Kapitän Singleton
beschreiben, die uns alle befiel, als wir dort anlangten, denn sobald wir um die Spitze der Landzunge liefen, sahen wir voller Überraschung, daß das Land auf der anderen Seite ebenso weit zurückfiel, wie es auf dieser vorgetreten war, und sogar noch viel weiter, so daß wir, wenn wir uns zur afrikanischen Küste hinüberwagen wollten, es von hier aus tun mußten, denn wenn wir weitersegelten, würde die Entfernung über das Meer noch größer werden, und wie groß, wußten wir nicht.
Während wir über diese Entdeckung nachdachten, überrasc hte uns sehr ungünstiges Wetter, besonders ein heftiger, von Donner und Blitz begleiteter Regen, der uns ungewöhnlich schrecklich vorkam. In dieser schlimmen Lage liefen wir die Küste an, gelangten an die Leeseite der Landzunge, ließen unsere Fregatten in eine kleine Flußmündung einlaufen, wo wir sahen, daß das Land mit Bäumen bewachsen war, und beeilten uns, ans Ufer zu kommen, denn wir waren ganz durchnäßt und von der Hitze, dem Donner, Blitz und Regen erschöpft.
Hier dachten wir, unsere Lage sei wirklich sehr bedauernswert, und deshalb errichtete unser Künstler, von dem ich schon so oft gesprochen habe, auf dem Hügel, der eine Meile von der äußersten Spitze des Landes entfernt lag, ein großes hölzernes Kreuz mit der folgenden Inschrift darauf, jedoch in portugiesischer Sprache:
Kap der Verzweiflung. Jesus erbarme dich!
Wir machten uns sogleich an die Arbeit, uns ein paar Hütten zu bauen und unsere Kleidung zu trocknen, und obwohl ich jung und in solchen Dingen nicht bewandert war, werde ich doch niemals die kleine Stadt vergessen, die wir bauten, denn eine solche war es, und wir befestigten sie entsprechend; die Vorstellung davon ist mir im Gedächtnis noch so lebendig, daß ich nicht umhin kann, sie kurz zu beschreiben.
Unser Lager befand sich auf der Südseite eines kleinen Schlupfhafens am Meer, im Schutze eines steilen Hügels, der zwar auf der anderen Seite der Bucht, trotzdem aber nur eine Viertelmeile von uns entfernt in nordnordwestlicher Richtung lag und während der ganzen zweiten Hälfte des Tages auf sehr glückliche Weise die Sonnenhitze von uns fernhielt. An der Stelle, die wir ausgesucht hatten, gab es einen Bach oder schmalen Wasserlauf mit Süßwasser, der neben uns in die Bucht mündete; in der Ebene sahen wir Kühe weiden und weiter östlich und südlich von uns eine Niederung.
Hier errichteten wir zwölf kleine Hütten, wie Soldatenzelte, aber aus Zweigen, die wir in den Boden steckten und an den Spitzen mit Weiden und anderem, was wir finden konnten, zusammenbanden; im Norden war der Schlupfhafen unsere Verteidigung, im Westen ein kleiner Bach, und die Süd- sowie die Ostseite waren durch eine Erderhöhung befestigt, die unsere Hütten völlig deckte und, da sie schräg verlief, unsere Stadt zu einem Dreieck machte. Hinter der Erderhöhung oder Böschung standen unsere Hütten und hinter diesen in einiger Entfernung drei weitere Hütten. In eine davon, die klein war und weiter abseits stand, legten wir unser Schießpulver und sonst nichts, aus Furcht vor Gefahr, in der zweiten, die größer war, bereiteten wir unsere Nahrung zu und brachten dort alle für uns notwendigen Geräte unter, und in der dritten, der größten, nahmen wir unsere Mahlzeiten ein, hielten unsere Beratungen ab und saßen dort und vertrieben uns die Zeit mit Gesprächen, die wir miteinander führten und die damals wahrhaftig nicht interessant waren.
Es war unbedingt notwendig, uns mit den Eingeborenen in Verbindung zu setzen, und nachdem unser Künstler, der Messerschmied, eine Vielzahl von jenen karoförmigen kleinen Silbervierecken hergestellt hatte, war es uns möglich, bei den schwarzen Leuten einzutauschen, was wir brauchten, denn sie gefielen ihnen wirklich außerordentlich gut, und so erhielten wir reichlich Vorräte. Vor allem erstanden wir als erstes etwa fünfzig Stück Schwarzrinder und Ziegen, und unser Küchengehilfe bestreute sie mit Salpeter, trocknete sie sorgsam und salzte sie ein, um sie als unseren wichtigsten Proviant haltbar zu machen, und das fiel uns auch nicht schwer, denn das Salz und der Salpeter waren von sehr guter Qualität, und die Sonne brannte äußerst heiß. Hier lebten wir ungefähr vier Monate lang.
Die südliche Sonnenwende war vorüber, und die Sonne näherte sich wieder der Tagundnachtgleiche; da planten wir unser nächstes Abenteuer, nämlich über das Meer von Zanguebar, wie die Portugiesen Sansibar nennen, zu fahren
Weitere Kostenlose Bücher