Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
ihm. »Bist du verletzt?«
    »Nein«, schnaufte der Alte. »Nein, ich …«
    Etwas berührte Dominique von hinten, und Tarweders Stimme veränderte sich, wurde zu einem Brummen; seine nächsten Worte dehnten sich so sehr, dass sie nichts mehr verstand. Eine kalte Kraft zerrte sie von dem Greis fort, und sie versuchte vergeblich, sich ihr zu widersetzen. Die Passagiere und ihre Fiktionen, der Waggon des Zuges … alles schien zurückzuweichen und gleichzeitig an Substanz zu verlieren.
    Dominique begriff, dass sie sich nur auf eine Weise zur Wehr setzen konnte. Sie konzentrierte sich auf ihren schwachen Kontakt zum Tal-Telas und versuchte, die Kraft dahinter zu erreichen, das Flix. Die das Zweite Dominium durchdringende Korit-Energie, die »Wurzeln« der Residenten, stellte eine Verbindung dar. Während die Zeit in der Welt um sie herum immer langsamer verstrich, senkte Dominique den Blick, betrachtete ihre Fingerspitzen und beobachtete, wie violette Flecken daran entstanden. Sie drehte den Kopf, bemerkte die Gestalt eines Humanoiden in unmittelbarer Nähe und sah zum ersten Mal sein Gesicht. Es hätte gewöhnlich gewirkt, wenn nicht die Augen gewesen wären: raubtierartig wachsam, die Pupillen groß, die Iris kobaltblau – wie die Augen des Mannes, den sie im Kantaki-Nexus aus einem achttausend Jahre langen Schlaf geweckt hatten.
    Sie wusste nicht, ob es derselbe Mann war – wohl kaum, es wäre ein zu großer Zufall gewesen –, aber es spielte auch gar keine Rolle. Sie öffnete ihre Sinne ganz dem Tal-Telas und der anderen Energie, die wie Feuer in ihr Selbst strömte, wankte zu Tarweder zurück, bückte sich, schloss die Hand um seinen Arm …
    Ihre Gedanken schienen in Flammen zu stehen, als sie den Weisen und sich in Elmeth und Fomion fortbrachte. Als sie wieder einigermaßen klar denken konnte, fühlte sie kalten, leicht vibrierenden Boden unter sich. Sie öffnete die Augen, aber es blieb dunkel. »Tarweder?«, brachte sie mit rauer Stimme hervor.
    »Ich hab's gleich«, kam die Stimme des Alten aus der Finsternis.
    Irgendwo klickte es mehrmals, und eine Lichtplatte an der Decke glühte auf. Tarweder stand an der gegenüberliegenden Seite des Raums neben einer Kontrolltafel. Dominique blinzelte, als Kiwitt vor ihrem Gesicht erschien. Seine Zunge strich über ihre Nase, und dann huschte der kleine Kerl zum Rucksack, den Tarweder an der Wand abgestellt hatte.
    »Wenn du mir beibringen könntest, wie man das macht …«, sagte Tarweder. Er trat näher und half Dominique auf die Beine.
    »Wie man was macht?«, fragte Dominique. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten und fühlte sich innerlich halb verbrannt.
    »Von einem Ort zum anderen zu gelangen, ohne ein Transportmittel zu benutzen … Es scheint mir eine sehr effiziente Form des Reisens zu sein.«
    Dominique stützte sich an der zitternden Wand ab. »Wo sind wir?«
    »Am Ende des Zuges.« Tarweder deutete auf eine Tür mit einem Fenster, hinter dem es dunkel blieb. »Da draußen gibt es nur noch die Röhre. Und dort …« Er zeigte zur gegenüberliegenden Wand, wo es eine ebenso beschaffene Tür gab. »… geht es zu den mit Instrumenten und Geräten gefüllten Räumen dieses Wartungswagens. Ich hoffe, wir können deine Methode des Reisens noch einmal anwenden, junge Dame, denn sonst sitzen wir hier fest. Dies sind Sicherheitstüren, die sich nur öffnen lassen, wenn der Zug steht.«
    Dominique presste sich die Hände an die Schläfen. Dem Gefühl, innerlich halb verbrannt zu sein, gesellten sich hämmernde Kopfschmerzen hinzu. »Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal schaffe. Ich bin völlig erledigt.«
    Tarweder ging zu seinem Rucksack und holte etwas daraus hervor, das wie eine kleine graue Nuss aussah. Als Kiwitt das Objekt sah, wich er mit einem leisen Gurren zurück und wartete. Der Alte nahm die Nuss in die Hand, schloss die Finger darum, drückte kurz zu und legte sie dann auf den Boden. Es zischte leise, und der Gegenstand schwoll an, verwandelte sich dabei in einen durchsichtigen Behälter, der eine klare Flüssigkeit enthielt. Tarweder hob ihn auf und brachte ihn Dominique.
    Sie trank einen vorsichtigen Schluck: Wasser, kalt und mit einem leicht süßlichen Geschmack. Sie merkte, wie durstig sie war, setzte den Behälter wieder an die Lippen und trank erneut.
    »Eine Flasche und ihr Inhalt, auf eine molekulare Datenstruktur reduziert«, sagte Tarweder. »Körperwärme und ein wenig kinetische Energie genügen, um daraus den ursprünglichen

Weitere Kostenlose Bücher