Kapitän Singleton
schließlich fuhr William zu ihm hin. Der Holländer berichtete ihm, er habe mit dem General gesprochen, den das Massaker unter seinen Leuten sehr mürbe gemacht habe, und er könne jetzt alles von ihm fordern, was er wolle.
„Alles!“ sagte William. „Was haben wir denn eigentlich mit ihm zu schaffen? Soll er sich doch um seine Angelegenheiten kümmern und seine Leute außer Schußweite nehmen.“
„Freilich, aber er wagt nicht, sich zu rühren oder dem König gegenüberzutreten“, sagte der Holländer, „und wenn nicht ein paar von Euren Leuten an Land kommen, wird er ihn bestimmt töten lassen.“
„Nun, dann ist er ein toter Mann“, sagte William, „denn wenn es auch darum ginge, sein Leben und das der ganzen Menschenmenge, die dort bei ihm ist, zu retten, so wird er doch niemals je einen von uns in seine Macht bekommen. Aber ich will dir sagen“, fuhr William fort, „wie du ihn überlisten und dabei deine Freiheit gewinnen kannst, wenn du Lust hast, dein Heimatland wiederzusehen, und nicht zum Wilden geworden bist und Geschmack daran gefunden hast, dein Lebtag unter Heiden und Wilden zu bleiben.“
„Ich würde es von Herzen gern tun“, sagte er, „aber sie schießen so genau, daß sie, wenn ich jetzt Miene machte, zu Euch zu schwimmen, obwohl sie weit von mir entfernt stehen, mich töten würden, bevor ich den halben Weg zurückgelegt hätte.“
„Aber ich werde dir sagen, wie du mit seinem Einverständnis kommen kannst“, erwiderte William. „Geh zu ihm hin und sag ihm, ich hätte das Angebot gemacht, dich an Bord zu bringen, damit du versuchen kannst, den Kapitän zu überreden, daß er an Land kommt, und ich würde ihn nicht daran hindern, wenn er gewillt ist, es zu wagen.“
Schon das erste Wort schien den Holländer in Entzücken zu versetzen. „Das werde ich tun“, sagte er. „Ich bin überzeugt, er gibt mir die Erlaubnis mitzufahren.“
Er rannte davon, als habe er eine frohe Botschaft zu überbringen, und berichtete dem General, William habe versprochen, wenn er mit an Bord des Schiffs ginge, wolle er den Kapitän überreden, mit ihm zurückzukehren. Der General war töricht genug, ihm den Befehl zu der Fahrt zu erteilen, und beauftragte ihn, nicht ohne den Kapitän zurückzukommen; das versprach er bereitwillig und konnte es auch ganz ehrlich tun.
So nahmen sie ihn ins Boot und brachten ihn an Bord, und er hielt den Einheimischen gegenüber Wort, denn er kehrte niemals wieder zu ihnen zurück, und da die Schaluppe inzwischen an der Mündung der Einfahrt, in der wir lagen, angekommen war, lichteten wir die Anker und setzten die Segel; aber bei der Ausfahrt feuerten wir, da wir nahe am Ufer vorbeikamen, drei Kanonen ab, als schössen wir auf sie; sie waren jedoch nicht geladen, denn es hätte uns nichts eingebracht, noch mehr von ihnen zu verletzen. Nach unserer Salve stimmten wir ein Hipphipphurra an, wie wir Seeleute es nennen, das heißt, wir brüllten ihnen triumphierend zu und entführten so ihren Gesandten. Wie es ihrem General erging, erfuhren wir nie.
Als ich nach meiner Rückkehr von jenen Streifzügen diesen Vorfall einem Freund erzählte, paßte er genau zu dessen Bericht darüber, was einem gewissen Mr. Knox geschehen war, einem englischen Kapitän, den diese Leute einige Zeit zuvor an Land gelockt hatten, so daß ich nicht umhin konnte, mit großer Befriedigung daran zu denken, welchem Unheil wir alle entgangen waren; und ich glaube, es kann nur von Vorteil sein, wenn ich auch die andere Geschichte zusammen mit der meinen hier niederschreibe (sie ist nur kurz), um meinen Lesern zu zeigen, was mir erspart blieb, und sie davor zu bewahren, in eine ähnliche Falle zu gehen, sollten sie mit dem heimtückischen Volk von Ceylon zu tun haben. Der Bericht lautet folgendermaßen:
Da die Insel Ceylon zum größten Teil von Barbaren bewohnt wird, die keinerlei Handel oder Austausch mit europäischen Nationen zulassen, und für Reisende unzugänglich ist, mag es zweckmäßig sein zu erwähnen, aus welchem Anlaß der Autor dieser Geschichte auf die Insel gelangte und welche Gelege nheit sich ihm bot, das Volk, seine Gesetze und Sitten genau kennenzulernen, so daß wir uns um so mehr auf seine Schilderung verlassen und sie bewerten können, wie sie es verdient, sowohl ihrer Seltenheit als auch ihres Wahrheitsgehalts wegen, und beides vermittelt uns der Erzähler in einem folgenden kurzen Bericht auf seine eigene Weise:
Im Auftrag der ehrenwerten East India Company von
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