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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Funkstille zwischen Sabine und Tobias beendet war.
    »Können Sie mich mit Tobias verbinden?«,
fragte er.
    »Eigentlich soll ich ihn nicht stören,
weil er über der Satzung für meine Stiftung brütet. Aber für Sie gilt die Anweisung
natürlich nicht.«
    Für einige Sekunden war die Verbindung
unterbrochen, dann meldete sich Grundler. »Frauen«, knurrte er, »die lassen uns
einfach nicht in Ruhe arbeiten. Was willst du schon wieder?«
    »Was schon? Das kannst du dir doch
denken. Oder hast du deinen Scharfsinn in dem Maße in Afrika verloren, wie du an
Körpermasse zugelegt hast?«
    Grundler lachte schallend. »Du bist
und bleibst der höflichste Mensch der Welt. Aber gut. Ich mach’s, egal, was es ist.«
    »Du weißt, was es ist?«
    »Klaro, ich habe doch heute Morgen
auch die Zeitung gelesen. Du willst, dass ich den mutmaßlichen Mörder von Kardinal
verteidige. Kannst du mir denn mit dem Namen dienen? Er ist mir entfallen.«
    Tatsache oder Bluff? Böhnke schenkte
sich die Überlegung. »Der Inhaftierte heißt Josef Lipperich.«
    »Das reicht. Alles andere kannst
du mir später erzählen. Und über das Honorar können wir uns auch später einig werden.«
    »Darüber brauchen wir nicht zu verhandeln«,
warf Böhnke rasch ein. »Du kannst es mit meinem Honorar für die Bemühungen im Fall
Müller verrechnen.«
    »Du Pfennigfuchser«, lästerte der
Anwalt, »aber jetzt lege endlich auf, ich muss dringend mit der Staatsanwaltschaft
telefonieren. Nur eine Frage noch: Ist Josef Lipperich schuldig oder nicht?«
    Er ist wohl schuldig, dachte sich
Böhnke und sagte: »Unschuldig.«
     
    Aus einiger Entfernung hatte er auf dem Friedhof das Vorfahren eines
Autos gehört, das Zuschlagen einer Fahrertür und das Aufbrausen eines Motors, als
habe es der Fahrer eilig, schnell wieder aus Huppenbroich wegzukommen. Eine Minute
später beobachtete er den kleinen Mann, der auf dem Weg in seine Richtung kam. Walter
Lipperich ließ sich schnaufend neben ihm auf der Bank nieder. Er war viel zu warm
gekleidet für diesen ungewöhnlich milden Herbsttag.
    »Hier ist es wärmer als wie in Holland«,
bemerkte Lipperich zur Begrüßung, womit er sich eindeutig als Aachener zu erkennen
gab. »Das Taxi hat ein Heidengeld gekostet, aber ich wollte es Ihnen ins Gesicht
sagen, dass ich bitter enttäuscht bin. Sie hatten mir versprochen, meinen Sohn zu
schützen!«
    Sollte er sich gegen diesen haltlosen
Vorwurf zur Wehr setzen? Lipperichs Sicht der Dinge war schlichtweg falsch und sie
würde sich nicht ändern, selbst wenn er versuchte, ihm die Augen zu öffnen.
    »Was wissen Sie?«, fragte Böhnke.
    »Nichts. Josef hat mich heute angerufen
und mir gesagt, dass man ihn verhaftet hat.«
    »Weswegen?«
    »Na, wegen dem Mord an dem Kardinal.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein. Wieso?«
    Böhnke musterte seinen schwitzenden
Banknachbarn, der verkniffen in die Leere stierte. »Nun, wie ich weiß, will die
Polizei Ihrem Sohn auch noch zwei andere Morde anhängen, die an einem Wolfgang Adamczik
und an einem Heinz-Willi Büchse. Sie haben recht gehabt mit Ihrer Befürchtung und
Sie haben die Morde ebenso wenig verhindern können wie ich. Obwohl«, Böhnke betrachtete
Lipperich streng, »Sie die Möglichkeit hatten, Ihren Sohn zurückzuhalten. Ich dagegen
hatte doch keine Chance.«
    Langsam spürte Böhnke die Vergangenheit
aufsteigen; zwar noch unbestimmt und ungenau, aber mehr und mehr in die Erinnerung
drängend.
    »Außerdem
haben Sie von Anfang an aus mir einen Hampelmann gemacht. Warum haben Sie mir verschwiegen,
dass Ihre beiden anderen Söhne bei Verbrechen sterben mussten, an denen Kardinal
mitgewirkt haben könnte?«
    Lipperich ließ seinen Blick weiter
ins Nichts schweifen. »Das ist doch wohl meine Sache. Das geht Sie überhaupt nichts
an.«
    Böhnke machte sich keine Mühe, Lipperich
zu verstehen. Der Alte brabbelte Schwachsinn. Oder war der Schwachsinn Methode?
    »Was gedenken Sie jetzt zu tun,
Herr Böhnke?«
    Der Kommissar a. D. schluckte. »Ich
werde den Teufel tun. Ich bin raus aus der Geschichte.«
    »Sind Sie nicht«, widersprach Lipperich
heftig. »Sie haben von mir den Auftrag, meinem Sohn zu helfen. Dafür bekommen Sie
von mir viel Geld.« Lipperich kramte in seinem Wintermantel und zog einen Briefumschlag
hervor. »Hier sind die ersten 10.000 Euro für Sie.« Er legte den Umschlag auf Böhnkes
Oberschenkel. »Also, was machen Sie als Nächstes?«
    Erstaunen spiegelte sich auf Böhnkes
Gesicht. Was machte der Kerl mit ihm? Mechanisch

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