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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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kaufmännische
Ausbildung beendet und verdiente dazu noch zum ersten Mal Geld. Ich war einfach
nur fasziniert von der Macht und dem Einfluss, die Kardinal auf seine Umgebung ausübte.
Dass diese Macht darauf beruhte, dass er die anderen bedrohte, verprügelte oder
ihnen Sachen wegnahm, habe ich nicht wahrgenommen.« Sie griff zur nächsten Zigarette,
die sie in aller Ruhe anzündete. »Plötzlich war ich schwanger. Wir haben geheiratet
und von diesem Zeitpunkt an war ich nur noch sein Werkzeug. Ich durfte nichts, er
machte alles. Ich ging arbeiten, er tat, was er wollte. Aber es waren wohl auch
viele krumme Dinger dabei. Sie kennen ja bestimmt sein Vorstrafenregister und die
Verfahren gegen ihn?«
    Die Frau wartete Böhnkes Bestätigung
nicht ab und fuhr sachlich fort. »Entweder saß Kardinal im Knast oder er gab mein
Geld aus. Erst mein Erspartes, dann nahm er einen Kredit auf. Wir verschuldeten
uns, mussten wegen ausbleibender Mietzahlungen mehrmals die Wohnungen wechseln.
Dann erbte ich das Haus meiner Eltern. Ich habe es verkauft, er hat das Geld verprasst.«
    »Haben Sie denn nie an Scheidung
gedacht?«
    »Einmal habe ich davon gesprochen,
und ich habe es bitterlich bereut. Kardinal hat mich in seiner Wut windelweich geprügelt.
Danach hatte ich, ehrlich gesagt, Angst um mein bisschen Leben. Das ging sogar so
weit, dass ich ihn um Erlaubnis gefragt habe, wenn ich unsere Wohnung verlassen
wollte. Er drohte, mich überall aufzuspüren, wenn ich abhauen würde. Das würde ich
büßen müssen. Und er würde mir meinen Sohn wegnehmen.« Die Frau sah Böhnke emotionslos
an. »So war mein Leben an der Seite von Kardinal.«
    Kopfschüttelnd füllte Böhnke ihre
Teetasse auf. »Bis dass der Tod euch scheidet«, murmelte er vor sich hin. »Wie haben
Sie von seinem Tod erfahren?«
    Er musste auf die Antwort warten.
Zunächst zündete sich seine Besucherin die nächste Zigarette an.
    »Lassen Sie mich der Reihe nach
berichten«, schlug die Frau vor. »Es ist wohl ein knappes Jahr her, da verschwand
Kardinal quasi über Nacht aus unserer Wohnung. Seitdem hat er nicht mehr bei uns
geschlafen und nicht mehr mit uns gesprochen. Ich habe aus meinem Bekanntenkreis
erfahren, dass er mit einer Nachtclubbedienung zusammenleben würde. Aber so richtig
verfolgt habe ich diese Spur nicht. Ich war irgendwie froh, dass dieser schreckliche
Typ nicht mehr in meiner Nähe war. Und dann war er plötzlich tot.« Sie lächelte
schwach. »Am liebsten hätte ich gejubelt und gefeiert.«
    »Aber Sie haben fluchtartig Köln
verlassen«, wandte Böhnke ein. »Warum?«
    »Ganz einfach.« Die Frau blies eine
Rauchwolke in Richtung Böhnke. »Es war wohl am Morgen, nachdem Kardinal in Aachen
zu Tode kam. Da erhielt ich Besuch von einem der alten Kumpel meines Mannes, den
ich nur als Fuzzy kannte. Er erklärte mir, Kardinal sei tot und er wolle bei mir
einen Karton abholen. Ich wusste gar nicht, was er meinte. Er faselte die ganze
Zeit von einer Zweitwohnung von Kardinal, womit ja wohl nur meine Wohnung gemeint
sein konnte, und von einem Karton voller Präservative, die Kardinal gebunkert haben
sollte. Als ich sagte, ich wisse von nichts, wurde er richtig fuchsig. Man würde
ohne Zweifel Wege und Möglichkeiten finden, an den Karton zu kommen. Und ich dürfte
mich schon einmal darauf vorbereiten, in der nächsten Zeit viel Besuch von seinen
Freunden zu bekommen. Wenn sich erst einmal herumgesprochen habe, dass Kardinal
nicht mehr lebe, würden wohl einige, bei denen er in der Kreide stand oder die er
betrogen hatte, bei seiner Witwe anklopfen und ihr Recht einfordern. Ich könnte
mich auf einiges gefasst machen.« Sie entledigte sich der Kippe im Aschenbecher.
»Da habe ich es vorgezogen, von der Bildfläche zu verschwinden und Köln den Rücken
zu kehren.« Sie lächelte wieder. »Nach Unterlagen und anderen Dingen brauchen Sie
mich nicht zu fragen. In meiner Kölner Wohnung ist nichts.«
    »Und Sie wissen nicht, wo Ihr Mann
gewohnt oder gearbeitet hat? Es könnte ja sein, dass er auch nicht mehr in Köln
lebte.«
    »Keine Ahnung«, sagte die Frau und
wirkte dabei auf Böhnke absolut glaubwürdig. Er schenkte sich die Frage nach der
Wohnung von Kardinal in Aachen.
    Die Frau nippte am erkalteten Tee.
»Da gab es nur noch einmal eine kleine Sache. Die ist vielleicht unbedeutend. Dieters
Patenonkel hat beobachtet, wie eine aufgetakelte Bordsteinschwalbe an meiner Wohnungstür
stand und wohl zu mir wollte. Als ihr niemand öffnete, ist sie abgezogen und

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