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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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heuchelte
er? Böhnke konnte keinen Unterton aus dessen Stimme herausfiltern.
    »Er vertraut Ihnen doch und ich
vertraue ihm. Er ist doch ebenso Alemannen-Fan wie ich. Und Alemannen-Fans sind
per se gute Menschen.«
    »Gilt das dann auch für Lipperichs
Sohn?« Böhnke hatte keine Lust, sich mit Nebensächlichkeiten abzugeben, die ohnehin
nichts ändern würden. Er kam lieber sofort zu seinem Anliegen.
    »Wieso?« Sümmerling reagierte verblüfft.
»Keine Ahnung. Die Familiengeschichte des Mannes kenne ich nicht. Ich weiß jetzt
erst, dass er Lipperich heißt. Ohne Sie hätte ich selbst das nicht erfahren.« Er
log nach Böhnkes Ansicht mit einer Selbstverständlichkeit, die ihn fast schon faszinierte.
Der Kommissar konnte sich nicht vorstellen, dass der Journalist am Morgen die Telefonnummer
herausgerückt hatte, ohne im Gegenzug den Namen und andere Informationen zu erhalten.
Aber es war müßig, darauf einzugehen.
    »Von Ihnen erfahre ich überhaupt
nichts.« Böhnke griff schnell den Faden auf, den Sümmerling, wahrscheinlich unbeabsichtigt,
gesponnen hatte. »Sie schreiben etwas Unsinniges über Kardinals Tod und im Blitz
lese ich, dass jemand bei dessen Tod nachgeholfen haben soll«, lästerte er. »Was
und wie recherchieren Sie eigentlich?«
    »Können Sie morgen alles lesen«,
antwortete Sümmerling eingeschnappt.
    »Morgen kann ich schon tot sein«,
konterte Böhnke ehrlich und frech. »Dann will ich doch wenigstens noch wissen, was
ich für meine Abo-Gebühren bekommen würde.«
    Sümmerling lachte. »Na gut. Weil
Sie es sind. Aber nur, wenn Sie versprechen, erstens: mit niemandem darüber zu reden,
und zweitens, wenn Sie mir behilflich sind. Aber dazu später.« Er räusperte sich.
»Also, aus welchen Gründen auch immer, hat ein Kollege vom Blitz aus Köln die Info
gesteckt bekommen, dass die Obduktion von Kardinal einen positiven Befund gebracht
hat. Er hat die Staatsanwaltschaft mit seinem Wissen konfrontiert und die konnte
nicht dementieren. Heute gab es dann die Pressemitteilung, dass in Kardinal ein
Mittelchen gefunden wurde. Nun ermittelt man in alle Richtungen, wie es so schön
heißt.«
    Alle Richtungen, das konnte alles
oder nichts bedeuten, konnte auf eine Selbsttötung von Kardinal ebenso hindeuten
wie auf das Handeln eines anderen.
    »Wer könnte denn ein Motiv haben,
Kardinal zu töten? Oder hat er sich doch selbst umgebracht?«, fragte Böhnke nachdenklich.
    Wieder lachte Sümmerling ins Telefon.
»Das mit dem Selbstmord, das ist dem Kerl durchaus zuzutrauen, und auch, dass er
seinen eigenen Selbstmord noch als Mord tarnt. Der war durch und durch gerissen,
frech und brutal. Der hat wahrscheinlich mehr Feinde in seinem Umkreis als es Sandkörner
an einem Strand gibt.«
    »Ich kenne ihn nicht«, warf Böhnke
ein. »Der Mann ist mir gänzlich fremd.«
    »Ich kenne ihn auch nicht«, sagte
Sümmerling. »Ich habe nur von einem befreundeten Kollegen aus Köln einige Informationen
bekommen, beziehungsweise, er will mir am Montag einmal seine Handakte über Kardinal
als Kopie zukommen lassen. Aber eigentlich interessiert uns das in Aachen nur am
Rande.«
    »Es sei denn, es ist ein Fan auf
dem Tivoli gestorben oder es gibt einen kriminellen Hintergrund, der nach Aachen
reicht«, warf Böhnke dazwischen.
    »Richtig.« Sümmerling stockte für
einen Augenblick. »Wenn jemand anderes diese Bemerkung gemacht hätte, hätte ich
sie so hingenommen. Wenn Sie, der ehemaligen Leiter der Mordkommission, diesen Einwurf
machen, werde ich stutzig. Haben Sie etwa eine Ahnung, Herr Kommissar?«
    »Nein«, antwortete Böhnke kurz angebunden.
Er sah keine Veranlassung, Walter und Josef Lipperich ins Gespräch zu bringen.
»Was vermuten Sie denn?«
    Sein Versuch, das Gespräch wieder
zu führen, gelang. Wer fragt, der führt.
    Und Sümmerling antwortete. »Ich
vermute irgendeinen Zoff zwischen Fans. In Aachen interessiert es doch keinen Hosenknopf,
was ein Kölner Ratsherr lokalpolitisch macht. Der war als Fan der Geißböcke auf
dem Tivoli und hat den Besuch nicht überlebt. Ich gebe zu, wie und wer dazu beigetragen
hat, ist völlig unklar. Aber alles andere als ein Streit zwischen Fans macht meines
Erachtens keinen Sinn. So dreist sind selbst die Dummbacken vom Rhein nicht, dass
sie ihre lokalpolitischen Leichen gewissermaßen vor der Haustür von Karl dem Großen
ablegen. Blöd ist nur, dass die vermeintlichen Mörder dem Kardinal alles Zeug abnahmen.
So wird daraus möglicherweise ein Raubmord gemacht. Oder was

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