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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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bisher eingefallen, es abzuhängen. Dann fiel ihr Blick auf mein Schwarzenegger-Poster – ein Foto vom jungen Arnold am Muscle Beach, eine nackte Blondine auf den Schultern und die riesigen Hände um ihre Schenkel gelegt. Jillian schmunzelte. »Nett haben Sie’s hier«, meinte sie.
    »Mir gefällt’s«, sagte ich.
    »Kein Grund, gleich in die Defensive zu gehen.«
    »Wenn jemand deine Wohnung als nett bezeichnet, gehst du automatisch in die Defensive.«
    »Aber es ist nun mal nett hier. Die kleine Küche, die Kunststoffmöbel, die herrlich geschmacklosen Bilder. Das hat was. Manchmal wünschte ich, ich könnte in dieser Einfachheit leben, ohne diesen prahlerischen Luxus.«
    »Nichts leichter als das«, sagte ich. »Spenden Sie Ihr ganzes Geld der Wohlfahrt. Ohne prahlerischen Luxus zu leben ist ein Vorzug der Armut.«
    Sie legte die Hand auf meinen Arm. Ich spannte an.
    »Nur ist das nicht so leicht, wie Sie denken«, sagte sie.
    »Was? Einfach zu leben oder das Geld weggeben?« Ihre Nägel gruben sich jetzt in meinen Arm, fest genug, um ein Kribbeln zu erzeugen.
    »Geld ist eine Leine. Je mehr man hat, desto kürzer wird sie. Sie glauben nicht, wie sehr große Vermögen ihre Besitzer beherrschen.«
    Das alles war eine Art Ouvertüre für irgendetwas. Doch ich hatte es nicht eilig, die Sache auf den Punkt zu bringen. Jillian verschränkte die Arme und besichtigte meinen knapp 28 qm großen Palast. Sie öffnete den kleinen Kühlschrank und musterte meine Auswahl an Raps-, Oliven- und Leinöl. Sie begutachtete den Tofu, die Gemüsebratlinge und die Freilandeier.
    »Was ist das für ein Zeug?«, fragte sie, die Flasche mit dem Noni-Saft in der Hand.
    »Das ist aus Hawaii. Ein Heilmittel.«
    »Ein Heilmittel? Sind Sie unpässlich, mein Lieber?«
    »Reine Vorbeugung. Das hält einen gesund und munter.«
    »Sie machen einen absolut gesunden und munteren Eindruck«, sagte sie.
    Sie betrachtete die Lebensmittel auf den Regalen, schaute in den offenen Kleiderschrank, testete mit der flachen Hand das Bett. »Oh, das Bett ist schrecklich«, sagte sie. »Sicher haben Sie ständig Rückenschmerzen.«
    »Wenn ich’s mir leisten könnte, würde ich mir eine Posturepedic kaufen.«
    »Sie können es sich leisten, mein Lieber«, erwiderte sie.
    »Sie haben zweitausend Dollar und es kommt noch was hinzu.«
    »Genau darüber sollten wir uns unterhalten, nicht wahr?«
    »Nein, sollten wir nicht. Lösen Sie einfach die Schecks ein. Das Geld gehört Ihnen, so wie wir es vereinbart hatten.«
    »So hatten wir es nicht vereinbart.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns auf fünfhundert die Woche verständigt haben.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass dem nicht so war.«
    Sie setzte sich aufs Bett. »Okay, nehmen wir mal an, dem war nicht so. Wo liegt für Sie das Problem, Geld anzunehmen, für das Sie nicht gearbeitet haben?«
    »Man muss immer arbeiten, um Geld zu bekommen.«
    »Ich habe Sie nicht gebeten, etwas dafür zu tun. Was mich betrifft, ist dieser Teil der Abmachung erledigt.«
    Sie nahm meine Hand und zog mich zu sich hinunter. Ich wartete auf keine weitere Einladung, sondern küsste sie. Es war ein gieriger Kuss.
    »Zieh mich aus«, flüsterte sie.
    Ich tat es, mit zitternden Händen.
    »Bist du normal veranlagt – ich meine, sexuell gesehen?«, fragte sie. Dabei zog sie den Reißverschluss meiner Hose auf und langte hinein.
    »Was ist schon normal«, erwiderte ich.
    Später, in der Dusche, sagte sie: »Neben dir komme ich mir richtig winzig vor.«
    Meine Duschkabine ist größer als meine Küche. Die geräumigen Duschen mit den eingebauten Sitzen waren eine Besonderheit des alten Motels, die mehr Gäste anlocken sollte. Einst hatte man sie auf einem heute nicht mehr vorhandenen Schirmdach als ›Römische Bäder‹ bezeichnet. Die Bäder waren groß genug, um fidele Motelgäste zu einem, wenn auch beschränkten Handballspiel unter der Dusche zu animieren.
    Ich fühlte mich wie ein fideler Motelgast, schnappte mir Jillian und setzte sie mir auf die Schultern wie das Mädchen auf dem Arnold-Poster. »Huch!«, sagte sie, als ihr Kopf die Decke streifte.
    Dann fickten wir noch mal, dieses Mal im Comanche-Style – wie Pferde – unter fließendem Wasser. Beim Comanche-Style gibt es keinerlei Zärtlichkeit oder Romantik, kein Von-Angesicht-zu-Angesicht verwandter Seelen. Es ist Ficken wie im Steinzeitalter, zwei namenlose, hormongetriebene Körper, gefangen im Auftrag des Fleisches. Sie kam heftig.
    Ich fühlte ihre

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