Kapitän Singleton
jede Nacht ein Feuer anzuzü nden. Obwohl unsere Lage zwar in jeder anderen Hinsicht sehr günstig und angenehm war, belästigten uns doch hier die unwillkommenen Besuche wilder Tiere mehr als sogar in der Wüste, denn da Rehe und anderes sanftmütiges Getier, Schutz und Nahrung suchend, hierherkam, trieben sich an diesem Ort auf der Jagd nach Beute auch fortwährend Löwen, Tiger und Leoparden herum.
Als wir dies entdeckten, waren wir so beunruhigt, daß wir zuerst daran dachten, unseren Standort zu wechseln, nachdem wir aber viel darüber beratschlagt hatten, beschlossen wir, unser Lager auf eine solche Weise zu befestigen, daß uns von ihnen keine Gefahr drohte, und dies geschah durch unsere Zimmerleute, die als erstes aus langen Stangen ringsum einen Palisadenzaun errichteten, denn wir hatten Holz genug; diese Stangen standen nicht wie bei einem Lattenzaun nebeneina nder, sondern wurden auf unregelmäßige Weise in den Boden gerammt, indem sie in großer Anzahl so aufgepflanzt wurden, daß der Zaun beinahe eine Tiefe von zwei Yard hatte – einige waren länger, andere kürzer, alle aber oben zugespitzt, und der Abstand zwischen ihnen betrug etwa einen Fuß, so daß jedes Tier, das darübersetzte, wenn es nicht glatt über die Stangen hinwegsprang, und das war sehr schwierig, an zwanzig oder dreißig Spießen hing.
Der Eingang bestand aus stärkeren Pfählen als der übrige Teil der Palisade, und sie waren so voreinandergesetzt, daß sie drei oder vier kurze Windungen bildeten, durch die kein Vierfüßler, der größer als ein Hund war, einzudringen vermochte; und damit uns nicht ein zahlreicheres Rudel auf einmal angriff und uns in unserem Schlaf störte, wie das zuvor geschehen war, so daß wir gezwungen wären, unsere Munition zu verschwenden, mit der wir sehr sparsam umgingen, unterhielten wir außerhalb des Eingangs unseres Palisadenzauns jede Nacht ein großes Feuer, und wir bauten für unsere beiden Wachen zum Schutz vor dem Regen gleich innerhalb des Eingangs, unmittelbar vor dem Feuer, eine Hütte.
Um dieses Feuer zu unterhalten, schlugen wir eine große Menge Holz und schichteten es zum Trocknen auf. Mit den grünen Zweigen fertigten wir ein zweites Dach für unsere Hütten an, das hoch und dicht genug war, um den Regen vom ersten abzuhalten, so daß wir trocken blieben.
Kaum hatten wir diese ganze Arbeit beendet, da begann es so heftig und so andauernd zu regnen, daß wir nur wenig Zeit hatten, uns auf der Suche nach Nahrung hinauszubegeben; unsere Neger freilich, die keine Kleidung trugen, schienen sich nichts aus dem Regen zu machen; für uns Europäer aber ist in diesem heißen Klima nichts gefährlicher.
Dort blieben wir vier Monate lang, das heißt von Mitte Juni bis Mitte Oktober, denn wenn auch der Regen ungefähr zur Tagundnachtgleiche aufhörte oder doch zumindest weniger heftig wurde, so beschlossen wir trotzdem, da die Sonne zu dieser Zeit genau senkrecht über uns stand, noch zu bleiben, bis sie sich ein wenig weiter nach Süden gewandt hatte.
Während wir dort unser Lager aufgeschlagen hatten, erlebten wir mehrere Abenteuer mit den Raubtieren dieser Gegend, und ich frage mich, ob unser ganzer Zaun, sosehr wir ihn auch später noch mit zwölf, vierzehn oder noch mehr Reihen von Pfählen verstärkten, ein Schutz für uns gewesen wäre, wenn wir unser Feuer nicht ständig am Brennen gehalten hätten. Sie störten uns stets während der Nacht, und manchmal kamen sie in solchen Mengen, daß wir glaubten, alle Löwen und Tiger, Leoparden und Wölfe Afrikas hätten sich zusammengerottet, um uns anzugreifen. Eines Nachts, so erzählte unser wachhabender Mann, glaubte er tatsächlich, bei hellem Mondschein zehntausend wilde Tiere der einen oder der anderen Sorte an unserem kleinen Lager vorbeiziehen zu sehen; jedesmal wenn sie das Feuer erblickten, wichen sie vor ihm aus, sobald sie aber vorbei waren, heulten oder brüllten sie, oder was immer die Laute waren, die sie von sich gaben.
Die Musik ihrer Stimmen klang alles andere als angenehm in unseren Ohren, und manchmal störte sie uns so, daß wir ihretwegen nicht schlafen konnten; oft riefen uns, die wir munter waren, auch unsere Wachen, damit wir hinauskämen und sie uns ansähen. In einer bewegten, stürmischen Nacht nach einem Regentag weckten sie uns sogar aus dem Schlaf, denn eine so zahllose Menge teuflischer Geschöpfe lief auf uns zu, daß unsere Wachen wirklich dachten, sie würden uns angreifen. Sie kamen nicht auf die Seite, wo
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