Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Gegenstand zu machen. Erstaunlich, nicht wahr? Manche technischen Spielereien des Zweiten Dominiums grenzen an Magie.«
»Die Gestalt, der Dominante … Er versuchte, mich zu sich zu ziehen. Was wäre mit mir geschehen, wenn ich uns nicht hierhergebracht hätte?«
»Dann wäre es ihm vermutlich gelungen, dich in seine Phase zu zerren.« Tarweder gab Kiwitt zu trinken und stillte dann den eigenen Durst. Er wirkte jetzt wieder wie ein unbekümmerter Alter, den kaum etwas aus der Ruhe bringen konnte.
»In seine Phase?«, wiederholte Dominique und versuchte noch immer, ihre Gedanken zu ordnen.
»Der Dominante, der nach dir gesucht hat, ist nicht ganz ins Zweite Dominium gewechselt«, erklärte Tarweder ernst. »Er hat nur einen Teil von sich hierhergeschickt, um nicht den Korit-Einflüssen zu unterliegen. Deshalb wollte ich zu einem energetischen Verteiler des Zugs. Dort hätte ich ihn hiermit aus der Phase holen können.« Er hob einen kleinen Kristall – offenbar pures Korit – und ließ ihn wieder in einer Tasche seines Overalls verschwinden. »Die Phase erlaubt es den Dominanten, sich hier im Zweiten frei zu bewegen, ohne auf Zeit und Raum Rücksicht nehmen zu müssen. So spielte die Eigenbewegung des Zuges für deinen Verfolger keine Rolle. Außerhalb der Phase hätte er sein Bewegungsmoment dem unsrigen anpassen müssen.«
Dominiques Kopfschmerzen ließen ein wenig nach, aber das Gefühl der Schwäche blieb. Beim Sprung in Elmeth und Fomion hatte sie zu einem kleinen Teil die Kraft des Tal-Telas verwendet und zu einem weitaus größeren die andere Energie, die das Zweite Dominium durchdrang. Aber daran war sie nicht gewöhnt. Die fremde Kraft brannte wie Feuer in ihrem Bewusstsein.
»Du sprichst davon, dass der Dominante mich gesucht und verfolgt hat«, sagte sie langsam und in dem Bemühen, einen Sinn in den jüngsten Ereignissen zu erkennen. »Warum schließt du dich aus?«
Tarweder hob sein Gerät. »Ich habe es hier gesehen, Dominique.«
»Und der Grund? Was will der Dominante von mir?«
»Was wollen die Eisenmänner von Rupert?«
Dominique sah Tarweder an und begriff, dass seine Frage weitaus klüger war, als es zunächst den Anschein hatte. Tief in ihr begann etwas zu arbeiten und Verbindungen zu knüpfen. Gab es einen Zusammenhang zwischen Ruperts Entführung und dem Umstand, dass sie von einem der geheimnisvollen Dominanten verfolgt worden war?
Ihr Blick war noch immer auf Tarweder gerichtet, als sie aus dem Augenwinkel ein Flirren bei der gegenüberliegenden Tür sah. Sie wusste sofort, was es bedeutete.
»Er ist hier!«
Der Raum, in dem sie sich befanden, maß nur etwa zwanzig Quadratmeter und war völlig leer. Die Türen ließen sich nicht öffnen, und Dominique wusste, dass sie eine neuerliche Teleportation nicht überleben würde.
»Das Korit, Tarweder!«, rief Dominique und wich zurück, als das vage Wabern in der Luft näher kam.
Der Alte schüttelte kummervoll den Kopf. »Es nützt uns nichts. Hier gibt es keinen energetischen Verteiler.«
Nach einigen wenigen Schritten fühlte Dominique die Wand des Waggons im Rücken. Als das Flirren noch näher kam, warf sie sich zur Seite, doch etwas Kaltes berührte sie, und erneut gewann sie den Eindruck, dass alles von ihr zurückwich: die Wände des Wagens, Tarweder, Kiwitt …
Kiwitt, der in einer Ecke saß und in dessen großen, dunklen Augen sich ein seltsamer Glanz zeigte, als sie das Geschehen beobachteten.
Dominique versuchte, sich mit dem Tal-Telas zu verbinden, doch die Entfernung zu der Kraft, die ihr ganzes Leben bestimmt hatte, blieb groß. Dahinter lockte die andere Energie, das Flix, heiß und gefährlich für ihre Gedanken, die nie den Umgang damit gelernt hatten. Vorsichtig griff sie danach und begriff gleichzeitig, dass sie sich Vorsicht kaum leisten konnte, denn dadurch verlor sie Zeit. Sie öffnete ihr Selbst ein wenig mehr und empfing Hitze an Stellen, die erst vor kurzer Zeit gebrannt hatten. Schmerz entflammte in ihr …
Von einem Augenblick zum anderen befand sich Dominique an einem anderen Ort. Ruhe umgab sie, die Stille eines alten Hauses. Langsam ging sie an einem breiten Bett vorbei, trat zum Fenster und blickte hinaus auf einen dichten Wald. Das Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne spiegelte sich auf einem See wider. Alles blieb still, auch als Dominique das Fenster öffnete. Kein Laut kam aus dem Wald, keine Stimmen aus dem Haus.
Sie drehte sich um, verließ das Schlafzimmer und ging durch einen Flur mit
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