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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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musste ja dann nicht
ausgerechnet ein Funkloch geben, wenn er eine Verbindung benötigte.
    In diesem Café war offensichtlich
und deutlich hörbar kein Funkloch vorhanden.
    Böhnke beeilte sich und lächelte
verlegen, als er mit dem Handy am Ohr zu seinem Tisch zurückkehrte, auf dem das
nicht bestellte, aber dennoch gewünschte Gedeck stand.
    Das Display zeigte einen Unbekannten
als Gesprächspartner an, was Böhnke zu einem knurrenden »Ich höre« als Begrüßung
veranlasste.
    »Hallo, ich bin es, Walter Lipperich.
Spreche ich mit Kommissar Böhnke?«
    »Wenn Sie diese Nummer absichtlich
gewählt haben, werden Sie wohl auch mit ihm sprechen«, antwortete Böhnke unhöflich.
Er musste nicht lange überlegen, um zu ahnen, von wem Lipperich diese Telefonnummer
erhalten hatte. Das würde ein Nachspiel haben, nahm er sich grimmig vor.
    »Was machen
Sie denn für Sachen, Herr Lipperich. Erst klappen Sie mir mitten in meinem schönen
Huppen­broich mir nichts, dir nichts zusammen, dann kommen Sie in unser kleines,
wunderbares Krankenhaus nach Simmerath und dann verduften Sie heimlich still und
leise. Finde ich, ehrlich gesagt, nicht gerade gut. Wo sind Sie jetzt?«
    »Ich bin in Holland an der Nordsee.
Hier kann ich mich besser erholen. Ich hatte doch nur einen Kreislaufzusammenbruch.
Ist ja nichts Schlimmes. Ich habe gestern Abend noch meinen Sohn Josef angerufen.
Der hat mich heute am frühen Morgen schon abgeholt und nach Holland gebracht.«
    »Warum sind Sie denn nicht nach
Aachen zurück?« Der Typ kam Böhnke immer merkwürdiger vor. Was spielte der für ein
Spiel?
    »Was soll
ich denn in Aachen?«, entgegnete Lipperich mit einer Gegenfrage. »Nein, hier in
Holland ist das Klima viel besser. Außerdem muss ich unser Ferienhäuschen mal wieder
auf Vordermann bringen.«
    Erneut so eine
Merkwürdigkeit, dachte sich Böhnke. Wie konnte sich so ein ärmlich gekleideter alter
Mann ein Ferienhaus an der niederländischen Nordseeküste leisten?
    »Soll ich
Ihnen bei der Reinigung oder Renovierung helfen?«, fragte er höflich.
    »Bloß nicht!«, lachte Lipperich.
»Ich brauche meine Ruhe und außerdem brauchen Sie nicht zu wissen, wo genau ich
bin.«
    Böhnke schüttelte ungehalten den
Kopf. »Und nur, um mir das zu sagen, rufen Sie mich an?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete
Lipperich schnell. »Ich wollte von Ihnen nur wissen, ob Sie was über Kardinal herausbekommen
haben.«
    »Das wollte ich Ihnen heute im Krankenhaus
berichten, aber Sie wollten ja lieber Meeresklima statt Krankenhausatmosphäre schnuppern.«
Definitiv die bessere Alternative, wie sich Böhnke eingestand. »Es ist wohl tatsächlich
so, dass Kardinal ohne Fremdverschulden aus dem Leben schied.«
    »Und das glauben Sie?«, fragte Lipperich
schnell.
    »Warum sollte ich es nicht glauben.
Immerhin ist das eine offizielle Stellungnahme der Staatsanwaltschaft und der Polizei.
Ihr Freund Sümmerling hat es heute so in der AZ geschrieben.« Böhnke hustete kurz.
»Sie können also beruhigt sein. Ihr Sohn hat Kardinal nicht umgebracht.«
    »Das kann ich nicht glauben«, erwiderte
Lipperich langsam.
    »Haben Sie denn nicht mit ihm über
Kardinal gesprochen? Er wird Ihnen doch bestimmt auch gesagt haben, dass er nichts
damit zu tun hat.«
    »Ich habe ihn zwar gefragt, aber
er hat nicht direkt geantwortet. Jedenfalls habe ich den Eindruck, als habe Josef
den Kardinal gekillt.«
    Böhnke fiel es schwer, Verständnis
zu zeigen. »Ihnen wäre es wohl gar nicht so unlieb, wenn Ihr Sohn Kardinal getötet
hätte, was?«
    Lipperich schwieg lange. »Ich hätte
nichts dagegen, wenn ich ehrlich bin.« Bevor Böhnke reagieren konnte, fuhr er fort:
»Und deshalb wollte ich Sie ja bitten zu ermitteln, weil Sie ein fairer Mann sind.«
    »Und als fairer Ermittler teile
ich Ihnen mit«, unterbrach Böhnke ihn erzürnt, »dass Kardinal nicht durch ein Fremdverschulden
ums Leben kam.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben«,
wiederholte sich Lipperich schwer atmend. »Kardinal ist kein Typ, der so aus dem
Leben scheidet. Das passt mit Sicherheit nicht zu ihm und das hat der nicht verdient.«
Damit beendete er das Telefonat.
    Musste er sich das antun? Böhnke
verneinte diese Frage für sich, während er gedankenvoll im kalt gewordenen Kaffee
rührte. Warum sollte er sich mit Verrückten beschäftigen? Sollte Lipperich doch
glauben, was er wollte. Die Fakten waren eindeutig. Ein wenig ärgerte er sich. Warum
war Lipperich so zufrieden damit, dass Kardinal tot war? Der Alte

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