Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
doch angeblich ihre Mama im Krankenhaus besuchen sollte. Faried hatte kein Problem damit, dass sie wieder anschaffen ging, aber es machte ihn sauer, dass sie ihm nichts von der Kohle ablieferte. Er wollte die Schlampe bei der Arbeit erwischen.
Also zog der schlaksige Faried los und hämmerte an die Tür von seinem zu klein geratenen Kumpel Ricardo Fortune. Rikki wohnte in einem dieser Ghettoblocks in Paradise Park, wo die Wäsche an über die Fußwege gespannten Leinen hing und die Treppenhäuser nach Pisse stanken. Rikki hatte ein Auto. Aber er hatte auch eine Frau, Carmen, die permanent wegen allem meckerte und maulte. Weswegen Rikki ihr ständig was aufs Maul gab. Was Faried im Übrigen ganz genauso machen würde; Bonita, das Dreckstück, würde heute Abend ebenfalls ein blaues Auge bekommen. Wenn sie Glück hatte.
Faried und Rikki fuhren mit dem BMW raus nach Sea Point, nachdem Faried Rikki ein paar Scheine in die Hand gedrückt hatte. Sie cruisten den Straßenstrich rauf und runter und zogen sich dabei Tupac rein. Auf der Straße arbeiteten ein paar braune Mädchen, alle mit fett aufgetragenem Make-up und Röcken, die gerade mal ihre Pussys bedeckten, aber weit und breit keine Spur von Bonita.
»Ey, ich hab jetzt keinen scheiß Bock mehr, Mann«, meinte Rikki. »Verpissen wir uns.«
»Okay, ich sag dir was. Wir fahren rüber nach Bo-Kaap. Mein Cousin Achmat ist da. Wir können ja später noch mal herkommen, und vielleicht erwisch ich Bonnie dann, wie sie einem Weißbrot den Schwanz lutscht.«
Rikki schüttelte den Kopf. »Ich hab aber keinen Bock auf Bo-Kaap, Mann. Ich will lieber nach Hause.«
»Wir können uns ’nen Globe reinziehen. Und dann kommen wir später noch mal zurück.«
»Wie? Achmat hat ’n Globe für uns?«
»Nee, den hab ich dabei.«
»Ey, und warum erzählst du Arsch das erst jetzt?« Rikki riss das Steuer herum, wendete und ignorierte dabei das Minibus-Taxi, dessen Fahrer voll in die Eisen gehen musste.
Rikki raste die Glengariff Road hinauf, wollte links nach High Level abbiegen, den schnellsten Weg nach Bo-Kaap. Aber dann plärrten aus seinem Mobiltelefon, einem winzigen Nokia, das er kürzlich einem Touristen an der Waterfront abgenommen hatte, die ersten Takte von Tupacs »Me against the World«. Rikki fischte das Ding aus seiner Cargo-Hose, sah, wer ihn sprechen wollte, und drückte den Anruf weg. Der scheiß Gatsby. Der fette Bulle wollte Kohle. Kohle, die Rikki nicht mehr hatte.
So abgelenkt verpasste er die Abzweigung und landete stattdessen am Signal Hill.
»Du hast die High Level verpasst«, sagte Faried.
»Weiß ich selbst. Ich fahr ’ne Abkürzung.«
Rikki jagte den Wagen eine schmale Straße hinunter. Schicke Häuser schmiegten sich an den Bergrücken. Dann trat er voll auf die Bremse, und das Auto kam schlingernd zum Stehen.
»Hey, du Arsch, was soll der Scheiß?«, schimpfte der lange Faried, der sich den Kopf am Dach gestoßen hatte.
Inzwischen hatte Rikki den Rückwärtsgang eingelegt und fuhr zurück die Straße hinauf. »Hast du deine Kanone dabei?«
»Hat deine Mami ’n Schlüpfer an?« Faried tätschelte den Colt, der unter seinem Hosenbund herausragte. »Warum?«
Rikki hielt an und schaltete die Musik aus. »Wir steigen in das Haus da vorne ein.« Er deutete auf ein Haus, dessen Terrasse über die Garage hinausragte.
Faried starrte ihn an. »Bist du jetzt scheiß durchgeknallt, Bruder, oder was?«
»Schnell rein und raus. Diese Hütten sind voll mit Krempel und Zeugs. Vielleicht geht was.« Rikki grinste breit und zeigte dabei seine faulen Zähne. »Komm, wir ziehen jetzt den Globe rein und dann los.«
Faried dachte kurz nach, dann zuckte er die Achseln. »Hey, scheiß drauf, warum nicht?«
Er kramte die Tüte mit Tik Meth und eine von der Elektrik befreite Glühlampe aus seiner Jackentasche. Mit geübtem Geschick füllte er das Tik in die Glasbirne, den Globe , und streckte dann die Hand aus. Rikki hielt sein Feuerzeug darunter, und Sekunden später saugte Faried gierig eine große Lunge voll Meth ein. Aus der Glaskugel war ein tick-tickendes Geräusch zu hören, der Klang, der der Droge auf den Cape Flats zu ihrem Spitznamen verholfen hatte: Tik . Er hielt den Rauch des Tik in seiner Lunge und reichte die Glaskugel an Rikki weiter, der sofort daran saugte. Rikki stieß eine dicke Rauchwolke aus.
Es gibt nichts Besseres als Hitlers Lieblingsdroge, wenn man in Partylaune kommen will. Der kleine Mann, der mit der Hand unter Susans Rock,
Weitere Kostenlose Bücher