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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Kampfli-115
    nie. Man sagt, dies sei ihre Art, sich vor Feinden zu schützen, denn wenn Löwen oder Tiger, Wölfe oder andere Bestien sie angreifen, stellen sie sich in einer manchmal fünf oder sechs Meilen langen Linie auf, und alles, was ihnen in die Quere kommt, wird mit Gewißheit von ihren Füßen zertrampelt, von ihren Rüsseln in Stücke geschlagen oder in die Luft geschle udert, so daß auch hundert des Wegs kommende Löwen oder Tiger, wenn sie auf eine Linie von Elefanten treffen, stets schleunigst kehrtmachen, bis sie genügend Platz sehen, um rechts oder links an ihnen vorbeizulaufen. Ansonsten ge länge es auch nicht einem von ihnen zu entkommen, denn der Elefant ist zwar ein plumpes Tier, aber mit dem Rüssel so gewandt und flink, daß er unfehlbar auch den schwersten Löwen oder irgendein anderes wildes Tier aufhebt, es über seinen Rücken hoch in die Luft schleudert und dann mit den Füßen zu Tode trampelt. Wir erblickten mehrere solcher Kampflinien; eine war so lang, daß ihr Ende nicht abzusehen war, und ich glaube, daß dort vielleicht zweitausend Elefanten in einer Reihe oder Linie gingen. Sie sind keine Beutejäger, sondern leben wie Ochsen von den Gräsern des Feldes, und man sagt, daß ihnen trotz ihrer Größe doch eine kleinere Menge Heu genügt, als sie ein Pferd braucht.
    Die Anzahl dieser Tiere dort in der Gegend ist unvorstellbar groß, wie aus der gewaltigen Menge von Zähnen zu schließen ist, die wir in der weiten Wüste sahen; wir fanden hundertmal soviel Elefantenzähne wie Zähne anderer Tiere.
    Eines Abends erlebten wir eine große Überraschung. Die meisten von uns hatten sich bereits zum Schlafen auf die Matten gelegt, als unsere Wachen zu uns gerannt kamen, erschreckt von dem plötzlichen Gebrüll einiger Löwen, die dicht neben ihnen aufgetaucht waren und die sie anscheinend, da die Nacht sehr finster war, nicht gesehen hatten, bis sie sich unmittelbar neben ihnen befanden. Es war, wie sich erwies, ein alter Löwe mit seiner ganzen Familie, denn außer dem alten 116
    König, der ungeheuer groß war, befanden sich auch die Löwin und drei Junge dort. Eines der kräftig gewachsenen Jungen sprang an einem wachhabenden Neger hoch, der das Tier bis dahin noch nicht bemerkt hatte; er schrie voller Angst und kam ins Zelt gerannt. Unser zweiter Mann, der ein Gewehr hatte, war zunächst nicht geistesgegenwärtig genug, um auf den Löwen zu schießen, sondern schlug mit dem Kolben seiner Flinte auf ihn ein, worauf dieser ein wenig winselte und ihn dann entsetzlich anknurrte. Der Mann zog sich jedoch zurück, und da wir sämtlich alarmiert waren, packten drei unserer Leute ihre Flinten, liefen zum Eingang des Zelts, wo sie den großen alten Löwen am Funkeln seiner Augen wahrnahmen, und schossen zuerst auf ihn; sie verfehlten ihn jedoch, wie wir glaubten; jedenfalls töteten sie ihn nicht, denn die Tiere liefen alle davon und erhoben ein fürchterliches Gebrüll, das, als hätten sie um Hilfe gerufen, eine große Anzahl von Löwen und anderen wütenden Bestien, welcher Gattung wußten wir nicht, herbeilockte; wir konnten sie nicht sehen, aber rings um uns erhob sich ein Lärm, Geheul und Gebrüll und erklangen ähnliche Laute der Wildnis, als hätten sich alle Bestien der Wüste versammelt, um uns aufzufressen.
    Wir fragten unseren schwarzen Prinzen, was wir mit ihnen tun sollten. „Ich gehen“, sagte er, „und sie alle erschrecken.“ Er packte also zwei oder drei unserer schlechtesten Matten, veranlaßte einen unserer Leute, Feuer zu schlagen, hing die Matten auf eine lange Stange und zündete sie an; sie loderten draußen eine ganze Weile, und sämtliche Bestien machten sich davon, denn wir hörten sie in großer Ferne brüllen und ihre bellenden Laute von sich geben. „Nun“, sagte unser Geschützmeister, „wenn das genügt, brauchen wir unsere Matten nicht zu verbrennen, die ja unsere Matratzen sind, auf denen wir liegen, und unsere Decken, unter denen wir schlafen. Laßt mich nur machen“, sagte er. Dann kehrte er in unser Zelt zurück und begab sich daran, irgendein künstliches Feuerwerk 117
    herzustellen; er gab davon unseren Wachen, damit sie es zur Hand hatten, wenn sie es brauchten. Insbesondere steckte er ein großes Stück griechisches Feuer auf dieselbe Stange, auf die unser schwarzer Prinz die Matte gebunden hatte, zündete es an, und dort brannte es so lange, daß uns alle wilden Tiere vorerst mieden.
    Wir begannen jedoch einer solchen Gesellschaft müde zu sein,

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