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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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machen, ob die Leute auf der Insel hier nicht Schiffahrt betreiben und was für Fahrzeuge sie benutzen, und haben sie irgendwelche, die größer und besser sind als unsere, dann laßt uns eins davon nehmen.“ Zuerst ging unser ganzes Trachten tatsächlich dahin, uns, wenn möglich, ein Boot mit Deck und Segel zu beschaffen, denn dann könnten wir unsere Vorräte aufbewahren, was sonst nicht der Fall war.
Zu unserem großen Glück hatten wir einen Matrosen unter uns, der Hilfssmutje gewesen war. Er erklärte uns, er werde eine Methode finden, unser Rindfleisch ohne Faß oder Pökelbrühe zu konservieren, und er tat dies auf wirksame Weise, indem er es mit Hilfe von Salpeter, wovon es auf der Insel große Mengen gab, in der Sonne dörrte, so daß wir, bevor wir einen Weg ausfindig machten, auf dem wir von dort fortkommen konnten, das Fleisch von sechs oder sieben Kühen und jungen Ochsen sowie von zehn oder zwölf Ziegen trockneten, und der Geschmack dieses Fleisches war so gut, daß wir uns nie die Mühe machten, es zu kochen, bevor wir es aßen, sondern es entweder rösteten oder es gedörrt aßen. Unsere Hauptschwierigkeit, die Versorgung mit Trinkwasser, aber blieb bestehen, denn wir hatten kein Gefäß, um es hineinzufüllen, und erst recht nichts, um einen Vorrat davon für die Seefahrt aufzubewahren.
Da uns unsere erste Fahrt aber nur entlang der Küste unserer Insel führen sollte, beschlossen wir, sie zu wagen, wie tollkühn sie auch immer sein mochte und was auch die Folgen wären; und um soviel Trinkwasser wie nur möglich mitzuführen, fertigte der Zimmermann in der Mitte eines der Kanus einen Wasserbehälter an, den er von den anderen Teilen des Fahrzeugs dicht abteilte und mit einem Deckel schloß, so daß wir hinauftreten konnten, und dieser Behälter war so groß, daß er mit Leichtigkeit ein Oxhoft Wasser faßte. Ich kann ihn nicht besser beschreiben, als wenn ich sage, er glich denen, mit welchen die kleinen Fischerboote in England ausgerüstet sind, um die gefangenen Fische lebend zu befördern; nur war dieser, anstatt mit Löchern versehen zu sein, damit das Salzwasser hereinlief, ringsum gänzlich undurchlässig, damit es draußen blieb, und ich glaube, er war der erste Behälter seiner Art, der für diesen Zweck erdacht wurde, aber die Not regt den Scharfsinn an und macht erfinderisch.
Jetzt bedurfte es nur noch einer kurzen Beratung, um zu beschließen, daß wir auslaufen wollten. Unser erstes Ziel war, längs der Küste rings um die Insel zu fahren und uns umzuschauen, ob wir wohl irgendein geeignetes Fahrzeug aufzubringen vermochten, auf dem wir uns einschiffen konnten, sowie auch jede Gelegenheit wahrzunehmen, zum Festland hinüberzugelangen, und deshalb beschlossen wir, zum inneren oder westlichen Ufer der Insel zu segeln, da sich dort das La nd, wenigstens an einem Punkt, weit nach Nordwesten hin erstreckt und die Entfernung zwischen der Insel und der afrikanischen Küste nicht allzu groß ist.
Eine solche Fahrt mit einer so verzweifelten Besatzung wurde wohl noch niemals unternommen, denn sicher ist, daß wir die ungünstigste Seite der Insel wählten, um nach Schiffen Ausschau zu halten, besonders nach denen anderer Völker, da sie ganz fernab der Route lag; wir schifften uns jedoch, nachdem wir alle unsere Vorräte und Munition an Bord gebracht hatten, mit Sack und Pack ein. Für unsere beiden großen Pirogen hatten wir Mast und Segel hergestellt, und die dritte paddelten wir hinterher, so gut wir konnten; als sich jedoch ein Wind erhob, nahmen wir sie ins Schlepptau.
Mehrere Tage lang segelten wir munter voran, und uns begegnete nichts, was uns aufgehalten hätte. Wir sahen einige fischende Eingeborene in kleinen Kanus, und manchmal bemühten wir uns, dicht genug zu ihnen heranzufahren, um mit ihnen sprechen zu können; sie waren jedoch immer scheu, fürchteten sich vor uns und hielten auf die Küste zu, sobald wir den Versuch unternahmen, bis sich einer aus unserer Gesellschaft an das Freundschaftszeichen erinnerte, das die Eingeborenen vom südlichen Teil der Insel für uns errichtet hatten, nämlich den langen Pfahl, und uns den Gedanken eingab, es bedeutete vielleicht für sie das gleiche wie für uns eine Parlamentärsfahne. So beschlossen wir, es zu versuchen, und als wir das nächstemal eins ihrer Fischerboote auf dem Meer sichteten, stellten wir in dem Kanu, das kein Segel hatte, eine Stange auf und ruderten zu ihnen hin. Sobald sie die Stange sahen, warteten sie auf uns, und

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