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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Flanders“ (1722), „Oberst Jack“ (1722), „Roxana“ (1724), die erzählenden Berichte „Die Reisen und Abenteuer Sir Walter Raleighs“, „Der König der Piraten“, „Der stumme Philosoph“ und „Mr. Duncan Campbell“ (alle 1719), „Memoiren eines Kavaliers“ (1720), „Die Pest in London“ (1722), „Eine neue Weltreise“ (1724), die schon erwähnte „Reise durch die ganze Insel Großbritannien“, Sachbücher über die Börse, das Benehmen von Dienstboten, die Gewalttätigkeiten seiner Zeit, eheliche Untreue, christliche Gattenwahl, Geistererscheinungen, eine Geschichte Peters des Großen, eine Geschichte der Erfindungen, eine Geschichte der Magie und eine „Allgemeine Geschichte der Seeräuber“ (1724 und 1728), Handbücher für den Handelskaufmann und den vollendeten Gentleman sowie einen Plan für die englische Wirtschaft. Hinzu kam die Verbrecherbiographie des berüc htigten „John Sheppard“ (1724) und eine Reihe von Geständnissen, Lebensbeichten und Kurzbiographien von Verurteilten, die er zwischen 1720 und 1726 vor ihrer Hinrichtung für John Applebees „Original Weekly Journal“ interviewte.
    Defoes Romane und ein Buch wie „Die Pest in London“ galten damals natürlich nicht als Kunst. Fast alle bedeutenden Dichter und Literaten ignorierten oder belächelten sie, waren es doch die dilettantischen Ergüsse eines ungebildeten Plebejers, der sich in der Kunst nicht auskannte. Die von den Lehren des Aristoteles abgeleiteten Normen und Regeln der schönen Literatur sahen solche Produkte gar nicht vor, die ganz persönliche Lebensgeschichten enthielten, von „niederen“ Gegenständen und Charakteren handelten, sich aber wohl nicht dem Komischen zurechnen ließen, in welchem allein die „niedere“ Welt dargestellt werden durfte.
    Obwohl Prosaromanzen und Romane schon lange im Schwange waren, obwohl einige in Vorworten, Rezensionen und Essays auch bereits theoretisch erörtert wurden, obwohl die jahrhundertelang für alle Nationen unverändert gültigen Regeln der Poetik von den literarischen Bedürfnissen der sich emanzipierenden bürgerlichen Klasse verletzt oder verändert worden waren, stand der Roman noch außerhalb des Kanons, und es dauerte lange, bis er sich als der bürgerlichen Gesellschaft angemessene Kunstform durchsetzte und poetologisch bestimmt und akzeptiert wurde. Die englischen Romanciers des 18. Jahrhunderts Samuel Richardson, Henry Fielding, Lawre nce Sterne, William Godwin und ihnen voran Daniel Defoe trugen maßgeblich dazu bei.
    Paradoxerweise lag das keineswegs in Defoes Absicht, denn als Puritaner hatte er für Kunst nichts übrig. Alles Erdichtete, der Phantasie Entsprungene, wie Schäferromane, Ritterroma nzen, Malerei und Theater, galt den Puritanern als sündhaft, verlogen und unnütz. Da Defoe eine Art von Literatur unter die Leute bringen wollte, die ihnen nützen konnte, weil die Erfahrungen und Gedanken seiner Gestalten die Selbstverstä ndigung über die neuen Lebensbedingungen befördern und auch viele praktische Hinweise enthielten, griff er die schon in der Renaissance ausgebildete Wahrheitsfiktion auf: Er behauptete, das Geschriebene sei wahr, er berichte nur Tatsachen, und er legte die Berichte den Helden selbst in den Mund und ließ sie rückschauend ihr Leben erzählen – sie mußten ja wissen, wie es wirklich gewesen war.
    Was die literarischen Vorläufer betrifft, so konnte Defoe an mehrere Traditionen anknüpfen. Da lagen zunächst zahlreiche authentische Reiseberichte vor, die den Leser in alle Welt führten, ferne Länder und fremde Völker schilderten und die absonderlichsten Vorfälle, tragische und glückhafte.
    Prosadarstellungen von Menschen, die nicht dem Ritterstand oder dem Adel angehörten, konnte Defoe in den Handwerkerbiographien Thomas Deloneys (um 1543 – 1600) finden, aber auch in den spanischen Schelmenromanen und deren englischen Nachbildern wie dem „Jacke Wilton“ (1594) von Thomas Nashe. Seinem Empfinden näher standen gewiß die volkstümlichen Lebensbeschreibungen von Geächteten wie Robin Hood und von Dieben und Straßenräubern; diese Gattung, die freilich nur die wichtigsten Ereignisse kunstlos aneinanderreihte und die Ausschmückung der ursprünglich und immer noch mündlich überlieferten Begebnisse der Vorste llungskraft der Leser überließen, hatte auch Defoe gepflegt, und zwar journalistisch. Eine gewisse Übung, „aus dem Leben gegriffene Situationen“ wiederzugeben, hatte er sich auch schon dadurch

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