Kapitän Singleton
zahllosen Versuche wußten, die sowohl die Engländer als auch die Holländer von Europa aus unternommen hatten, um auf diesem Weg eine Passage in jene Teile der Welt zu entdecken; und da William ernsthaft in mich drang, nach Norden zu segeln und jene armen Leute zu retten, begann auch die Schiffsmannschaft zu dieser Ansicht zu neigen, und wir kamen, kurz gesagt, zu folgendem Beschluß: Wir wollten die Küste von Formosa anlaufen, um den Priester wiederaufzufinden und uns Näheres von ihm berichten lassen.
Dementsprechend fuhr die Schaluppe hinüber; als sie aber dort anlangte, waren die Schiffe leider schon ausgelaufen. Das bereitete unserer Suche nach ihnen ein Ende und brachte die Menschheit vielleicht um eine der ruhmvollsten Entdeckungen zum Wohle der gesamten Welt, die jemals gemacht wurden oder die man noch machen wird; dies aber möge hier genügen.
William war sehr beunruhigt darüber, daß uns diese Gelegenheit entgangen war, und er drängte uns allen Ernstes, nach Japan zu segeln und diese Leute zu suchen. Er erklärte uns, 258
sogar dann, wenn weiter nichts dabei herauskäme, als daß wir dreizehn arme, ehrliche Menschen aus einer Gefangenschaft retteten, aus der sie sonst niemals befreit würden und in der sie das barbarische Volk vielleicht früher oder später zur Verteidigung seines Götzendienstes ermorden mochte, auch dann also würde es sich für uns lohnen und in gewissem Maße das Unheil wettmachen, das wir in der Welt angerichtet hatten. Wir aber, die wir uns um das von uns angerichtete Unheil nicht scherten, sorgten uns noch weniger um irgendeine Wiedergut-machung, und so mußte er feststellen, daß solche Argumente wenig Gewicht bei uns hatten. Danach lag er uns ernsthaft auf der Seele, wir sollten ihm die Schaluppe überlassen, damit er allein dorthin fahren konnte, und ich erklärte ihm, ich hätte nichts dagegen einzuwenden; als er aber zu der Schaluppe kam, war keiner der Männer bereit, mit ihm zu fahren, denn die Sachlage war klar: Alle hatten einen Anteil sowohl an der Ladung des großen Schiffs als auch an der der Schaluppe, und der Wert dieser Ladung war so erheblich, daß sie sie keineswegs verlassen wollten, und so war der arme William zu seinem Kummer gezwungen, seine Absicht aufzugeben. Was aus diesen dreizehn Leuten geworden ist oder ob sie noch immer dort leben, vermag ich nicht zu sagen.
Wir waren jetzt am Ende unserer Fahrt; das, was wir erbeutet hatten, war so beträchtlich, daß es nicht nur genügte, sogar das habgierigste und ehrgeizigste Gemüt der Welt zu befriedigen, sondern es befriedigte tatsächlich auch uns, und unsere Leute erklärten, mehr begehrten sie nicht. Bei dem nächsten Beschluß ging es also um die Heimfahrt und darum, auf welchem Weg wir die Reise unternehmen wollten, damit uns die Holländer nicht in der Sundastraße angriffen.
Wir hatten uns hier ziemlich gut mit Vorräten versorgt, und da jetzt die Rückkehr des Monsuns bevorstand, entschlossen wir uns, südwärts zu steuern und nicht nur außerhalb der Philippinen, das heißt östlich von ihnen zu segeln, sondern 259
auch weiterhin Kurs auf Süd zu halten und zu versuchen, die Molukken, die Gewürzinseln und dann sogar auch Neuguinea und Neuholland hinter uns zu lassen, in wechselnde Winde zu gelangen und südlich des Wendekreises des Steinbocks nach Westen und über den großen Indischen Ozean zu segeln.
Dies schien tatsächlich auf den ersten Blick eine ungeheuer lange Reise zu sein, bei der wir Gefahr liefen, daß uns die Vorräte knapp würden. William erklärte uns mit allen Einzelheiten, wir seien unmöglich in der Lage, ausreichend Proviant für eine solche Fahrt mitzunehmen, vor allem nicht genügend Trinkwasser, und da es unterwegs kein Land gebe, das wir anlaufen könnten, um Vorräte an Bord zu nehmen, sei es Wahnsinn, die Reise zu wagen.
Ich machte mich jedoch anheischig, diesem Übel abzuhelfen, und redete deshalb den anderen zu, sich darüber keine Sorgen zu machen, denn ich wußte, daß wir uns in Mindanao, der südlichsten Insel der Philippinen, versorgen konnten.
Wir gingen also am 28. September unter Segel, nachdem wir hier alle Vorräte übernommen hatten, die wir zu erhalten vermochten. Der Wind sprang von Nordnordwest ein wenig nach Nordost zu Ost um, später aber wurde er zwischen Nordost und Ostnordost beständig. Wir brauchten neun Wochen für diese Fahrt, denn mehrmals zwang uns das Wetter, sie zu unterbrechen, und wir liefen bei sechzehn Grad zwölf Minuten eine
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