Kapitän Singleton
kleine Insel an, in deren Windschutz wir lagen und von der wir nie erfuhren, wie sie hieß; sie war auf keiner unserer Seekarten zu finden. Hier also gingen wir wegen eines gewaltigen Orkans oder Wirbelsturms, der uns in große Gefahr brachte, vor Anker. Wir lagen dort etwa sechzehn Tage lang, während der Wind sehr stürmisch und das Wetter ungewiß war.
An Land vermochten wir uns jedoch mit einigen Vorräten, wie Gemüsepflanzen, Wurzelgemüse und ein paar Schweinen, zu versorgen. Wir vermuteten, daß es auf der Insel Einwohner gab, sahen jedoch keine.
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Nachdem sich das Wetter wieder beruhigt hatte, segelten wir von dort weiter und gelangten zum südlichsten Teil von Mindanao, wo wir Trinkwasser und ein paar Kühe an Bord nahmen; das Klima war jedoch so heiß, daß wir nicht versuc hten, mehr Fleisch einzusalzen, als sich vierzehn Tage oder drei Wochen halten würde. Dann steuerten wir nach Süden, überquerten den Äquator, Gilolo blieb an Steuerbord, und wir fuhren entlang der Küste des Landes, das Neuguinea genannt wird und wo wir bei acht Grad südlicher Breite wieder anlegten, um uns mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen.
Dort stießen wir auf Einwohner, die jedoch vor uns flohen und gänzlich ungesellig waren. Von da aus hielten wir Kurs auf Süden und ließen alles hinter uns, was auf unseren Tabellen und Seekarten verzeichnet war; wir segelten weiter, bis wir zur Breite von siebzehn Grad gelangten, wobei der Wind noch immer von Nordost wehte.
Hier sahen wir Land im Westen, und nachdem wir es drei Tage lang in Sicht behalten hatten, während wir in etwa vier Seemeilen Entfernung entlang der Küste segelten, begannen wir zu fürchten, daß wir keine Durchfahrt nach Westen finden und deshalb gezwungen sein würden, wieder umzukehren und schließlich die Molukken anzulaufen; schließlich aber stellten wir fest, daß das Land endete und die Küste zum Westmeer hin verlief; nach Süden und Südwesten schien offenes Meer zu liegen, und von Süden kamen riesige Wogen angerollt, die uns zu verstehen gaben, daß dort weithin kein Land zu finden war.
Mit einem Wort, wir hielten auch weiterhin Kurs auf Süd, ein wenig westwärts, bis wir den südlichen Wendekreis überquert hatten, und dort fanden wir wechselnde Winde. Jetzt steuerten wir geradenwegs nach Westen und behielten diesen Kurs etwa zwanzig Tage lang bei; da entdeckten wir Land, unmittelbar vor uns und backbord voraus. Wir hielten direkt auf die Küste zu, denn wir wollten jetzt jede Gelegenheit wahrnehmen, uns mit frischem Proviant und Wasser zu versorgen, da wir 261
wußten, daß wir nun den riesigen, unbekannten Indischen Ozean befahren mußten, der vielleicht das größte Weltmeer ist, denn seine Wasser erstrecken sich, von nur wenigen Inseln unterbrochen, um den ganzen Erdball.
Wir fanden hier eine gute Reede und am Ufer einige Menschen; als wir aber landeten, flohen sie landeinwärts und wollten in keiner Weise Verbindung mit uns aufnehmen oder in unsere Nähe kommen, vielmehr schossen sie mehrmals Pfeile auf uns ab, die so lang waren wie Lanzen. Wir hißten weiße Fahnen als Friedenszeichen, aber entweder konnten sie es nicht verstehen, oder sie wollten nicht; im Gegenteil, sie durchbohrten unsere Parlamentärflagge mehrfach mit ihren Pfeilen, und so gelangten wir, mit einem Wort, niemals in ihre Nähe.
Wir fanden hier gutes Trinkwasser, wenn es auch einigerma-
ßen schwierig zu erhalten war; lebende Tiere aber konnten wir keine sehen, denn falls die Leute Rindvieh hatten, trieben sie es fort und zeigten uns nichts als nur sich selbst, und das zuweilen in drohender Haltung und in so beträchtlicher Anzahl, daß es uns vermuten ließ, die Insel sei größer, als wir zuerst angenommen hatten. Freilich kamen sie nicht, zumindest nicht offen sichtbar, nahe genug zu uns heran, daß wir uns mit ihnen hätten einlassen können, doch aber nahe genug, damit wir sie sehen und mit Hilfe unserer Ferngläser feststellen konnten, daß sie bekleidet und bewaffnet waren; ihre Kleidung bedeckte jedoch nur den unteren und den mittleren Teil ihres Körpers; sie hielten lange Lanzen, kurze Spieße sowie Bogen und Pfeile in den Händen und trugen etwas Großes, Hohes auf dem Kopf, das, wie wir glaubten, aus Federn hergestellt war und ähnlich aussah wie unsere Grenadiermützen in England.
Als wir sahen, daß sie zu scheu waren, sich in unsere Nähe zu wagen, begannen unsere Leute über die Insel auszuschwärmen, falls es eine war (denn wir gelangten nie
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