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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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übergossen.
    Barnard schob sich den halben Gatsby in den Mund, Soße tropfte von seinen Wangen. Er sprach beim Kauen. »Gib mir noch ein Pine Nut für unterwegs.«
    Die Frau hatte ihm eine weitere Flasche gegeben, und er war gegangen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren oder zu bezahlen.
    Barnard kaute immer noch, als er sich der Wohnung des Tik-Users näherte. Er sah, dass ein Streifenwagen davorstand. Blaulicht flackerte über die Fassade des gedrungenen Gebäudes.
    Scheiße, was jetzt?
    Als Barnard seine massige Gestalt aus dem Toyota hievte, gab die Federung des Wagens ein Ächzen von sich, fast als wäre sie erleichtert, ihn los zu sein. Zwei Uniformierte standen in der Nähe eines Knäuels von Leuten, die sich um eine dunkle Gestalt drängten, die auf der Straße lag. Die Bullen erstarrten, als er näher kam. Sie hatten Angst vor ihm. Das gefiel ihm.
    »Was ist hier los?«, fragte er mit vollem Mund, den letzten Bissen kauend.
    »Ein Drive-by, Inspector.«
    Ein Mischlingsmädchen, nicht älter als zehn, lag sterbend auf der Straße. Eine Frau kniete heulend neben dem Kind, Leute versuchten, sie fortzuziehen.
    Barnard starrte teilnahmslos hin. »Auf wen hatten sie es abgesehen?«
    Der andere Bulle zeigte auf das Haus. »Da drinnen ist ein Gangster. Die haben ihn erwischt, als er reingelaufen ist. Das Mädchen überquerte gerade die Straße.«
    »Der Typ, ist er tot?«
    »Nein. Verwundet.«
    Schade. Barnard ging ins Haus. Im vorderen Zimmer lag zusammengesunken ein etwa zwanzigjähriger dürrer Mischling auf dem Boden, blutete auf den abgewetzten Teppichboden und zitterte vor Angst. Er trug kein Hemd, sein Körper war voller Gang-Tattoos. Er hatte eine Kugel ins Bein abbekommen. Barnard wusste, dass es nicht lebensbedrohlich war. Er würde diese Sache klären müssen, bevor der Wichser ins Krankenhaus abtransportiert wurde und zu reden begann.
    Der Junge schaute zu Barnard auf. Wenn er bislang Angst gehabt hatte, dann bekam er es jetzt mit der Panik zu tun.
    Eine heulende, etwa fünfzigjährige Frau wischte dem Jungen den Schweiß von der Stirn. Sie sagte immer wieder und wieder: »Bleib wach! Du musst wach bleiben!«
    »Geh raus«, befahl Barnard und schickte sie mit einer herrischen Bewegung seiner rosa Pranke hinaus. Sie zögerte, bemerkte den Ausdruck auf seinem Gesicht und beschloss, dass es besser war, ihm zu gehorchen. »Mach die Tür zu.«
    Barnard packte den Jungen am Kinn und riss sein Gesicht hoch. »Sieh mich an, Bastard.« Der Junge sah ihn an. »Jerome, verdammt, warum hörst du eigentlich nicht auf mich? Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht an dieser Schule dealen.«
    »Hab ich nicht. Die lügen.«
    Barnard hob eine Hand. »Schnauze, okay? Was meinst du, warum die auf dich schießen? Weil du alle stinksauer machst.«
    »Inspector, ich werd aufhören. Ich schwör’s beim Leben meiner Mama.«
    Gatsby schüttelte seinen riesigen Kopf. »Zu spät, Jerome.«
    Er zog seine Z 88 aus dem Holster und schoss dem Jungen aus kürzester Entfernung ins rechte Auge. Er hatte noch genug Zeit, die Kanone, eine stupsnasige . 32 er, aus seinem Hosenbund zu ziehen und die Finger des Jungen darumzuwickeln, bevor die Tür aufflog und die Uniformierten hereinkamen.
    »Er hat die Waffe auf mich gerichtet«, sagte Barnard und steckte seine Z 88 wieder ins Holster.
    Die Uniformierten sahen ihn an, unausgesprochene Fragen überdeutlich in ihren Blicken. Die Mutter des Mischlings drängte sich an ihnen vorbei und nahm den blutenden Kopf ihres Sohns in die Hände. Sie weinte.
    Etwas Feuchtes aus dem Gesicht des Jungen war auf Barnards Schusshand gelandet. Er wischte sie an der Rückseite eines Sofas ab, das durchhing wie ein Hund mit Hohlkreuz.
    Auf dem Weg nach draußen zu seinem Wagen zündete er eine Zigarette an, mühte sich ab, ein winziges Mobiltelefon aus seiner Jeanstasche zu ziehen, und tippte mit dem Daumen eine Nummer ein. Kein Netz verfügbar. Er würde noch warten müssen, um diesen kleinen Bastard Rikki anzurufen und ihm noch ein bisschen mehr Druck zu machen.
    Barnard hörte die Sirene des Krankenwagens irgendwo in der Ferne. Sie verschwendeten nur ihre Zeit.
    Das Mischlingsmädchen auf der Straße war ebenfalls tot, wie er erkannte.
    Burn fuhr auf der High Level Road, und sein Blick wanderte immer wieder in den Rückspiegel. Die beiden toten Männer lagen in Müllsäcke verpackt unter einer Plane hinten im Jeep. Es war kein Problem gewesen, den kleinen Burschen in den Sack zu bekommen und zum Wagen

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