hast du mir gegeben?«
»Ich habe drei Zyklen gebraucht, um das Mittel mithilfe des Medo-Servos zu entwickeln. Es hilft dabei, das Bewusstsein aus der Zeitschleife zu befreien.«
Das klang seltsam, fand Nektar. Als er den Kopf drehte und Mel von der Seite ansah, sagte sie: »Es hilft dabei, das Bewusstsein aus der Zeitschleife zu befreien.«
»Das hast du schon einmal gesagt«, erwiderte er verwundert.
»Was?«
Nektar sah sich verblüfft um, als sie plötzlich an den Kontrollen der Gravitationskatapulte standen. Er konnte sich nicht an den Rest des Weges erinnern, und Mel … Sie wirkte noch erschöpfter als zuvor. An ihrer linken Wange bemerkte er einen roten Striemen, der ihm zuvor nicht aufgefallen war.
Eine Wand bestand aus transparenter Stahlkeramik, und dahinter erstreckte sich kein schwarzes All, sondern das Grau des Dimensionstunnels der Graken. Während Mel letzte Vorbereitungen für den Einsatz der Diskontinuitätsbomben traf, blickte Nektar hinaus und beobachtete die Trümmerwolke, in die sich die Marduk verwandelt hatte. Kleine und große Wrackteile schwebten am Rand des Tunnels, der in einiger Entfernung Abzweigungen aufwies. Etwas bewegte sich dort: Ansammlungen kleiner Punkte.
Mel bemerkte seinen Blick. »Es sind Moloche, begleitet von Vitäen-Flotten. Vielleicht sind sie unterwegs, um weitere Welten anzugreifen. Ich hoffe, dass wir diesen Tunnel mit den Bomben zerstören können.«
»Du hast von einer Falle gesprochen …«
»Ja. Die Graken haben uns in den Tunnel gelockt, weil sie sich in den Besitz der neuen Waffe bringen wollten. Das ist ihnen gelungen. Sie werden die Diskontinuitätsbomben untersuchen und einen Weg finden, sich davor zu schützen.«
»Warum haben die Graken uns in Ruhe gelassen?«
»Vielleicht dachten sie, dass es keine Überlebenden gibt.« Mel deutete nach draußen. »Ohne die strukturelle Autonomie der Marduk wäre überhaupt nichts von uns übrig geblieben.«
Einige der Punkte wurden größer, stellte Nektar fest. Mel bemerkte es ebenfalls, und ihre Finger huschten noch schneller über die Kontrollen. »Ich fürchte, wir bekommen Besuch. Vielleicht sind die Graken doch noch auf uns aufmerksam geworden.«
»Mel … Wenn dies eine Zeitschleife ist, wenn sich alles wiederholt und du dies schon mehrfach erlebt hast … Dann müsstest du doch wissen, was passiert.«
Sie richtete einen seltsamen Blick auf ihn. Er sah stummes Flehen in ihren Augen, auch Furcht und Schmerz. »Ich weiß , was geschehen wird. Ich weiß , dass wir die Schleife und den Tunnel verlassen, wenn wir die Bomben zünden. Dann hört dies endlich auf!«
Von einem Moment zum anderen saß Nektar in einem Sessel, umgeben von einem Sicherheitsharnisch, der sanften Druck ausübte. Aus den näher kommenden Punkten jenseits der Stahlkeramikwand waren Moloche der Graken geworden, begleitet von einem Schwarm aus Kronn-Schiffen.
»Mel«, sagte er. Das Sprechen fiel ihm schwer. »Mel, etwas stimmt nicht.«
»Vielleicht liegt es am Mittel, das ich dir gegeben habe. Du hast dich noch nicht daran gewöhnt. Ich löse jetzt die Katapulte aus.«
»Mel …«
Sie beugte sich vor und berührte eine Schaltfläche. Nektar hörte nichts, nahm aber mehrere kurze Vibrationen wahr.
Er blinzelte, und Mels Gesicht erschien kurz vor ihm. »Es wird alles gut, du wirst sehen«, sagte sie, aber ihre Stimme klang seltsam gedämpft, wie durch eine unsichtbare Membran zwischen ihnen.
Im Grau des Dimensionstunnels blitzte es mehrmals, und die einzelnen
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