Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
England segelte die in London beheimatete Fregatte „Anne“ unter dem Kapitän Robert Knox am 21. Januar des Jahres 1657 aus den Downs ab, auf dem Weg nach ihrem Bestimmungshafen St. George an der Coromandelküste, um dort in Indien ein Jahr lang von Hafen zu Hafen Handel zu treiben. Nachdem der Kapitän diesen Auftrag erfüllt hatte, erhob sich, während er Waren für die Rückkehr nach England lud und vor Masulipatam auf Reede lag, am 19. November 1659 ein so furchtbarer Sturm, daß mehrere Schiffe scheiterten und er gezwungen war, den Großmast zu kappen und über Bord gehen zu lassen. Dies machte das Schiff so untauglich, daß er seine Fahrt nicht fortsetzen konnte, und da Cottiar auf der Insel Ceylon mit seiner recht weiten Bucht für die gegenwärtige Notlage sehr geeignet war, befahl der in Fort St. George ansässige Beauftragte Thomas Cha mbers, Esquire – er ist inzwischen Sir Thomas Chambers geworden –, das Schiff solle Tuche laden und einige indische Händler aufnehmen, die aus Porto Novo waren und Handel treiben konnten, während das Fahrzeug dort lag, damit sein Mast gesetzt und der übrige Schaden, den der Sturm verursacht hatte, behoben wurde. Unmittelbar nach ihrer Ankunft, nachdem sie die indischen Händler an Land gesetzt hatten, mißtrauten der Kapitän und seine Mannschaft den Einwohnern des Ortes sehr, weil die Engländer noch niemals Handel mit ihnen getrieben oder mit ihnen zu tun gehabt hatten; nachdem sie aber zwanzig Tage dort verbracht hatten und nach Belieben an Land gegangen und wieder aufs Schiff zurückgekehrt waren, ohne irgendwie belästigt worden zu sein, begannen sie ihre mißtrauischen Gedanken über die Leute, die dort wohnten und sie für ihr Geld freundlich bewirtet hatten, aufzugeben.
    Inzwischen hatte aber der König des Landes Nachricht über ihr Eintreffen erhalten, und da er ihre Absichten nicht kannte, schickte er einen Dissauva oder General mitsamt einem Heer dorthin, und dieser sandte dem Kapitän sogleich einen Boten an Bord, um ihm mitzuteilen, er möge an Land kommen, unter dem Vorwand, er habe einen Brief vom König. Bei der Ankündigung der Botschaft salutierte der Kapitän, indem er eine Salve von Kanonenschüssen abgab, und befahl seinem Sohn, Robert Knox, und Mr. John Loveland, dem Ladungsaufseher des Schiffs, an Land zu gehen und dem General ihre Aufwartung zu machen. Als sie vor ihm standen, fragte er, wer sie seien und wie lange sie dort bleiben wollten. Sie erklärten ihm, sie seien Engländer und beabsichtigten, nicht länger als zwanzig oder dreißig Tage dort zu bleiben; sie bäten um die Genehmigung, im Hafen seiner Majestät Handel zu treiben. Seine Antwort lautete, der König freue sich zu hören, daß die Engländer in sein Land gekommen seien, und habe ihm befohlen, ihnen nach Wunsch beizustehen; er habe auch einen Brief gesandt, den er aber niemandem als nur dem Kapitän selbst übergeben dürfe. Sie befanden sich zu diesem Zeitpunkt zwölf Meilen vom Ufer entfernt und antworteten deshalb, der Kapitän könne sein Schiff nicht verlassen, um sich so weit fortzubegeben; wenn der General aber geruhen wolle, ans Meer hinunterzukommen, werde der Kapitän ihm seine Aufwartung machen, um den Brief in Empfang zu nehmen. Darauf sprach der Dissauva den Wunsch aus, sie möchten den Tag über bei ihm bleiben, dann wolle er am nächsten Morgen mit ihnen gehen; und um ihn nicht wegen einer so kleinen Sache zu verärgern, erklärten sie sich dazu bereit. Am Abend sandte der Dissauva dem Kapitän ein Geschenk von Vieh, Obst und dergleichen mehr, das die Boten während der Nacht transportierten und am Morgen ablieferten. Sie teilten ihm gleichzeitig mit, seine Leute kämen mit dem Dissauva, und übermittelten ihm dessen Wunsch, er möge ihn bei seiner Ankunft am Strand besuchen, da er einen Brief vom König habe, den er ihm eigenhändig übergeben solle. Der Kapitän kam ohne jeden Argwohn mit seinem Boot an Land, setzte sich unter einen Tamarindenbaum und wartete auf den Dissauva. Inzwischen umzingelten ihn und die sieben Mann, die er bei sich hatte, heimlich die eingeborenen Soldaten, packten sie und schleppten sie vor den Dissauva; den Kapitän trugen sie in einer Hängematte auf den Schultern.
    Am nächsten Tag kam die Mannschaft des Beiboots, die nicht wußte, was geschehen war, an Land, um einen Baum zu fällen, aus dem sie Backen für den Großmast machen wollten. Alle wurden auf die gleiche Weise gefangengenommen, jedoch gewaltsamer, weil sie sich

Weitere Kostenlose Bücher