Kapitän Singleton
damit gänzlich voll und trat wieder alles so fest, wie er nur konnte. Als er damit fertig war, grub er in die obere Schicht ein Loch, das nicht ganz so tief wie ein großer Hut, aber etwas breiter war, hieß einen Neger Wasser hineinfüllen und, als es versickerte, das Loch von neuem füllen und ständig voll halten. Den Sack hatte er ungefähr in der Höhe von einem Fuß über dem Boden auf zwei Holzblöcke stellen und darunter einige unserer Häute ausbreiten lassen, um das Wasser aufzufangen. Nach etwa einer Stunde, nicht eher, begann es unten aus dem Sack zu tropfen, und zwar zu unserer großen Überraschung als gänzlich klares Süßwasser, und dies dauerte mehrere Stunden lang an; zum Schluß aber begann es etwas brackig zu werden. Als wir ihm das mitteilten, sagte er: „Nun, dann schüttet den Sand aus und füllt den Sack wieder.“ Ob er dies als ein von ihm erdachtes Experiment durchführte oder ob er es zuvor gesehen hatte, weiß ich nicht mehr.
Am nächsten Tag stiegen wir auf die Berggipfel, von wo die Aussicht wirklich verblüffend war, denn soweit das Auge blickte – nichts war zu sehen als nur eine riesige leere Wüste ohne einen Baum, ohne einen Fluß oder etwas Grünes. Die Oberfläche war, wie die Strecke, über die wir am Tage zuvor gekommen waren, mit einer Art dickem Moos von toter, schwarzer Färbung bedeckt, und nichts war daran, das aussah, als könne es Mensch oder Tier zur Nahrung dienen.
Hätten wir – wie beim erstenmal – ausreichend Vorräte und Trinkwasser gehabt, um zehn oder zwanzig Tagereisen weit durch diese Wüste zu ziehen, dann hä tten wir den Mut aufgebracht, es zu wagen, selbst dann, wenn wir hätten umkehren müssen, denn wir wußten nicht, ob wir bei einem Marsch nach Norden nicht das gleiche antreffen würden; aber wir hatten keine Vorräte und befanden uns auch nicht an einem Ort, wo wir sie uns hätten beschaffen können. Am Fuße dieser Berge erlegten wir ein paar wilde Tiere, aber außer zwei Exemplaren, die keinem Wild glichen, das wir je zuvor gesehen hatten, trafen wir auf keine Beute, die eßbar gewesen wäre. Diese beiden Geschöpfe waren eine Art Mittelding zwischen Büffel und Reh, aber doch wie keins von beiden, denn sie hatten keine Hörner, lange Beine wie Kühe und dabei einen schmalen Kopf und schlanken Hals wie Rehe. Mehrmals schossen wir auch einen Tiger sowie zwei junge Löwen und einen Wolf, aber Gott sei Dank waren wir noch nicht so weit gekommen, daß wir Aas gegessen hätten.
Bei dieser furchtbaren Aussicht wiederholte ich meinen Vorschlag, uns nach Norden zu wenden, zum Fluß Niger oder Rio Grande zu ziehen und dann westwärts zu den englischen Siedlungen an der Goldküste abzuschwenken. Alle stimmten dem bereitwillig zu, bis auf unseren Geschützmeister, der tatsächlich unser bester Führer war, wenn er sich auch diesmal irrte. Er empfahl, da unsere Küste jetzt nördlich liege, sollten wir schräg nach Nordwesten marschieren, so daß wir, wenn wir quer durch das Land zögen, vielleicht auf einen anderen Fluß stießen, der nach Norden in den Rio Grande mündete oder südlich hinunter zur Goldküste floß und uns auf diese Art den Weg weisen sowie unsere Mühe erleichtern könnte; außerdem, wenn das Land irgendwo bewohnt und fruchtbar war, dann gewiß an den Ufern der Flüsse, und nur dort könnten wir uns mit Proviant versorgen.
Dies war ein guter Rat und zu vernünftig, als daß wir ihn in den Wind geschlagen hätten, aber gegenwärtig standen wir vor der Frage, was wir tun sollten, um aus der furchtbaren Gegend, in der wir uns hier befanden, fortzukommen. Hinter uns lag eine Wüste, die uns schon fünf Tagesmärsche gekostet hatte, und wir verfügten nicht mehr über genügend Nahrung, um den fünftägigen Rückmarsch auf demselben Weg bewältigen zu können. Vor uns lag nichts als Schrecken, wie oben beschrieben, und so beschlossen wir, da der Kamm der Berge, auf denen wir standen, einigermaßen fruchtbar aussah und ziemlich weit nach Norden zu führen schien, uns dicht darunter auf dem östlichen Abhang zu halten, ihm zu folgen, so weit wir konnten, und uns sorgfältig nach Nahrung umzusehen.
Dementsprechend machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg, denn wir hatten keine Zeit zu verlieren, und zu unserer großen Erleichterung trafen wir, während wir weiterzogen, schon am ersten Tag auf einige Quellen mit sehr gutem Trinkwasser. Für den Fall, daß es wieder knapp würde, füllten wir alle unsere Wasserbeutel und nahmen es
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