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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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vermied es gerade noch, ›Herr Oberinspektor‹ durch die kleine Ansammlung von Menschen zu brüllen.
    Juricek sah sich kurz irritiert um. »Ah, Korber«, sagte er dann. »Wieder wohlauf, wie ich sehe. Sie auch hier?«
    »Es hat sich so ergeben.«
    »Bei mir ebenfalls. Viele Tage gibt es nicht, an denen man sich so etwas gönnen kann. Jetzt habe ich beinahe ein schlechtes Gewissen, weil ich gestern im Konzert und heute im Kino war.«
    »Ein fataler Film.«
    »Das können Sie ruhig laut sagen. Da hat man viel zu viel Geschrei drum gemacht.«
    »Wird Maria bestraft werden?«, entfuhr es Korber beim Ausgang.
    »Darüber habe ich nicht zu befinden«, sagte Juricek. »Gewusst hat sie’s, aber Mittäterin war sie keine. Also Kopf hoch. So schlimm wird es schon nicht werden.«
    Als sie draußen waren, setzten beide ihre Schritte zunächst etwas unsicher, so als wollte jeder vom anderen herausfinden, in welche Richtung er zu gehen beabsichtigte. »Ich mache noch einen Sprung ins ›Heller‹«, meinte Korber schließlich. »Kommen Sie mit?«
    »Eine gute Idee. Ich habe ohnedies noch eine Kleinigkeit mit Leopold zu besprechen. Gestern war er dazu ja viel zu aufgeregt. Ihretwegen.«
    »Ja, ich war dumm«, gab Korber kleinlaut zu. »Aber es geht schon wieder.«
    »Dann nichts wie los. Ich bin bei dem müden Film durstig geworden.«

     
    *

     
    Im Café Heller arbeitete Leopold auf Hochtouren. Überall sollte er zugleich sein. Er wieselte nur so zwischen den Tischen herum, und sein »Bitte sehr, bitte gleich«, »Ein Sekunderl noch, gnä’ Frau«, »Zahlen gewünscht, bitte« war deutlich zu hören. Als Juricek und Korber ihre Bestellung bei ihm aufgaben, raunte er ihnen nur bedeutungsvoll »Montag ist« zu, dann war er wieder verschwunden.
    Es dauerte ein wenig, bis sich die Situation entspannte und er Zeit für einen Tratsch an der Theke mit seinen Freunden fand. »Montag ist ein übler Tag«, erklärte er dann. »Da haben wir die ganze Laufkundschaft. Alle kommen auf ein Getränk und wollen schnell wieder fort. Die Stammgäste kann man ruhig sitzen lassen und einmal überhören, wenn sie noch etwas wollen. Aber wenn diese Nervösen ständig bei der Tür hereinschneien, hat man keine Ruhe. Und was hat euch beide zusammengeführt?«

    »Morgen ist Dienstag«, sagte Korber lakonisch.

    »Ich weiß. Aber das wird wohl nicht der Grund sein«, meinte Leopold irritiert.

    »Doch. Wir haben uns diesen komischen Film im Kino angesehen und uns zufällig getroffen«, warf Juricek ein.
    »Ach so? So einen Schwachsinn schaust du dir auch schon an, Richard? Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Was sagt denn da deine slawische Seele dazu?«

    »Es hatte quasi berufliche Gründe«, verteidigte Juricek sich.
    »Tatsächlich?«, fragte Leopold neugierig.
    »Ja. Wir haben neben Fellners Leiche das hier gefunden«, sagte Juricek und zog einen kleinen, durchsichtigen Plastikbeutel aus seiner Manteltasche. »Eine Kinokarte für den Film ›Morgen ist Dienstag‹, für die Abendvorstellung am Mittwoch voriger Woche. Wir meinten zuerst, Fellner sei möglicherweise einen Tag vor seinem Tod dort gewesen.«
    Leopold hätte gerne gewusst, wie sehr man die Röte sehen konnte, die jetzt in seinem Gesicht aufstieg.
    »Zunächst haben wir der Sache keine größere Bedeutung beigemessen«, fuhr Juricek fort. »Dann haben wir doch jemanden hingeschickt, um herauszufinden, ob Fellner vielleicht jemandem im Kino aufgefallen ist und ob er eine Begleitung hatte.«
    »Und?«, fragte Korber interessiert.
    »Nichts«, sagte Juricek. »Fehlanzeige. Nach heutigem Stand der Dinge können wir davon ausgehen, dass sich Ingrid Grabner den Film angesehen hat, wahrscheinlich zusammen mit Maria Hinterleitner. Das Thema könnte die beiden interessiert haben. Und die Karte ist dann aus Ingrids Hosentasche gerutscht, als sie Fellner wegstieß, wahrscheinlich hatte sie vorher ihre Hand drinnen. Interessant ist jedoch etwas anderes.«
    »Was?«, kam es kleinlaut von Leopold.
    »Es war nach Auskunft der Dame in der Kasse noch eine Person im Kinocenter und hat nach Fellner und dem Film gefragt. Ein Herr in unserem Alter, leicht untersetzt, schon etwas höherer Haaransatz. Wie konnte noch jemand auf diesen Zusammenhang kommen, frage ich mich. Was sagt dir dein kriminalistischer Scharfsinn in diesem Fall, Leopold?«
    Er hatte es also die ganze Zeit über gewusst. Die ganze Zeit über hatte Juricek von der Kinokarte gewusst. »Zufall?«, meinte Leopold so unschuldig wie

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