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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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fünfhundert Pistolen in Gold besaßen und ebensoleicht fünfoder zehntausend oder noch mehr hätten haben können. Er sei nicht habsüchtiger als wir, da es aber in unserer Macht liege, unser Mißgeschick unverzüglich wettzumachen und für unser ganzes künftiges Leben Vorsorge zu treffen, hieße es, daß er sich uns gegenüber nicht treu verhalten und uns für das Gute, das wir ihm erwiesen hätten, keine Dankbarkeit zeigen würde, wenn er unsere Aufmerksamkeit nicht auf den Vorteil lenken wollte, den wir bei der Hand hatten, und er versicherte uns, er werde uns begreiflich machen, daß wir bei guter Einteilung und mit Hilfe unserer Neger innerhalb von zwei Jahren jeder hundert Pfund Gold gewinnen und vielleicht zweihundert Tonnen Elefantenzähne einsammeln konnten, wohingegen wir, wenn wir erst einmal zur Küste weiterzogen und uns trennten, diesen Ort niemals wiedersähen und uns nur übrigbliebe, uns so zu verhalten, wie es die Sünder mit dem Himmel hielten, die sich dorthin wünschten, jedoch wußten, daß er für sie unerreichbar war.
    Unser Wundarzt war der erste, der sich seinen Argumenten beugte, und nach ihm der Geschützmeister; sie hatten ebenfalls großen Einfluß auf uns, aber keiner der übrigen war gewillt zu bleiben, und auch ich nicht, wie ich zugeben muß, denn ich hatte keine Vorstellung von einer großen Menge Geld, noch was ich selbst anfangen oder mit dem Geld tun sollte, wenn ich es besaß. Ich glaubte, ich hätte bereits genug, und mein einziger Gedanke, wie ich es verwerten wollte, wenn ich wieder nach Europa kam, war, es so rasch wie möglich auszugeben, mir Kleidung zu kaufen, nochmals zur See zu fahren und wieder ein Knecht zu sein, um mir neues Geld zu beschaffen.
    Durch seine beredten Worte überzeugte er uns jedoch am Ende, wenigstens noch sechs Monate lang im Lande zu bleiben, und wenn wir dann beschließen würden weiterzuziehen, wollte er sich fügen. So gaben wir also endlich nach, und er führte uns etwa fünfzig englische Meilen weit nach Südosten, wo wir mehrere Wasserläufe fanden, die alle von der großen Bergkette im Nordosten zu kommen schienen; nach unserer Berechnung mußte auf dieser Seite die große Wüste beginnen, die uns gezwungen hatte, nach Norden auszuwe ichen, um sie zu umgehen.
    Hier fanden wir das Land recht kahl, hatten aber durch die Hinweise unseres Führers reichlich Nahrung, denn die Wilden brachten uns gegen einige Stücke unseres schon so oft erwähnten Krimskrams, was sie nur hatten, und hier fanden wir etwas Mais oder Indianerkorn, das die Negerfrauen aussäten, wie wir Samen in einem Garten aussäen. Unser neuer Versorgungsme ister befahl sogleich unseren Negern, es zu säen; es ging bald auf, und da wir es häufig bewässerten, brachten wir schon nach kaum drei Monaten eine Ernte ein.
    Sobald wir uns niedergelassen und unser Lager eingerichtet hatten, gingen wir wieder unserer alten Beschäftigung nach, nämlich in den oben erwähnten Flüssen nach Gold zu suchen, und unser englischer Gentleman verstand unsere Suche so gut zu leiten, daß unsere Arbeit kaum jemals umsonst war.
    Einmal fragte er, nachdem er uns für die Arbeit eingeteilt hatte, ob wir ihm erlauben wollten, sechs oder sieben Tage lang mit vier, fünf Negern auszuziehen, um sein Glück zu suchen und sich umzusehen, was er im Lande zu entdecken vermochte; er versicherte uns, was er auch fände, solle für den gemeinsamen Grundstock sein. Alle waren einverstanden; wir liehen ihm eine Flinte, und da zwei unserer Leute mit ihm gehen wollten, nahmen sie sechs von unseren Negern und zwei Büffel mit, die uns den ganzen Weg über begleitet hatten; sie führten einen Brotvorrat für acht Tage mit sich, jedoch kein Fleisch, außer einer für zwei Tage ausreichenden Ration Dörrfleisch.
    Sie zogen zum Kamm des schon erwähnten Gebirges hinauf, wo sie (wie unsere Leute danach versicherten) eben die Wüste sahen, die uns so begründeterweise Furcht eingejagt hatte, als wir uns auf ihrer anderen Seite befanden, und die nach unseren Berechnungen mindestens dreihundert Meilen breit und über sechshundert Meilen lang sein mußte, ohne daß wir wußten, wo sie endete.
    Das Tagebuch der Wanderung unserer Leute ist zu lang, als daß ich mich hier damit befassen könnte. Sie blieben zweiundfünfzig Tage lang fort und brachten uns dann etwas über siebzehn Pfund (wir besaßen keine genauen Gewichte) Goldstaub, darunter einige Stücke, die viel größer waren als alles, was wir bisher gefunden hatten, und

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