Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
hinunterzuschaffen, der große Mann hatte Burn jedoch eine Menge Schweiß und Mühe gekostet. Zum guten Schluss hatte er ihn noch auf Bauchhöhe abknicken müssen, um ihn überhaupt in den Jeep zu kriegen. Der letzte Körper, den er nach unten getragen hatte, war der seines schlafenden Sohnes gewesen. Burn betete zu Gott, dass Matt nicht aufwachte; der Junge hatte in dieser Nacht ohnehin schon viel zu viel gesehen.
Am liebsten wäre Burn wieder weggelaufen. Hätte seine Sachen zusammengepackt und wäre verschwunden, so wie sie es bereits vor drei Monaten getan hatten. Aber das ging nicht. Noch nicht. Erst wenn sich Susans Zustand wieder stabilisiert hatte.
Auf dem Weg zur Autobahn bog er auf die Sea Point Main Road ein. Ehe er seine Route ändern konnte, fand er sich in einer Straßensperre wieder, orangefarbene Kegel verengten die Straße auf eine Spur, uniformierte Bullen mit Taschenlampen hielten Fahrzeuge an. Eine Straßensperre, um gestohlene Autos, Fahrer ohne Führerschein und Betrunkene herauszufischen.
Hinter ihm bremste ein Auto. Keine Chance zum Zurücksetzen. Er saß in der Falle.
Vor ihm befanden sich zwei Wagen. Die Bullen redeten mit den Fahrern, leuchteten mit ihren Taschenlampen in die Wagen. Einen Mann hatten sie rechts rausgewinkt und überprüften nun das Innere seines Autos sowie den Kofferraum.
Burn begann zu schwitzen.
Schließlich winkte ihn eine Taschenlampe weiter. Ein schwarzer Bulle leuchtete ihm ins Gesicht, als Burn die Scheibe auf der Fahrerseite runterließ. »Guten Abend, Sir. Bitte stellen Sie den Motor ab.«
»Guten Abend.« Burn stellte den Motor ab.
Der Akzent erregte sofort die Aufmerksamkeit des Polizisten. »Sind Sie auf Urlaub hier, Sir?«
»Ich bin eine Weile hier zu Besuch, ja.«
Der Bulle richtete den Strahl der Taschenlampe auf den Rücksitz, wo er den schlafenden Matt bemerkte. »Ihren Ausweis und Führerschein, bitte.«
Burn reichte beides hinaus. Der Polizist verglich das Foto im Ausweis mit Burns Gesicht. Wie immer in solchen Momenten während der letzten paar Monate betete Burn, dass alles der genaueren Prüfung standhielt. Dann warf der Cop einen Blick auf den internationalen Führerschein, gab ihm schließlich beide Dokumente zurück.
»Vielen Dank, Mr. Hill.«
Er schien Burn schon weiterwinken zu wollen, als ein Mobiltelefon zu klingeln begann, ganz hinten im Wagen. Scheiße, dachte Burn, es muss in der Hose des kleinen Kerls stecken. Der Cargo-Hose mit den vielen Taschen. Der Klingelton waren die lauten, durchdringenden ersten Takte eines Hiphop-Songs. Völlig unpassend in diesem Jeep.
Der Bulle hörte das, sah Burn fragend an und ging dann mit hoch über dem Kopf gehaltener Taschenlampe zum Heck des Wagens.
Burn wartete.
KAPITEL 4
Es schien, als würde das Mobiltelefon nie mehr aufhören zu klingeln. Dann endlich Stille. Burn verfolgte im Seitenspiegel, wie der Cop zum Heck des Jeeps ging. Burn wusste, wenn er handeln wollte, dann musste es jetzt sein. Der Wagen vor ihm wurde durchgewinkt, die Straße war frei. Entweder riskierte er, dass der Cop die Leichen fand, oder er ließ es drauf ankommen und raste los. Das Gaspedal bis zum Boden durchtreten und zusehen, dass er hier wegkam, hoffen, dass er genug Vorsprung vor seinen Verfolgern hätte.
Und dann? Den Wagen verschwinden lassen. Zum Haus zurück, alles beseitigen, was irgendwie belastend sein könnte, den Safe öffnen und die anderen falschen Pässe rausholen, die er für genau so einen Notfall dort aufbewahrte. Er wusste, was zu tun war. Er und Susan hatten es bereits einmal gemacht. Er hatte die Papiere. Er hatte das Bargeld.
Er beobachtete den Cop, der jetzt jeden Moment die Taschenlampe in das Heck des Jeeps richten würde. Burns Hand ging reflexhaft zum Zündschlüssel.
Jetzt oder nie.
»Leck mich doch, du schwarzer Drecksack!« Die Stimme war laut, wütend und betrunken.
Burn fuhr herum. Ein großer Mercedes, brandneu, stand direkt hinter ihm. Der Fahrer, ein fleischiger Weißer um die fünfzig, stand neben seinem Wagen. Er hatte gerade einen uniformierten Polizisten zurückgestoßen. »Bleib mir mit deinen scheiß Flossen vom Leib!«
Cops drängten sich zu dem Betrunkenen, um ihn außer Gefecht zu setzen.
Der Cop, der Burn angehalten hatte, wedelte mit der Hand, gab Burn zu verstehen, er solle weiterfahren, bevor er loslief, um seinen Kollegen zu Hilfe zu eilen.
Burns Hände zitterten, als er den Motor anließ. Langsam fuhr er davon. Als Letztes sah er noch, wie der
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