Kapitän Singleton
während wir uns ihnen näherten, paddelten sie auf uns zu; als sie bei uns angelangt waren, zeigten sie sich sehr erfreut und schenkten uns einige große Fische, deren Namen wir nicht kannten, aber sie schmeckten sehr gut. Es war wieder unser Pech, daß wir nichts hatten, was wir ihnen als Entgelt geben konnten, aber unser Künstler, den ich schon erwähnte, schenkte ihnen zwei kleine dünne Silberscheiben, die er, wie gesagt, aus einem Pesostück gehämmert hatte; sie waren in Karoform zugeschnitten, die eine Hälfte länger als die andere, und in die längere Spitze war ein Loch gestanzt; diese Scheiben gefielen ihnen so gut, daß sie uns zum Bleiben nötigten, bis sie ihre Angeln und ihre Netze wieder ausgeworfen hatten, und sie gaben uns so viele Fische, wie wir haben wollten.
Die ganze Zeit über hatten wir ihre Boote im Auge und musterten sie sehr genau, um zu prüfen, ob eins davon unseren Zwecken entsprach; es waren aber armselige, jämmerliche Dinger, die Segel aus einer großen Matte gemacht, und nur ein einziges bestand aus einem Stück Baumwollstoff, der nur wenig taugte, und ihre Taue waren aus Schwertlilienblättern gedreht und hielten nicht viel aus. So kamen wir zu dem Schluß, wir seien gegenwärtig besser dran, und ließen sie in Ruhe. Wir fuhren weiter nach Norden und hielten uns zwölf Tage lang dicht bei der Küste, und da der Wind von Ost und Ostsüdost wehte, kamen wir gut voran. An Land sahen wir keinerlei Ortschaften, oft aber ein paar Hütten an der Küste auf den Felsen und in ihrer Umgebung viele Leute; wir konnten beobachten, wie sie zusammenliefen und uns anstarrten.
Unsere Fahrt war so merkwürdig wie nur je eine, die Me nschen unternommen haben; wir waren eine kleine Flottille von drei Booten und eine Armee von zwanzig bis dreißig so gefährlichen Kerlen, wie sie wohl kaum zuvor unter den Inselbewohnern geweilt hatten, und hätten sie gewußt, wer wir waren, dann hätten sie sich zusammengetan und uns gegeben, was wir nur wünschten, um uns wieder loszuwerden.
Andererseits befanden wir uns in einer so elenden Lage, wie die Natur es nur zuließ; wir fuhren zwar, aber waren doch nicht auf einer Fahrt mit irgendeinem und doch keinem Ziel, denn wenn wir auch wußten, was wir zu tun beabsichtigten, so wußten wir doch in Wirklichkeit nicht, was wir taten. Wir segelten weiter und immer weiter auf nördlichem Kurs, und während wir segelten, wurde die Hitze immer größer und begann für uns, die wir uns ohne Schutz vor Hitze und Feuchtigkeit auf dem Wasser befanden, unerträglich zu werden; außerdem hatten wir jetzt Oktober, und während wir uns täglich der Sonne näherten, näherte auch sie sich uns täglich, bis wir schließlich bei zwanzig Grad südlicher Breite waren, und da wir den Wendekreis schon vor fünf oder sechs Tagen überquert hatten, würde die Sonne in ein paar Tagen im Zenit stehen, uns genau über dem Kopf.
Bei dieser Überlegung beschlossen wir, uns eine gute Stelle zu suchen, um wieder an Land zu gehen und unsere Zelte dort aufzuschlagen, bis die Hitze nachließ. Inzwischen hatten wir die halbe Insel umschifft und waren zu dem Teil gekommen, wo sich die Küste nach Nordwesten hin erstreckte und versprach, daß unsere Überfahrt zum afrikanischen Festland weitaus kürzer würde, als wir erwartet hatten. Trotzdem aber hatten wir guten Grund anzunehmen, daß sie ungefähr hundertundzwanzig Meilen lang sein werde.
Wir beschlossen also, uns in Anbetracht der Hitze einen Hafen zu suchen; außerdem gingen auch unsere Vorräte zu Ende, und wir hatten nur noch für wenige Tage Proviant. Als wir deshalb am frühen Morgen Land anliefen, wie wir es gewöhnlich alle drei, vier Tage taten, um Trinkwasser aufzunehmen, setzten wir uns hin und berieten, ob wir weitersegeln oder dort unseren Standplatz nehmen wollten; nach einigen Überlegungen aber, die wiederzugeben hier zu weit führte, gefiel uns die Stelle nicht, und wir beschlossen, noch ein paar Tage zu fahren.
Nachdem wir mit einem frischen Wind aus Südost etwa sechs Tage lang Nordwest bei Nord gesegelt waren, entdeckten wir in großer Entfernung einen langen Vorsprung oder eine Landzunge, die weit ins Meer hinausragte, und da wir außerordentlich gern sehen wollten, was hinter ihr lag, beschlossen wir, sie zu umschiffen, bevor wir in einen Hafen einliefen, und so setzten wir unseren Weg fort, bei anhaltendem Wind; aber es dauerte vier Tage, bevor wir die Landzunge erreichten. Ich kann jedoch unmöglich die Mutlosigkeit
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