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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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flattern könnte, reichte schon aus, um auch den jüngsten Matrosen in Rage zu bringen.
    Kurz nachdem die Amerikaner die Philadelphia, geschützt von hundertfünfzig Kanonen, im inneren Hafen von Tripolis gesichtet hatten, tobte fünf Tage lang ein Unwetter, wie niemand an Bord von einem der beiden Kriegsschiffe es bisher jemals erlebt hatte. Trotz aller Anstrengungen ihrer Kapitäne wurde das Geschwader getrennt und trieb nun weit nach Osten ab.
    So schlimm die Verhältnisse an Bord der Siren auch sein mochten, so konnte sich der Erste Offizier Lafayette doch nicht im Mindesten vorstellen, was die Mannschaft der Intrepid während des Sturms erdulden musste. Mit ihren gerade mal vierundsechzig Bruttoregistertonnen war die Ketsch nämlich nicht nur wesentlich kleiner als sein Schiff, sondern auch bis zum Weihnachtsfest des Vorjahres als Sklavenschiff unter dem Namen Mastico unterwegs gewesen. Sie war von der Constitution aufgebracht worden, und als man ihre Laderäume inspizierte, entdeckten die Amerikaner dort zweiundvierzig mit Ketten gefesselte Schwarzafrikaner. Offenbar stellten sie eine Tributzahlung des Paschas von Tripolis an den Sultan von Istanbul dar.
    Auch die stärkste Lauge schaffte es nicht, den Gestank menschlichen Leids zu überdecken.
    Am zwölften Februar ließ der Sturm endlich nach, aber es dauerte noch bis zum fünfzehnten, dass die beiden Schiffe auf See wieder zueinanderfanden und nach Tripolis zurücksegelten. An diesem Abend berief Kapitän Stephen Decatur, der Kommandeur des Geschwaders, an Bord der tapferen kleinen Intrepid einen Kriegsrat ein. Zu diesem Zweck ruderte Henry Lafayette zusammen mit acht schwer bewaffneten Matrosen zu ihm auf das andere Schiff hinüber.
    »Erst warten Sie in aller Gemütlichkeit ab, bis sich der Sturm legt, und jetzt kommen Sie herüber, weil es eine Menge Ruhm zu ernten gibt«, frozzelte Decatur und reichte Lafayette eine Hand, um ihm beim Überklettern der niedrigen Reling behilflich zu sein. Er war ein gut aussehender, breitschultriger Mann mit kräftigem dunklem Haar und fesselnden braunen Augen, dem die Rolle des Geschwaderkommandeurs wie auf den Leib geschneidert schien.
    »Nichts in der Welt könnte mich davon abhalten, Sir«, erwiderte Lafayette. Obwohl die beiden Männer den gleichen Rang bekleideten, im gleichen Alter und seit ihrer Zeit als Seekadetten sogar befreundet waren, erkannte Lafayette Decaturs höhere Position als Geschwaderkommandeur und Kapitän der Intrepid unwidersprochen an.
    Henry war ebenso groß wie Decatur, hatte jedoch die schlanke Figur eines meisterlichen Fechters. Seine Augen waren so dunkel, dass sie geradezu schwarz erschienen, und in der einheimischen Tracht, in der er sich gekleidet hatte, sah er genauso verwegen aus wie der legendäre Pirat Suleiman Al-Jama, dem sie eines Tages gegenüberzustehen hofften. In Quebec geboren, war Lafayette, kaum dass er seinen sechzehnten Geburtstag gefeiert hatte, nach Vermont gegangen. Er hatte unbedingt dabei sein wollen, wenn Amerika den Versuch unternahm, die Demokratie als Staatsform einzuführen. Er beherrschte die englische Sprache schon recht gut, daher amerikanisierte er die Schreibweise seines Vornamens Henri und wurde amerikanischer Bürger. Er trat in die Navy ein, nachdem er zehn Jahre lang auf den Holzkähnen des Lake Champlain gearbeitet hatte.
    Achtzig Mann drängten sich auf seiner Sechzig-Fuß-Ketsch, von denen sich jedoch nur wenige verkleidet hatten. Die anderen sollten sich hinter der Bordwand verstecken oder im Frachtraum warten, wenn die Intrepid an der gemauerten Mole vorbei in den Haupthafen von Tripolis segelte.
    »Henry, ich möchte dich mit Salvador Catalano bekannt machen. Er ist unser Lotse, sobald wir in Hafennähe sein werden.«
    Catalano war eine massige und dunkelhäutige Erscheinung mit einem wild wuchernden Bart, der seine halbe Brust bedeckte. Auf dem Kopf trug er einen schmuddeligen Leinenturban, und in seinem Gürtel steckte ein gefährlich gekrümmtes Messer mit einem Halbedelstein im Knauf.
    »Ich nehme an, er hat sich nicht freiwillig gemeldet«, flüsterte Lafayette Decatur zu, während er sich anschickte, dem Lotsen die Hand zu schütteln.
    »Er kostet uns eine Riesensumme«, erwiderte Decatur.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Catalano«, sagte Henry und ergriff die fettige Hand des Maltesers. »Im Namen der Mannschaft der USS Siren möchte ich mich bei Ihnen für Ihre mutigen Dienste bedanken.«
    Catalano entblößte seine zahlreichen

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