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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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dreißigtägigen Marsches, nachdem wir unsere Kanus zurückgelassen hatten, verlief alles recht gut; wir legten uns nicht fest, wann wir marschieren und wann wir haltmachen wollten, sondern richteten uns jeweils nach den Erfordernissen unserer Beque mlichkeit sowie der Gesundheit und des Wohlbefindens unserer Leute, sowohl unserer Diener wie auch unserer eigenen.
    Ungefähr in der Mitte dieses Marsches gelangten wir in eine tiefgelegene, flache Gegend, in der wir eine größere Anzahl 95
    von Einwohnern bemerkten, als wir zuvor irgendwo auf unserem Weg angetroffen hatten, schlimmer aber für uns war, daß wir in ihnen wilde, barbarische, heimtückische Menschen fanden, die uns zuerst als Räuber ansahen und sich in großer Menge zusammenrotteten, um uns zu überfallen.
    Unsere Leute waren anfangs sehr vor ihnen erschrocken und begannen eine außergewöhnlich heftige Angst zu zeigen; sogar unser schwarzer Prinz schien sich in großer Verwirrung zu befinden, aber ich lächelte ihm zu, deutete auf einige unserer Gewehre und fragte ihn, ob er nicht glaube, daß dasjenige, was die gefleckte Katze (so nannten sie den Leoparden in ihrer Sprache) zu töten vermochte, auch mit einem Schlag tausend dieser nackten Geschöpfe in den Tod befördern könne? Da lachte er und sagte, jawohl, das glaube er. „Nun, dann sag deinen Leuten, sie sollen sich vor diesen Menschen nicht fürchten, denn wir werden ihnen bald eine Kostprobe von dem geben, wozu wir in der Lage sind, wenn sie es wagen, sich mit uns einzulassen.“
    Wir überlegten jedoch, daß wir uns inmitten eines weiten Landes befanden und nicht wußten, wie viele Menschen und Völkerstämme uns umgaben; vor allem wußten wir nicht, wie sehr wir vielleicht die Freundschaft der Leute, unter denen wir uns gegenwärtig aufhielten, noch brauchen würden, und deshalb befahlen wir den Negern, alles zu versuchen, was sie nur konnten, um sie zu Freunden zu machen.
    So gingen dann die beiden Männer, die sich Bogen und Pfeile besorgt hatten, und zwei weitere, denen wir die beiden schönen Lanzen des Prinzen gaben, zusammen mit fünf anderen, die lange Stangen in den Händen trugen, voraus; hinter ihnen bewegten sich zehn unserer Leute auf die nächst-gelegene Eingeborenenortschaft zu, und wir alle standen bereit, ihnen zu Hilfe zu eilen, wenn es Anlaß dazu geben sollte.
    Als unsere Neger ziemlich nahe bei den Hütten angelangt waren, stießen sie ihre schrillen Schreie aus und riefen die 96
    Bewohner so laut an, wie sie nur konnten. Darauf kamen einige der Männer heraus und antworteten, und gleich danach erschien die ganze Ortschaft – Männer, Frauen und Kinder; unsere Neger mit den langen Stangen gingen ein paar Schritte vor, steckten sie in den Boden und traten dann wieder zurück, was in ihrem Lande ein Friedenszeichen war; die anderen verstanden jedoch dessen Bedeutung nicht. Nun legten die beiden mit Pfeil und Bogen Bewaffneten diese nieder, traten unbewaffnet vor und machten Gebärden des Friedens zu den Einheimischen hin, die endlich zu verstehen begannen. So legten zwei ihrer Männer Pfeile und Bogen nieder und kamen auf unsere Leute zu. Diese machten ihnen alle Zeichen der Freundschaft, die sie sich auszudenken vermochten; einige hoben die Hände zum Mund auf, um anzudeuten, daß sie Lebensmittel haben wollten, und die anderen taten, als seien sie erfreut und freundschaftlich gesinnt, kehrten zu ihren Kameraden zurück und sprachen eine Weile mit ihnen; dann kamen sie wieder näher und gaben durch Gebärden zu verstehen, daß sie noch vor Sonnenuntergang einige Vorräte bringen wollten, und so kehrten unsere Leute für diesmal sehr befriedigt zurück.
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang begaben sie sich wieder zu den Einheimischen, genau unter den gleichen Umständen wie zuvor; die anderen kamen verabredungsgemäß und brachten Rehfleisch, Wurzeln und dieselbe Sorte reisähnlichen Korns, die ich schon zuvor erwähnte. Unsere Neger, die mit einigem von unserem Messerschmied beigesteuertem Krimskrams ausgerüstet waren, gaben ihnen etwas davon, worüber sie sich unendlich zu freuen schienen, und sie versprachen, am nächsten Tag noch mehr Vorräte zu bringen.
    Dementsprechend kehrten sie am folgenden Tag wieder, aber unsere Leute bemerkten, daß ihre Anzahl viel größer war als zuvor. Da wir jedoch zehn Mann ausgeschickt hatten, die sich mit Feuerwaffen bereit hielten, und außerdem unsere gesamte Armee in Sichtweite stand, überraschten sie uns nicht sehr; der 97
    Verrat der

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