Kapitän Singleton
kehrt und liefen sogleich davon.
Wir kamen hier am oberen Teil des Flusses an vielen Einwohnern vorbei, und es war bemerkenswert, daß wir fast alle zehn Meilen auf einen anderen Volksstamm stießen, und jeder sprach seine eigene Sprache, oder aber ihre Sprache hatte unterschiedliche Dialekte, so daß sie einander nicht verstanden.
Alle besaßen viel Rindvieh, besonders am Flußufer, und am achten Tag dieser zweiten Flußfahrt gelangten wir durch eine kleine Negerortschaft, wo die Eingeborenen eine reisähnliche Kornart, die sehr süß schmeckte, angepflanzt hatten. Da uns die Einheimischen davon gaben, bereiteten wir daraus tadellose Brotlaibe, zündeten ein Feuer an und buken sie, nachdem die Glut fortgefegt war, recht gut auf dem Boden. Von da an litten wir keinerlei Mangel mehr an irgendeinem Proviant, den wir uns hätten wünschen können.
Da unsere Neger die Kanus zogen, kamen wir ziemlich rasch voran; nach unseren Berechnungen konnten es nicht weniger als zwanzig bis fünfundzwanzig englische Meilen am Tag sein.
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Der Fluß war auch weiterhin von der gleichen Breite und sehr tief, bis wir am zehnten Tag wieder an einen Wasserfall gelangten, denn eine Hügelkette kreuzte den Flußlauf, und das Wasser kam auf eine merkwürdige Weise von einer Stufe zur anderen die Felsen hinabgestürzt, so daß das Ganze eine Kette von Katarakten bildete, wie eine Kaskade, nur daß die Wasserfälle zuweilen eine Viertelmeile voneinander entfernt lagen und ihr Dröhnen undeutlich und beängstigend klang.
Wir dachten, nun habe die Schiffahrt für uns ein Ende gefunden, aber als drei von uns zusammen mit zwei Negern an einer anderen Stelle die Hügel bestiegen, um einen Überblick über den Verlauf des Flusses zu gewinnen, stellten wir fest, daß er, wenn wir ungefähr eine halbe Meile zu Fuß marschierten, wieder gut schiffbar wurde und vermutlich noch eine Weile so blieb. So riefen wir alle Mann zur Arbeit, luden unsere Fracht aus und zogen unsere Kanus an Land, um festzustellen, ob wir sie tragen konnten.
Bei dem Versuch ergab sich, daß sie sehr schwer waren; unsere Zimmerleute aber hieben in nur eintägiger Arbeit soviel Holz von der Außenseite der Boote ab, daß sie bedeutend leichter wurden und dabei doch ebensogut schwammen wie zuvor. Als dies getan war, hoben zehn mit Stangen ausgerüstete Leute eins der Kanus auf und trugen es ohne Schwierigkeiten. Daraufhin befahlen wir zwanzig Mann an jedes Kanu, damit jeweils zehn die anderen ablösen konnten, und so trugen wir alle Kanus und ließen sie wieder zu Wasser; danach holten wir unser Gepäck und beluden sie von neuem damit – das Ganze an einem Nachmittag, und am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg. Nach vier Tagen Treidelfahrt bemerkte der Geschützmeister, der unser Lotse war, daß wir nicht genau den richtigen Kurs einhielten, denn der Fluß wand sich ein wenig nach Norden, und er machte uns darauf aufmerksam. Wir wollten jedoch den Vorteil des Transports zu Wasser nicht aufgeben, wenigstens nicht, 94
solange wir nicht dazu gezwungen waren, und so bewegten wir uns langsam weiter; der Fluß diente uns noch etwa sechzig Meilen, dann aber wurde er schmal und seicht, nachdem wir an den Mündungen mehrerer kleiner Bä che oder Rinnsale, die sich in den Fluß ergossen, vorbeigekommen waren, und schließlich wurde der Fluß selbst zum Bach.
Wir treidelten, solange unsere Boote schwimmen wollten, noch zwei Tage bachaufwärts und hatten so etwa zwölf Tage auf diesem letzten Teil des Flusses verbracht, indem wir die Boote entlastet und das Gepäck ausgeladen hatten, das wir die Neger tragen ließen, denn wir wollten es uns möglichst lange leichtmachen; nach diesen zwei Tagen aber gab es, kurz gesagt, nicht einmal mehr genügend Wasser, daß eine Londoner Fähre darauf hätte schwimmen können.
Nun zogen wir ausschließlich an Land weiter, ohne jede Aussicht einer weiteren Beförderung zu Wasser. Unsere ganze Sorge um dieses Naß war künftig, uns mit genügend Trinkwasser zu versorgen, und deshalb kletterten wir auf den höchsten Punkt jedes Hügels, in dessen Nähe wir kamen, um das vor uns liegende Land zu übersehen und, so gut wir konnten, die für uns beste Route auszuwählen, auf der wir uns möglichst in den Niederungen und jeweils in der Nähe eines Wasserlaufs halten konnten.
Das Land war auch weiterhin grün, reichlich mit Bäumen bewachsen, von Flüssen und Bächen durchzogen und einigermaßen dicht besiedelt. Während eines ungefähr
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