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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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ringsherum), um nach Vieh und, auf der Suche nach Früchten und Gemüse, nach 262
    einigen einheimischen Pflanzungen Ausschau zu halten, aber sie stellten zu ihrem Schaden bald fest, daß sie mehr Vorsicht walten lassen und jeden Busch und jeden Baum sorgfältig auskundschaften mußten, bevor sie sich aufs offene Feld wagten, denn etwa vierzehn unserer Leute, die weiter vordran-gen als die übrigen, betraten ein Gebiet, das bepflanzt zu sein schien, wie sie glaubten, aber es schien nur so, und ich denke, es war mit dem Rohr bewachsen, aus dem wir unsere Rohrstühle herstellen. Sie wagten sich also zu weit und wurden plötzlich von fast allen Seiten, so kam es ihnen vor, aus den Baumwipfeln mit Pfeilen überschüttet.
    Ihnen blieb nichts weiter übrig, als zu fliehen, wozu sie sich jedoch nicht entschließen konnten, bis fünf von ihnen verwundet waren, und sie wären auch nicht entkommen, wenn nicht einer von ihnen klüger gewesen wäre oder mehr nachgedacht hätte als die übrigen, indem er sich sagte, sie könnten zwar die Feinde nicht sehen und sie daher mit Schüssen nicht treffen, vielleicht aber werde der Knall ihrer Flinten sie erschrecken, und sie sollten sie deshalb einfach aufs Geratewohl abfeuern.
    Dementsprechend wandten sich zehn von ihnen um und schossen blindlings überallhin ins Rohr.
    Der Knall und das Feuer jagten den Feinden nicht nur Schrecken ein, sondern anscheinend hatten ihre Schüsse auch zufällig einige getroffen, denn sie stellten nicht nur fest, daß die Pfeile, die zuvor in dic hter Menge unter sie geflogen waren, ausblieben, sondern hörten die Eingeborenen auch auf ihre Weise einander zubrüllen und ein seltsames Geschrei von sich geben, rauher und auf unnachahmliche Weise merkwürdiger, als sie je eins gehört hatten – eher wie das Bellen und Heulen wilder Tiere im Wald, als von Menschenstimmen hervorge-bracht, nur schienen sie manchmal Worte zu rufen.
    Sie beobachteten auch, daß dieser von den Eingeborenen verursachte Lärm sich mehr und mehr entfernte, und so waren sie überzeugt, daß die Feinde sich auf der Flucht befanden, 263
    außer auf einer Seite, von wo sie ein jämmerliches Stöhnen und Heulen vernahmen, das eine Weile anhielt. Sie vermuteten, daß es von Verletzten stammte, die wegen ihrer Wunden jammerten, oder von anderen, die Tote beklagten. Unsere Leute hatten aber genug von Entdeckungen und machten sich nicht die Mühe, die Sache näher in Augenschein zu nehmen, sondern beschlossen, die Gelegenheit zum Rückzug zu ergreifen. Der schlimmste Teil ihres Abenteuers sollte jedoch noch folgen, denn auf ihrem Rückweg kamen sie an einem riesigen alten Baum vorbei, dessen Art ihnen unbekannt war, wie sie sagten; er stand jedoch da wie eine uralte, morsche Eiche in einem Park, auf der die Wildhüter auf einem Hochstand, wie sie es nennen, sitzen, um Wild zu erlegen, und befand sich unmittelbar vor der steilen Seite eines hohen Felsens oder Hügels, so daß unsere Leute nicht zu sehen vermochten, was sich dahinter befand.
    Als sie an diesem Baum vorbeikamen, wurden sie plötzlich aus seinem Wipfel mit sieben Pfeilen und drei Lanzen beschossen, die zu unserem großen Kummer zwei unserer Leute töteten und drei weitere verwundeten. Dies bestürzte sie um so mehr, als sie, ohne jeden Schutz und so nahe bei den Bäumen, jeden Augenblick erwarteten, daß weitere Lanzen und Pfeile geflogen kämen, und auch die Flucht konnte ihnen nicht helfen, denn anscheinend waren die Eingeborenen ausgezeic hnete Schützen. In dieser Not hatten sie glücklicherweise genügend Geistesgegenwart, dicht an den Baum heranzulaufen und sozusagen unter seinem Schirm stehenzubleiben, so daß die oben sie nicht erreichen, sie auch nicht sehen und daher ihre Lanzen nicht nach ihnen werfen konnten. Dies gelang und gab ihnen Zeit zu überlegen, was sie tun sollten. Sie wußten, daß ihre Feinde und Mörder sich über ihnen befanden, sie hörten sie sprechen, und jene wußten, daß sie sich hier unten aufhielten; die unten aber waren gezwungen, sich versteckt zu halten, aus Furcht vor den Lanzen von oben. Endlich glaubte 264
    einer unserer Leute, der ein bißchen schärfer Ausschau hielt als die übrigen, dicht über einem abgestorbenen Ast den Kopf eines der Eingeborenen zu sehen; der Kerl saß anscheinend auf dem Ast. Unser Mann gab sogleich einen Schuß ab und zielte so gut, daß die Kugel den Burschen in den Kopf traf; er stürzte sofort aus dem Baum herunter und schlug infolge der Höhe, aus der er

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