Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
unbekannt war. Zondi brauchte eine Minute intensiver Besinnung, bevor er zu dem Entschluss gelangte, dass es sich höchstwahrscheinlich um Glück handelte.
Im Morgengrauen folgte Benny Mongrel einem Pfad hinauf zu den unteren Hängen des Tafelberges.
Nachdem er den verkohlten Horror hinter sich gelassen hatte, der einmal der fette Bulle gewesen war, empfand er keinerlei Bedürfnis mehr, in seine beengte Hütte in Lavender Hill zurückzukehren. Er hatte viel zu viel Zeit in engen Räumen verbracht, in denen sich der Gestank und das Stöhnen anderer Männer mit der fauligen Luft mischten, die er atmete.
Also war er zum Berg gegangen.
Er hatte einen überhängenden Felsen gefunden, der ihm Schutz bot, nicht weit von einem Fluss, der trotz der Hitze nicht ausgetrocknet war. Er war ein Stück einen schmalen Weg hinuntergegangen, der zu Häusern führte, die sich an die Hänge schmiegten, die Gärten dem Berg abgerungen. Trotz hoher Zäune und Stacheldraht hatte er ein Paar Jeans und ein T-Shirt von einer Wäscheleine ergattern können. Mehr brauchte er nicht.
Als er den Pfad hochwanderte, bemerkte er eine Bewegung im Gebüsch und verlangsamte seinen Schritt. Er hob einen Stein auf und schlich sich an, in der Hoffnung, dass er ein Gebirgskaninchen erlegen und frühstücken könnte.
Der Busch teilte sich, und ein Welpe mit dickem goldenem Fell tollte heraus. Er war zu jung, um sich vor Menschen zu fürchten, wedelte mit dem Schwanz und pinkelte vor Freude, als er Benny Mongrel sah.
Er kniete nieder und nahm den Welpen auf den Arm. Das Tier leckte ihn ab und wedelte mit dem Schwanz, schlug mit der Pfote nach ihm und versuchte, sein Gesicht abzulecken. Die Pfoten waren riesig und Benny Mongrel wusste, dass dieser Welpe zu einem großen Hund heranwachsen würde. So groß wie Bessie.
Er streichelte ihn, das weiche Fell. Und er spürte noch etwas, das ihn nervös machte: ein warmes Gefühl ums Herz.
Vorsichtig setzte er den Hund ab. Er stand auf, nahm seine gestohlene Kleidung und ging den Berg hinauf. Er sah kein einziges Mal zurück, als der Hund versuchte, ihm zu folgen, dann anhielt und sich hinsetzte, um sich am Ohr zu kratzen.
Benny Mongrel war frei.
Susan lag in ihrem Klinikbett und stillte das Baby. Matt lag schlafend neben ihr, sauber und in einem frisch gestärkten Krankenhaus-Pyjama. Als die Schwester am frühen Morgen Lucy gebracht hatte, hatte Susan gesehen, dass der uniformierte Polizist noch immer draußen vor ihrer Tür saß.
Susan wusste, dass bald schwierige Zeiten anbrechen würden. Ein Mann vom amerikanischen Konsulat war am Vorabend bei ihr gewesen, ein schleimiger Lackaffe, der aussah, als hätte man ihn direkt vom Tennisplatz weggeholt. Er sagte, sie werde zurück in die Staaten begleitet, sobald sie wieder reisefähig sei. Wenn sie Glück hatte, würde sie mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Dazu gab es eine Reihe praktischer Fragen zu klären. Zum Beispiel die Geldfrage.
Das Haus in Los Angeles und die Konten waren beschlagnahmt worden. Susan war blank. Sie hatte seit der Hochzeit nicht mehr gearbeitet und wusste, dass ihr zukünftiges Leben als alleinerziehende Mutter schwer werden würde. Aber das war in Ordnung, denn ihre Kinder waren am Leben und bei ihr. Selbst wenn sie ihren Mann verloren hatte.
Matt wachte auf und sah zu ihr auf. »Möchtest du etwas trinken, Matty?«
Er schüttelte den Kopf und klammerte sich an sie. Er nuckelte am Daumen seiner freien Hand. Vorsichtig zog sie den Daumen aus seinem Mund. Er hatte nicht mehr gesprochen, seit Zondi ihn am Abend zuvor zu ihr gebracht hatte. Irgendetwas Schlimmes musste ihm in diesen zwei Tagen draußen auf den Cape Flats zugestoßen sein. Er war im Krankenhaus untersucht worden und außer einer Beule am Kopf gab es keine Anzeichen für Verletzungen. Er schien ein bisschen benommen zu sein und ein Bluttest bestätigte, dass man ihm Beruhigungsmittel verabreicht hatte, aber nicht in lebensbedrohlicher Dosis.
Susan wusste, dass ihr Sohn auf eine tiefergehende Art verletzt worden war. Dieses sonst fröhliche, extrovertierte Kind war nur noch ein ängstlicher Schatten seiner selbst.
Ich verfluche dich, Jack, hörte sie sich sagen. Verflucht sollst du sein, wo auch immer du jetzt bist.
Der Reifen platzte irgendwo nördlich eines heruntergekommenen Wüstenkaffs, das Burn so schnell passierte, dass er noch nicht einmal das Ortsschild lesen konnte.
Er war seit dem Vorabend auf der Flucht. Seit Susans Anruf. Als er sie dieses letzte
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