Kapitän Singleton
die bis in den Hügel führt, oder einen Gang, durch den sie unter dem Hügel hindurch an irgendeine andere Stelle gelangen können – wo die ist, wissen wir nicht, aber wenn mich nicht unser eigenes Mißgeschick daran hindert, werde ich diese Stelle finden und sie dort aufsuchen, bevor ich zwei Tage älter bin.“ Nun rief er die Zimmerleute und fragte, ob sie irgendwelche Sägen hätten, die groß genug waren, um den Stamm damit durchzusägen. Sie antworteten ihm, sie besäßen keine Sägen, die lang genug dazu seien, und man könne sich auch dann nicht in einen so riesigen alten Stamm hineinarbeiten, wenn man viel Zeit darauf verwendete, sie wollten sich aber mit ihren Beilen daran begeben und sich verpflichten, ihn in zwei Tagen umzuhauen und in zwei 269
weiteren die Wurzeln zu roden. William war jedoch für eine andere Methode, die sich als all dem überlegen erwies, denn er war für lautlose Arbeit, damit er möglichst ein paar von den Burschen darin fing. Er stellte also zwölf Mann mit großen Stangenbohrern an die Arbeit und ließ sie von der Seite her große Löcher in den Stamm bohren, die fast hindurchgingen, jedoch nicht ganz. Dies machte keinen Lärm, und als die Löcher fertig waren, füllte er alle mit Schießpulver und verstopfte sie mit starken Pfropfen, die er kreuzweise mit Bolzen befestigte; dann bohrte er jeweils ein schräges Loch von geringerem Umfang in das große hinunter, füllte die Bohrungen mit Pulver und brannte alle gleichzeitig an. Als sie Feuer fingen, gab es einen so lauten Knall, und der Baum wurde an so vielen Stellen auf eine solche Weise zum Bersten und Splittern gebracht, daß wir deutlich sahen: eine zweite Sprengung mußte ihn zerstören, und so war es auch. Nach dem zweiten Male konnten wir auf diese Weise an zwei oder drei Stellen unsere Hände in den Stamm hineinstecken und entdeckten eine Täuschung, nämlich vom Grund des hohlen Baumes aus war ein Loch oder eine Höhle in die Erde gegraben worden, die mit einer anderen, weiter drinnen liegenden Höhle verbunden war; von dort hörten wir die Stimmen einiger Wilder, die sich etwas zuriefen und miteinander sprachen.
Als wir so weit gekommen waren, hatten wir große Lust, zu ihnen zu gelangen, und William wünschte, daß ich ihm drei Mann mitgeben sollte, die mit Handgranaten ausgerüstet waren; er versprach, als erster hinunterzugehen, und tat dies auch voller Kühnheit, denn, alles, was recht ist, William hatte das Herz eines Löwen.
Sie hielten Pistolen in den Händen und hatten Säbel an der Seite, aber was sie den Eingeborenen zuvor mit ihren Stinktöpfen beigebracht hatten, zahlten diese ihnen jetzt in ihrer eigenen Münze heim, denn sie ließen soviel Rauch durch den Gang in die Höhle oder das Loch steigen, daß William und 270
seine drei Leute froh waren, schleunigst wieder hoch- und auch aus dem Baumstamm herauskommen zu können, da es ihnen an Luft mangelte, und sie wären tatsächlich fast erstickt.
Nie wurde eine Festung besser verteidigt und ein Angreifer auf so vielfältige Weise zurückgeschlagen. Wir waren jetzt dafür, es aufzugeben, und ich selbst rief William, um ihm zu sagen, ich könne nur darüber lachen, wie wir hier unsere Zeit für nichts und wieder nichts vertrödelten; ich fände es unsinnig, was wir hier täten, und ganz gewiß seien die Schufte dort drinnen äußerst gerissen; es wäre zwar für jeden ärgerlich, sich von ein paar nackten, unwissenden Kerlen an der Nase herumführen zu lassen, trotzdem aber lohne es sich für uns nicht, die Sache noch weiter zu treiben, und ich sähe auch nicht, welchen Gewinn uns die Eroberung brächte, wenn sie gelänge; deshalb dächte ich, es sei höchste Zeit, das Unterne hmen abzubrechen.
William gab zu, daß ich recht hatte und uns der Versuch nichts einbringen könne, als nur unsere Neugier zu befriedigen, und obwohl er der Sache sehr gern auf den Grund gegangen wäre, wollte er doch nicht darauf bestehen; deshalb beschlossen wir, Schluß zu machen und uns zu entfernen, und das taten wir. Bevor wir aber gingen, erklärte William, er wolle sich noch an den Eingeborenen rächen, indem er den Baum niederbrannte und den Eingang zur Höhle verschüttete.
Während er damit beschäftigt war, sagte der Geschützmeister zu ihm, er wolle auch gern Rache an ihnen nehmen, nämlich eine Mine aus der Höhle machen und feststellen, nach welcher Seite sie losginge. Darauf holte er zwei Fässer Schießpulver vom Schiff, stellte sie in die Höhle, soweit er es
Weitere Kostenlose Bücher