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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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außerdem hatte er für seine schwangere Frau eine gute medizinische Versorgung sicherstellen wollen. Nicht Europa, das war zu sehr amerikanische Kolonie. Dort wäre es schwieriger gewesen, einfach unterzutauchen. Also blieben am Ende Sydney oder Kapstadt. Australien hatte, trotz seiner enormen Landmasse, nur eine winzige Bevölkerung, und schon bei dem Gedanken daran hatte Burn Platzangst bekommen. Südafrika klang gut, es gab eine Infrastruktur mit westlichen Standards, sofern man sich die leisten konnte, war aber andererseits auch wieder chaotisch genug, um unerkannt leben zu können.
    Dieses Chaos hatte nun eine Hand ausgestreckt und sein Leben an der Kehle gepackt.
    »Sir?« Eine hellhäutige junge Krankenschwester in einer frischen weißen Uniform tauchte vor ihm auf. »Sie können jetzt zu Ihrer Frau.«
    Burn stand auf und beugte sich vor, um Matt hochzuheben. Die Schwester schüttelte den Kopf. »Tut mir sehr leid, aber der kleine Junge darf nicht mit hinein.« Sie lächelte. »Keine Angst, ich setze mich zu ihm.«
    Burn brachte ein Lächeln zustande. »Danke.«
    Susan lag in einem Privatzimmer, das an ein Hotelzimmer erinnerte. Sie lag im Bett, bleich und wunderschön. Sie schlug die Augen auf, als Burn eintrat.
    Er zögerte. Dann nahm er ihre Hand. Sie ließ ihn gewähren. »Wie fühlst du dich?«
    »Alles okay, Jack. Meinem Baby geht’s gut.«
    Er nickte. »Ich weiß.«
    »Ich muss einfach nur ein paar Tage hierbleiben.«
    »Gut. Lass dich hier gut versorgen.«
    Sie zog ihre Hand zurück. »Geh jetzt.«
    »Mit dir alles okay?«
    »Ich will einfach nur schlafen.«
    »Wir sehen uns morgen.«
    Sie nickte, schloss die Augen und entzog sich ihm bereits, als er ging.

KAPITEL 3
     
    Es war kurz nach zehn Uhr abends, als Burn den Jeep Cherokee vor seinem Haus abbremste. Er war angespannt, rechnete schon mit Polizeifahrzeugen und Streifenwagen des Sicherheitsdienstes. Tatsächlich parkten an beiden Straßenseiten mehr Autos als gewöhnlich. Aber es waren die Luxusautos, die auf diesen Straßen normal waren: Cabrios und SUV s.
    Nachdem der Wind sich inzwischen gelegt hatte, war der Abend still und heiß, und der scharfe Geruch von tierischem Fett, das auf Holzfeuern briet, zog ihm in die Nase. Er musste gegen eine plötzliche Übelkeit ankämpfen, als er daran dachte, was in seinem Esszimmer auf ihn wartete.
    Er betätigte die Fernbedienung der Garage; während das Tor sich öffnete, hörte er Fetzen einer zu stark orchestrierten Version eines Beatles-Songs, auf den er nicht gleich kam, und das Trällern von geziertem Lachen wehte von der Party in einem benachbarten Haus zu ihm herüber. Langsam fuhr er den Wagen in die Garage, ließ dann das Tor wieder herunter. Er saß noch einen Moment da, lauschte seinem auf dem Rücksitz schlafenden Sohn, bevor er die Wagentür öffnete.
    Burn trug Matt ins Wohnzimmer und legte ihn aufs Sofa. Die Schiebetür ins Esszimmer war geschlossen. Er hatte sie zugeschoben, damit die Sanitäter, die wegen Susan gekommen waren, nicht das Blutbad dahinter sahen.
    Burn ging in die Küche und holte reissfeste schwarze Müllsäcke aus der Schublade neben der Spüle. Er fand eine Rolle Isolierband und ein Teppichmesser, streifte dann Küchenhandschuhe aus Kunststoff über.
    Er vergewisserte sich, dass Matt noch schlief, und zog leise die Schiebetüren auf. Burn hatte im Irak Männer getötet, aber das war nichts verglichen mit dem, was an diesem Abend in seinem Haus passiert war.
    Der Kampfeinsatz während der Operation Desert Storm hatte sich so surreal angefühlt wie ein Playstation-Spiel; die Hightechwaffen hatten den Tod auf Distanz gehalten.
    Das hier war etwas anderes.
    Der große Mann lag auf dem Rücken, das Tranchiermesser steckte immer noch tief in seiner Brust. Die Kugel, die er aus der Waffe des kleinen Mannes abbekommen hatte, war unterhalb der Rippen in seinen Unterleib eingedrungen. Er war völlig ausgeblutet. Burn konnte sich auf gewisse Weise mit dem Wissen trösten, dass es ein Reflex gewesen war, den Mann zu erstechen, ein primitiver Impuls, um seine Familie zu schützen.
    Einen vergleichbaren Trost gab es jedoch nicht, was den Tod des kleinen Mannes betraf, der in seinem eigenen Blut lag, die milchig-trüben Augen zur Decke gerichtet, die klaffende Wunde am Hals wie ein anklagender Mund. Ihn Mann zu nennen war eine Übertreibung, er sah aus wie höchstens zwanzig, und seine kleine Statur ließ Burns Tat noch brutaler erscheinen. Burn hatte ihn entwaffnet, hatte ihn

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