Kardinalspoker
kommunalpolitischer Verstrickungen
sterben musste, solange habe ich Zweifel an Lipperichs Täterschaft.«
»Es sei denn,
Lipperich handelte im Auftrag von Müller«, fiel ihm der Anwalt mit einer Alternative
ins Wort.
»Aber auch diese Möglichkeit räumt
meine Bedenken gegen Müller nicht aus«, hielt Böhnke dagegen. »Im Gegenteil.«
Eine geraume Zeit betrachtete Grundler stumm den Pensionär.
»Was ist, mein Freund?«, fragte
Böhnke schließlich verwundert.
Sein Besucher grinste gequält. »Ich
weiß nicht, was richtig ist. Vielleicht kannst du mir helfen.«
»Also los, was ist?« Böhnke setzte
sich aufs Sofa in der Erwartung, sein junger Freund würde über private Probleme
reden wollen. Er würde alles dafür tun, Sabine und Tobias wieder zu versöhnen.
Aber er lag mit seiner Vermutung
vollkommen daneben.
»Wie du weißt, hat Sybilla Großknecht
aus der Wohnung von Kardinal Unterlagen und Dateien geholt. Ich habe inzwischen
die Daten ausgewertet.«
»Und?«
»Wenn du die Daten richtig interpretierst,
kann es nur politische Gründe geben, weswegen Kardinal sterben musste.«
»Aha«, kommentierte Böhnke gedehnt.
Er verstand noch nicht und machte sich auf eine längere Erklärung gefasst. Doch
wieder kam es anders, als er vermutet hatte.
»Ich werde dir die Dateien auf einer
CD-ROM zukommen lassen. Ich liefere sie zusammen mit einem Laptop in der Apotheke
bei Lieselotte ab«, schlug Grundler vor. »Ich weiß bloß nicht, wie ich mich gegenüber
Müller verhalten soll, denn der wird auch in den Unterlagen von Kardinal erwähnt.
Und wirklich nicht im positiven Sinne.«
»Also in einem Sinne, dass er ein
Motiv für einen Mord haben könnte«, folgerte Böhnke.
So sei es, bestätigte der Anwalt.
»Diese Datei entlastet demnach Lipperich?«
»Nicht unbedingt«, widersprach Grundler,
»es könnte genauso gut sein, dass sie ihn belastet, quasi als Auftragstäter für
Müller.«
»Interessant«, brummte Böhnke nachdenklich.
Er erkannte die Zwickmühle, in der sich Grundler befand. Präsentierte er seine Informationen
der Staatsanwaltschaft, musste er erklären, woher er sie hatte, und brachte damit
eventuell die Familie Großknecht ins Gespräch. Schwieg er, würde er eventuell den
Mörder von Kardinal decken oder doch dessen Auftraggeber und seinen Mandanten ans
Messer liefern.
»Was soll ich tun?«
»Gute Frage, keine Antwort. Ersatzfrage«,
meinte Böhnke. Er suchte nach einem anderen Ansatz. »Was ist denn mit Adamczik und
Büchse. Warum werden die beiden Kerle ermordet, wenn bei dem Mord an Kardinal politische
Motive zugrunde liegen sollten? Die beiden Typen hatten doch mit der Kommunalpolitik
überhaupt nichts im Sinn. Oder irre ich mich?«
»Das ist ja das Blöde«, entgegnete
Grundler. »Die Kerle hingen mit Kardinal zusammen, waren so eine Art gelegentliche
Handlanger für ihn, vermute ich jedenfalls. In gewisser Weise war es folgerichtig,
auch sie aus dem Weg zu räumen, nachdem Kardinal eliminiert war. Kannst du alles
auf der CD nachverfolgen.«
Böhnke trat an die große Fensterfront
und schaute in den Garten, der langsam in den Regenmassen ertrank. »Das eine tun,
das andere nicht lassen«, sagte er ziemlich zusammenhanglos gegen die Scheibe. Dann
drehte er sich entschlossen zu Grundler. »Ich würde die Dateien aus der CD herauskopieren,
die auf einen kommunalpolitischen Hintergrund schließen lassen, und diese quasi
präparierte CD Müller schicken. Ich bin gespannt, wie er darauf reagiert. Außerdem
würde ich Lipperich mit den Informationen konfrontieren, die sich über ihn in den
Unterlagen finden. Und erst ganz zum Schluss würde ich die Staatsanwaltschaft in
Kenntnis setzen, wenn mir klar wäre, was tatsächlich Sache ist.«
»Gut. Und wer garantiert mir, dass
die Staatsanwaltschaft nicht gemeinsame Sache mit Müller macht? Siehe Lustreisen-Affäre.
Da hat die Staatsanwaltschaft schön ruhig gehalten, als sich das Innenministerium
einschaltete. Die wollten alle ihre Ruhe haben und haben alles unter den Teppich
gekehrt. Waren ja auch alle Parteien betroffen.«
»Haben denn Kardinals Informationen
ebenso eine Sprengkraft wie der Rohrkrepierer Luxusreisen?«
»Mehr«, behauptete Grundler. »Da
könnten tatsächlich Köpfe rollen. Aber das kannst du besser alles selber herausfinden.«
Der aus der Form geratene Anwalt hievte sich stöhnend aus dem Sessel. »Du hast mir
übrigens genau das geraten, was ich machen wollte. Ich schicke Müller anonym die
Infos zu, die mit ihm
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