Kapitän Singleton
umsehen, ob wir an diesem Ort vielleicht irgendwelches zu unserer Nahrung geeignetes Wild erlegen konnten. Der Geschützmeister, der in solchen Dingen umsichtiger war als ich, hieß den Vorschlag gut und setzte hinzu, vielleicht sollten wir auch versuchen, im See ein paar Fische zu fangen. Das erste, was wir dann tun mußten, war, uns zu bemühen, Angelhaken herzustellen, und dies forderte das Äußerste von unserem Mechaniker; nach einiger Arbeit und manchen Schwierigkeiten gelang es ihm jedoch, und wir fingen mehrere Sorten frischer Fische.
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Derjenige, der den See und die ganze Welt geschaffen hat, weiß allein, wie sie dorthin gelangt waren, denn ganz gewiß hatte keine Menschenhand sie jemals hineingesetzt noch einige herausgeholt.
Wir fingen nicht nur genügend, um sie uns gegenwärtig gut schmecken zu lassen, sondern trockneten auch eine Anzahl großer Fische – von welchen Arten, verma g ich nicht zu sagen
– in der Sonne, wodurch wir unseren Vorrat an Proviant erheblich vergrößerten, denn die Sonnenhitze dörrte sie ohne jedes Salz so gründlich, daß sie innerhalb eines Tages völlig haltbar, trocken und hart waren.
Wir ruhten uns hier fünf Tage lang aus und hatten während dieser Zeit so manches belustigende Erlebnis mit den wilden Tieren – öfter, als ich hier erzählen kann. Eins davon war etwas Besonderes: ein Wettlauf zwischen einem Löwenweibchen oder einer Löwin und einem großen Reh, und obwohl dieses von Natur aus ein sehr gewandtes Tier ist, an uns vorbeiraste wie der Wind und einen Vorsprung von vielleicht dreihundert Yard vor der Löwin hatte, sahen wir doch, daß diese sich ihm dank ihrer Kraft und ihrer guten Lungen immer mehr näherte.
Sie stürmten im Abstand von einer Viertelmeile an uns vorbei; wir behielten sie noch eine gute Weile im Auge und hatten sie schon aufgegeben, da kamen sie zu unserer Überraschung etwa eine Stunde später an unserer anderen Seite wieder zurückge-jagt, und nun war die Löwin nur noch dreißig oder vierzig Yard von dem Reh entfernt. Beide rannten mit äußerster Anstrengung, das Reh erreichte den See, sprang hinein und schwamm nun um sein Leben, wie es zuvor darum gelaufen war.
Die Löwin setzte ihm nach ins Wasser, schwamm ein kurzes Stück hinter ihm her, kehrte dann aber um, und als sie wieder an Land gelangt war, ließ sie ein so fürchterliches Gebrüll ertönen, wie ich es noch nie im Leben gehört hatte, so als sei sie wütend über den Verlust ihrer Beute.
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Wir gingen stets am Morgen und am Abend ins Freie und erholten uns während des übrigen Tages im Zelt. Eines frühen Morgens aber sahen wir einen anderen Wettlauf, der uns unmittelbarer anging als der erste, denn unser schwarzer Prinz wurde, als er das Seeufer entlangging, von einem riesengroßen Krokodil verfolgt, das aus dem Wasser kam und sich auf ihn stürzen wollte, und obwohl er sehr behende lief, hatte er doch alle Mühe, dem Tier zu entkommen. Er rannte, so schnell er es vermochte, auf uns zu, und wir wußten wahrhaftig nicht, was wir tun sollten, denn man hatte uns erzählt, daß keine Kugel in ein Krokodil eindringen könne, und zunächst fanden wir das bestätigt, denn obgleich drei unserer Leute auf die Bestie schossen, kümmerte sie sich nicht darum; mein Freund, der Geschützmeister, aber, der ein wagemutiger Bursche mit kühnem Herzen und großer Geistesgegenwart war, trat so nahe an das Tier heran, daß er ihm die Mündung seiner Flinte ins Maul stoßen konnte, gab Feuer, ließ dann jedoch seine Waffe fallen und rannte noch im Augenblick des Abfeuerns davon, so rasch er nur konnte. Das Krokodil tobte eine ganze Weile, ließ seine Wut an der Flinte aus und grub die Spuren seiner Zähne sogar in das Eisen ein; nach einiger Zeit aber erschlaffte es und verendete.
Unsere Neger streiften während dieser ganzen Zeit auf der Suche nach Wild am Seeufer entlang und erlegten schließlich drei Rehe für uns, darunter ein sehr großes, während die anderen beiden klein waren. Auf dem See gab es auch Wasservögel; wir gelangten jedoch niemals nahe genug zu ihnen heran, um sie zu schießen, und was die Wüste betraf, so sahen wir darin keine Vögel, sondern gewahrten sie nur am See.
Wir erlegten auch drei oder vier Zibetkatzen; ihr Fleisch gleicht jedoch dem schlimmsten Aas. Aus der Ferne erblickten wir viele Elefanten und beobachteten, daß sie stets in großer Gesellschaft, das heißt in beträchtlicher Anzahl gemeinsam wanderten, und immer in gut auseinandergezogener
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