Kapitän Singleton
treffenderweise nannten, und suchten dort noch zweimal jeweils stromauf- und stromabwärts. Jedesmal fanden wir ein bißchen Gold und hätten vielleicht auch noch weiterhin etwas gefunden, wenn wir bis heute dort geblieben wären; aber zum Schluß war die Menge so gering und die Arbeit um so härter, daß wir übereinkamen, sie aufzugeben, damit wir uns und unsere Neger nicht derartig ermüdeten, daß wir nicht mehr marschfähig wären.
Als wir unseren gesamten Ertrag zusammenbrachten, hatten wir alles in allem dreieinhalb Pfund Gold je Mann bei gleic hmäßiger Teilung, nach der Waage und den Gewichten, die unser erfinderischer Messerschmied, freilich nur nach seiner Schätzung, zum Abwiegen für uns hergestellt hatte, aber er sagte, die abgewogene Menge sei ganz gewiß eher schwerer als leichter, und so erwies es sich auch am Ende, denn es waren fast zwei Unzen mehr in jedem Pfund. Daneben blieben noch sieben oder acht Pfund übrig, und wir kamen überein, sie in seinen Händen zu lassen, damit er sie zu den von uns gewünschten Formen verarbeitete, als Geschenk für Leute, denen wir vielleicht noch begegneten und bei denen wir uns veranlaßt sehen mochten, Vorräte oder sogar ihre Freundschaft oder dergleichen zu kaufen. Vor allem schenkten wir unserem schwarzen Prinzen ungefähr ein Pfund, und mit seinen unermüdlichen Händen und einigem Werkzeug, das ihm unser Handwerker lieh, hämmerte er es zu kleinen runden Gebilden zurecht, die fast so rund waren wie Perlen, wenn auch in der Form nicht so ebenmäßig. Er bearbeitete und durchbohrte sie und zog danach alle auf eine Schnur, die er an seinem schwarzen Hals trug, wo sie sehr gut aussahen, wie ich dem Leser versichern kann; aber er brauchte viele Monate dazu. Und so endete unser erstes Goldabenteuer.
Jetzt begannen wir etwas zu entdecken, worüber wir uns zuerst nicht weiter den Kopf zerbrochen hatten, nämlich, unabhängig davon, ob die Gegend, in der wir uns befanden, günstig oder ungünstig war, würden wir für eine gewisse Weile nicht in der Lage sein, unsere Reise fortzusetzen. Wir waren jetzt fünf Monate und länger unterwegs, und die Jahreszeit begann zu wechseln; die Natur ließ uns wissen, daß wir, da wir uns in einem Klima befanden, in dem es ebenso einen Winter wie einen Sommer gab, wenn auch von anderer Art als in unserem Land, eine Regenzeit zu erwarten hatten und während dieser nicht Weiterreisen konnten, sowohl wegen des Regens selbst als auch wegen der Überschwemmungen, die er überall, wohin wir kämen, mit sich brächte. Wir hatten zwar diese Regenzeiten auf der Insel Madagaskar kennengelernt, aber seitdem wir uns auf den Weg gemacht hatten, nicht viel daran gedacht, denn wir waren bei Sonnenwende aufgebrochen, das heißt, als sich die Sonne in der größten nördlichen Entfernung von uns befand, und das war uns bei unserer Re ise zugute gekommen. Jetzt bewegte sie sich jedoch in immer größerer Nähe von uns, und wir stellten fest, daß es zu regnen begann; daraufhin beriefen wir wieder eine Versammlung ein, in der wir über unsere gegenwärtige Lage berieten, insbesondere darüber, ob wir weitermarschieren oder uns nach einem geeigneten Platz am Ufer des Goldenen Flusses, der uns soviel Glück gebracht hatte, umsehen sollten, um dort unser Lager für den Winter aufzuschlagen.
Einstimmig beschlossen wir zu bleiben, wo wir uns befa nden, und es war kein geringer Umstand unseres Glücks, daß wir dies taten, wie sich noch zeigen wird.
Nachdem wir diese Übereinkunft getroffen hatten, setzten wir als erstes unsere Neger an die Arbeit, um Hütten oder Häuser zu unserer Unterkunft zu bauen, und sie taten dies sehr geschickt; nur wählten wir einen anderen Standort dafür als den zuerst ausgesuchten, denn wir dachten, daß der Fluß diesen bei einem plötzlichen Regenguß erreichen könnte, was dann auch geschah. Unser Lager glich einer kleinen Ortschaft, in deren Zentrum sich unsere Hütten befanden; ihre Mitte bildete wiederum eine große Hütte, in die unsere Wohnungen mündeten, so daß keiner in seine Unterkunft ging, ohne das öffentliche Zelt zu betreten, wo wir alle gemeinsam aßen und tranken, unsere Ratsversammlungen und unsere geselligen Zusammenkünfte abhielten, und unsere Zimmerleute fertigten uns Tische, Bänke und Hocker in reichlicher Menge an – soviel wir haben wollten.
Schornsteine brauchten wir nicht, denn es war auch ohne Feuer heiß genug; schließlich aber sahen wir uns gezwungen, aus einem besonderen Grunde
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