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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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Raum.
    Clara nahm Trebeaux’ Kopf in die Beuge ihres muskulösen Arms und riss ihn ansatzlos herum. Das Knacken der Halswirbel, die den Test nicht bestanden, war nicht lauter als ein Fingerschnippen. Für einen kurzen Moment zappelte der Banker wild mit den Beinen, doch Clara hielt ihn in dem Griff, bis das Strampeln aufhörte, dann ließ sie ihn zu Boden sinken.
    »Ich hätte ihn nicht davon abhalten sollen, vom neunundzwanzigsten Stock aus in die Tiefe zu tauchen«, sagte Clara.» Nebenbei bemerkt, ein grandioser Einfall von dir, Walkinghorse. Während er da oben hing, hat er sich voll geschissen. Kopfüber ist das gar nicht so einfach, aber er hat’s gepackt.«
    Sie tastete an Lennys Halsschlagader nach dem Puls. »Dieser Schaumschläger hat sich mir gegenüber gebrüstet, was er mit Renseller angestellt hat. Hat sich wohl eingebildet, so bei mir punkten zu können. Er war so versessen darauf, den Harten zu mimen. Nicht eine Sekunde ist ihm in den Sinn gekommen, dass er dem jefe ans Bein pinkeln könnte. Er hat wirklich geglaubt, das würde ihm mehr Respekt einbringen. Stolz wie ein Pfau ist er hier hereinspaziert, nachdem Fernando um das Treffen gebeten hatte. Dabei sollte er nur eine Zwischenlösung sein, verstehst du, damit Fernie in aller Ruhe nach einem neuen Supergringo Ausschau halten kann. Aber Lenny hat sich eingebildet, die Beförderung wäre von Dauer. Und was hat er erreicht? Er hat seine Lebenserwartung drastisch verkürzt. Nun, wir werden den Verlust verschmerzen können.«
    Sie kam zu mir herüber und kniff mir sanft in die Wange. »Wir sehen uns in der Hölle, Walkinghorse.«
    Ich sah ihr in die Augen. Sie hatte es ernst gemeint.

Dreiundvierzig
    »Die Azteken«, erklärte Solís, »verabreichten ihren Menschenopfern toloatzin, damit sie ihrem Schicksal nicht ins Auge blicken mussten. Es war ein Narkotikum, die Gabe eine gütige Geste. Anders, als so oft angenommen, waren sie gläubige Menschen und keineswegs grausam. Dass ich Drogen transportiere, ist Ausdruck der Güte gegenüber den Gringos. Es ist sehr schwer, ohne Drogen in den Vereinigten Staaten zurechtzukommen. Der Druck, erfolgreich sein, sich die Anerkennung anderer sichern zu müssen, ist für einige ungeheuer groß und so suchen sie … olvido, das Vergessen. Meine Branche unterscheidet sich in ihrer Bedeutung kaum von der der Alkoholproduzenten – el narcótico mayor en el norte. Los yanquis necesitan sus juiski.«
    »Whiskey gehört nicht zu meinen Lieblingsdrogen«, erwiderte ich. »Aber gegen eine Margarita hätte ich jetzt nichts einzuwenden.«
    Solís lachte so herzlich, dass sein Matadoren-Zopf anfing zu zittern. El jefe war in aufgeräumter Stimmung, zu Witzen aufgelegt. Der Ruf seiner Bank hatte anständig gelitten, was sich auch in wirtschaftlichen Verlusten niederschlagen würde, doch Solís war optimistisch, beinahe aufgekratzt. Schließlich meinte das Leben es gut mit ihm und die Verluste würde er mit seinem Brokering zehnmal wettmachen.
    »Wussten Sie, dass die amerikanischen Tabakkonzerne ihre Produkte in Länder wie Kanada schmuggeln, um die hohen Steuern zu umgehen?«, sagte er. »Mit diesem illegalen Handeln verdienen sie Abermillionen.«
    »Alle sind korrupt, wollen Sie das damit sagen?«
    »Korruption ist die Regel, señor Walkinghorse. Oder haben Sie, ein Mann mit Erfahrung, das noch nicht verstanden?«
    »Ich bin nicht korrupt.«
    »Dann hat sich Ihnen bisher keine entsprechende Gelegenheit geboten. Und jetzt wird es nicht mehr dazu kommen. Pero verabschieden Sie sich von diesem Selbstbetrug, bevor Sie ins Grab steigen. Jeder Mensch ist käuflich.«
    Wir saßen in seinem Lincoln und fuhren nach Süden, Richtung Samalayuca. Wenn Victor sich ausgetobt hatte, würde man mich auf dem Friedhof der narcotraficantes verscharren, wo niemand mich fände.
    Die Wüste um Samalayuca dient den maquilas als Entsorgungsgebiet für ihre hochgiftigen Stoffe – in der Hauptsache radioaktiv verseuchtes Eisen und Kobalt.
    Niemand würde in einem kontaminierten Landstrich wie diesem nach Leichen buddeln.
    Victor saß am Steuer, Solís auf dem Beifahrersitz und ich hinten im Wagen, Handgelenke und Knöchel mit Klebeband gefesselt. Die Leichen von Trebeaux und Forbes hatte man, verpackt in Säcken, in den geräumigen Kofferraum verfrachtet. Bei jedem Schlagloch rumpelte es hinter mir im Kofferraum. Clara war im Haus zurückgeblieben und kümmerte sich um Jillians Leiche.
    Ich blendete Solís aus und schloss die Augen. Ich war wieder

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